Poirot Rechnet ab
harmlos, und Poirots Stimme ertönte in mildem Vorwurf.
»Nie werden Sie Ihrem alten Freund trauen, Hastings! Ich habe es nicht gern, wenn meine Freunde geladene Pistolen mit sich herumtragen, und einem zufälligen Bekannten würde ich es schon gar nicht erlauben. Nein, nein, mein Freund«, sagte er zu dem Italiener, der laut vor sich hin fluchte. »Sehen Sie jetzt ein, was ich alles für Sie getan habe? Ich habe Sie davor gerettet, gehängt zu werden. Und glauben Sie ja nicht, dass unsere schöne Frau entkommen kann. Nein, nein, das Haus wird von allen Seiten bewacht. Sie läuft geradeaus in die Arme der Polizei. Ist das denn nicht ein beruhigender Gedanke? Ja, Sie können das Zimmer jetzt vorsichtig verlassen. Aber seien Sie vorsichtig – seien Sie sehr vorsichtig… ich… Ah, er ist schon fort. Und mein Freund Hastings sieht mich mit vorwurfsvollen Augen an. Dabei war doch alles so einfach! Von Anfang an war doch wohl klar, dass aus mehreren Hunderten von Bewerbern für Nummer vier Montague Mansions nur die Robinsons als passend angesehen wurden. Warum? Was unterschied sie von den anderen Wohnungssuchenden? Ihre Erscheinung? Vielleicht – aber so ungewöhnlich war sie wiederum auch nicht. Also musste es ihr Name sein!«
»Aber es ist doch nichts Ungewöhnliches an dem Namen Robinson«, rief ich, »das ist doch ein ganz gewöhnlicher Name.«
»Ah! Sapristi! Das war doch gerade der springende Punkt. Elsa Hardt und ihr Mann oder Bruder oder was er nun wirklich ist, kommen von New York und nehmen eine Wohnung auf den Namen Mr und Mrs Robinson. Plötzlich erfahren sie, dass einer dieser Geheimbünde, die Maffia oder die Camorra, zu welchen ohne Zweifel auch Luigi Valdarno gehörte, ihnen auf der Spur ist. Was tun sie? Sie denken sich etwas ganz Einfaches aus. Natürlich wussten sie, dass ihre Verfolger keinen von ihnen persönlich kannten. Was kann nun einfacher sein: Sie bieten die Wohnung zu einem lächerlich niederen Mietpreis an. Unter Tausenden von jungen Paaren in London, die eine Wohnung suchen, müssen doch einige Robinsons sein. Man muss nur warten.
Wenn Sie sich im Telefonbuch den Namen Robinson ansehen, wird Ihnen klar werden, dass früher oder später eine rotbraune Mrs Robinson daherkommen musste. Und. Was passiert dann? Die Rächer erscheinen. Sie kennen den Namen, sie wissen die Adresse. Sie schlagen zu. Alles ist vorüber, die Rache ist befriedigt, und Miss Elsa Hardt ist um Haaresbreite davongekommen. Übrigens, Hastings, Sie müssen mich der wirklichen Mrs Robinson vorstellen – dieser entzückenden und wahrheitsliebenden Person. Was werden sie denken, wenn sie merken, dass man in ihre Wohnung eingebrochen ist. Wir müssen eilig zurückfahren. Ah, das klingt nach Japp und seinen Freunden, die da kommen.«
Der Klopfer machte einen fürchterlichen Krach.
»Aber woher kannten Sie denn diese Adresse hier?«, fragte ich, als ich Poirot auf den Flur folgte. »Oh, natürlich ließen Sie die erste Mrs Robinson beschatten, als sie die andere Wohnung verließ.«
»À la bonne heure, Hastings. Endlich machen Sie Gebrauch von Ihren grauen Gehirnzellen! So – und jetzt werden wir Japp eine kleine Überraschung bereiten.«
Sachte schloss er die Tür auf, streckte den Kopf der Katze um die Ecke und machte ein schrilles »Miau« nach.
Der Inspektor von Scotland Yard, der draußen stand, zuckte unwillkürlich zurück.
»Oh, das ist nur einer von Monsieur Poirots kleinen Witzen!«, rief er aus, als Poirots Kopf hinter der Katze erschien. »Lassen Sie uns hinein, Monsieur!«
»Haben Sie unsere Freunde festgenommen?«
»Ja, wir haben die Vögel gefangen. Aber sie hatten die Ware nicht bei sich.«
»Ach so, und jetzt kommen Sie, um alles zu durchsuchen. Gut, ich bin im Begriff, mit Hastings wegzugehen, aber vielleicht sollte ich Ihnen doch eine kleine Vorlesung über das Leben und die Gewohnheiten der Hauskatze halten.«
»Um Gottes willen, sind Sie komplett verrückt geworden?«
»Die Katze wurde von den alten Ägyptern angebetet«, deklamierte Poirot. »Und es wird noch immer als ein glückliches Vorzeichen angesehen, wenn eine schwarze Katze über den Weg läuft. Diese Katze hier hat heute Ihren Weg gekreuzt, Japp. Von dem Inneren irgendeines Tieres oder einer Person zu reden, gilt, wie ich weiß, in England nicht für sehr anständig. Aber das Innere dieser Katze ist sehr delikat. Ich nehme Bezug auf ihr Innenleben.«
Mit einem plötzlichen Ausruf griff der Mann neben dem Inspektor nach der
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