Poirot Rechnet ab
Katze.
»Oh, ich vergaß vorzustellen«, sagte Japp. »Mr Poirot, das ist Mr Burt vom amerikanischen Geheimdienst.«
Des Amerikaners erfahrene Finger tasteten die Katze ab, und seine Augen leuchteten auf, denn er hatte das, was er suchte, gefunden.
»Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben«, sagte Mr Burt.
Das Mysterium von Hunter’s Lodge
» I mmerhin«, murmelte Poirot, »wäre es möglich, dass ich noch einmal mit dem Leben davonkomme.«
Diese Bemerkung des rekonvaleszenten Influenzapatienten schien mir als Zeichen wieder erwachender Lebensfreude begrüßenswert. Ich selbst war vor Poirot Opfer dieser Krankheit gewesen. Jetzt saß er aufrecht in seinem Bett, zahlreiche Kissen im Rücken, den Kopf in einen wollenen Schal gewickelt, und schlürfte einen ganz besonders scheußlich schmeckenden Kräutertee, den ich genau nach seinen Angaben bereitet hatte. Seine Augen ruhten mit Vergnügen auf einer säuberlich ausgerichteten Reihe von Medizinflaschen, die das Kaminsims zierte.
»Ja, ja«, fuhr mein kleiner Freund fort. »Noch einmal bin ich von den Toten auferstanden, ich, der große Hercule Poirot, der Schrecken der Bösewichter! Nicht genug des Ruhms, mon ami, wie Sie wissen, widmet man mir eine Spalte in der Rubrik Gesellschaft s klatsch. Ja, so ist es, ihr Mädchen, Hercule Poirot – er ist ein wahrer Herkules! Wagt euch heraus, ihr Verbrecher, wisst ihr warum? Hercule Poirot, der beliebte Detektiv der vornehmen Gesellschaft, kann euch nicht fassen, er liegt mit Influenza im Bett.«
Ich lachte.
»Fein, Poirot! Sie werden noch ein großer Mann. Glücklicherweise haben Sie während Ihrer Krankheit nichts besonders Interessantes versäumt.«
»Das ist wahr. Die wenigen Fälle, die ich ablehnen musste, habe ich nicht bedauert.«
Unsere Wirtin steckte ihren Kopf zur Tür herein.
»Da unten ist ein Herr, er sagte, er müsse Sie sehen, Monsieur Poirot, oder Sie, Captain. Da er sehr aufgeregt war und sich trotzdem immer noch wie ein Gentleman benahm, habe ich seine Karte heraufgebracht.«
Sie gab mir die Visitenkarte. »Mr Roger Havering«, las ich. Poirot deutete mit dem Kopf zum Büchergestell, und gehorsam zog ich Who’s Who heraus. Poirot nahm es mir ab und blätterte schnell in den Seiten. »Zweiter Sohn des fünften Baron Windsor. Heiratete Zoe, vierte Tochter von William Crabbe.«
»Hm!«, sagte ich. »Ich glaube eher, es ist das Mädchen, das am Frivolity spielte – nur nannte sie sich damals Zoe Carrisbrook. Ich erinnere mich, dass sie kurz vor dem Krieg heiratete.«
»Würden Sie, Hastings, liebenswürdigerweise hinuntergehen und hören, welches die besonderen Nöte und Sorgen unseres Besuchers sind. Sagen Sie ihm, ich bedaure tief…«
Roger Havering war ein Mann von ungefähr vierzig Jahren, gut gewachsen und von eleganter Erscheinung. Er sah jedoch aufgelöst aus, und er war unzweifelhaft sehr erregt.
»Captain Hastings? Sie sind Monsieur Poirots Partner, soviel ich weiß. Es ist dringend – er muss heute noch mit mir nach Derbyshire hinauskommen.«
»Ich fürchte, dass dies unmöglich ist«, antwortete ich. »Poirot liegt krank zu Bett – Influenza.«
In seinem Gesicht zeigte sich tiefe Niedergeschlagenheit.
»Lieber Gott, das ist ein schwerer Schlag für mich.«
»Ist die Angelegenheit sehr ernst?«
»Lieber Gott, ja! Mein Onkel, der beste Freund, den ich auf der Welt habe, ist letzte Nacht ermordet worden.«
»Hier in London?«
»Nein, in Derbyshire. Ich war in der Stadt und bekam heute Morgen ein Telegramm von meiner Frau. Sofort, nachdem ich es erhalten hatte, beschloss ich, Monsieur Poirot zu bitten, den Fall zu übernehmen.«
»Wenn Sie mich einen Augenblick entschuldigen wollen«, sagte ich, denn ich hatte plötzlich eine Idee.
Ich stürzte hinauf und berichtete Poirot in wenigen Worten die Situation. Er schnitt mir jedes weitere Wort ab.
»Schon gut, schon gut. Sie möchten gerne selbst fahren, nicht wahr? Gut, warum nicht? Sie sollten meine Methoden ja langsam kennen. Alles, was ich von Ihnen verlange, ist, dass Sie mir jeden Tag ausführlich Bericht erstatten und meine Anweisungen, die ich Ihnen telegrafieren werde, auf das Genaueste befolgen.«
Eine Stunde später saß ich mit Mr Havering in einem Erster-Klasse-Abteil der Midland-Eisenbahn. Der Zug fuhr schnell aus London hinaus.
»Zunächst, Captain Hastings, müssen Sie wissen, dass Hu n ter’s Lodge, wo die Tragödie stattgefunden hat und wohin wir jetzt fahren, nur eine kleine Jagdhütte
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