Poirots erste Fälle
wenn Sie mal in die Verba n nung gehen: Eine gute Köchin kann tröstlicher sein als ein hübsches G e sicht!« Nach einer kleinen Pause fuhr er fort: »Ein seltsamer Fall voller W i dersprüche. Er interessiert mich ja, ganz entschieden.«
Am selben Abend waren wir wieder in der Prince A l bert Road und interviewten Todd und Simpson. Todd war ein melanchol i scher, hohlwangiger Mann, etwas über vierzig.
»O ja, ja«, sagte er etwas vage. »Eliza. Ja. Gute K ö chin, glaube ich. Und sparsam. Ich lege großen Wert auf Spa r samkeit.«
»Können Sie sich denken, warum sie so plötzlich we g blieb?«
»Nun ja«, sagte Todd in seiner unbestimmten Art, »Dienstboten. Man weiß ja. Meine Frau macht sich zu viele Gedanken. Völlig kaputt vom ewigen Grübeln. Das ganze Problem ist doch höchst einfach. ›Nimm eine a n dere, meine Liebe‹, sage ich. ›Nimm eine andere.‹ Pun k tum. Was geschehen ist, ist geschehen. Nicht zu ä n dern.«
Mr Simpson vermochte auch nicht zu helfen. Er war ein ruhiger, u n auffälliger Mann mit Brille.
»Ich habe sie gewiss hin und wieder mal gesehen«, sagte er. »Ä l tere Frau, nicht wahr? Natürlich sehe ich meistens die andere, Annie. Ne t tes Mädchen. Sehr gefällig.«
»Haben sich die beiden gut vertragen?«
Mr Simpson meinte, er könne es wahrhaftig nicht s a gen, verm u te es aber.
»Hat nicht viel zu Tage gefördert, mein Freund«, sa g te Poirot, als wir das Haus verließen. Unser Abschied hatte sich verzögert durch einen lauten Ausbruch von Mrs Todd, die alles, was sie am Morgen gesagt hatte, noch einmal und noch ausführlicher heru n terrasselte.
»Sind Sie enttäuscht?«, fragte ich. »Hatten Sie etwas B e sonderes erwartet?«
Poirot schüttelte den Kopf.
»Da war natürlich eine Möglichkeit«, sagte er. »Aber e i gentlich kaum wahrscheinlich.«
Die nächste Phase der Entwicklung war ein Brief, den Poirot am folgenden Morgen erhielt. Er las ihn, wurde dunkelrot vor Zorn und reichte ihn mir.
Mrs Todd bedauert, Monsieur mitteilen zu müssen, dass sie von seinen Diensten doch keinen Gebrauch machen möchte. Nach Rücksprache mit ihrem Mann sieht sie ein, dass es töricht ist, w e gen einer rein häuslichen Angelegenheit einen Detektiv zurate zu zi e hen. Mrs Todd fügt als Honorar eine Guinea bei.
»Ha«, rief Poirot wütend. »Denken die etwa, sie kö n nen Hercule Poirot so einfach loswerden! Als eine G e fälligkeit – eine große Gefälligkeit erkläre ich mich bereit, ihre m i serable Drei-Groschen-Angelegenheit zu untersuchen – und sie schütteln mich ab, comme ça! Hier hat unverken n bar Mr Todd seine Hand im Spiel. Aber ich sage nein – sechsunddreißigmal nein! Ich werde meine eigenen Gu i neas ausgeben, sechsun d dreißighundert, wenn’s sein muss, aber ich will der Sache auf den Grund ko m men!«
»Ja«, sagte ich. »Aber wie?«
Poirot beruhigte sich ein wenig.
»Zunächst«, sagte er, »wollen wir in den Zeitungen a n noncieren. Warten Sie mal – ja – ungefähr so: Wenn Eliza Dunn sich mit dieser Adresse in Verbindung se t zen will, wird sie etwas zu ihrem Vorteil erfahren. R ü cken Sie das in alle nur erdenklichen Zeitungen ein, Hastings. Ich will inzwischen private Nachfragen halten. Gehen Sie, g e hen Sie – höchste Eile tut Not.«
Vor Abend sah ich ihn nicht wieder. Dann erzählte er mir gn ä digst, was er getan hatte.
»Ich habe mich bei Todds Firma erkundigt. Er war am Mit t woch nicht abwesend, und er genießt einen guten Ruf. Soviel über Todd. Nun zu Simpson. Am Donnerstag war er krank und e r schien nicht in der Bank, aber am Mittwoch war er da. Mit Davis stand er auf leidlich gutem Fuße. Aber keine besondere Freundschaft. In der Ric h tung ist anscheinend nichts zu suchen. Nein. Wir müssen uns schon auf die A n nonce verlassen.«
Die Anzeige erschien prompt in den wichtigsten Tage s zeitungen. Auf Poirots Anordnung sollte sie eine Woche lang täglich erscheinen. Sein Eifer in dieser an sich uni n teressanten Angelegenheit der entla u fenen Köchin war ungewöhnlich, aber es war mir klar, dass es für ihn E h rensache war, bis zum Erfolg auszuharren. Mehrere u n gemein interessante Fälle wurden ihm zu dieser Zeit a n geboten, aber er lehnte sie alle ab. Jeden Morgen stürzte er sich auf seine Briefe, sah sie aufmerksam durch und legte sie mit e i nem Seufzer beiseite.
Unsere Geduld wurde jedoch schließlich belohnt. Am Mittwoch nach Mrs Todds Besuch meldete unsere Wi r tin eine Person n a mens Eliza
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