Poirots erste Fälle
ein wenig anm a ßend, als sie in einen Sessel sank.
»Ich bin Hercule Poirot, jawohl, Madame.«
»Sie sehen aber gar nicht so aus, wie ich Sie mir vorg e stellt h a be«, sagte die Dame und beäugte ihn mit einigem Missfallen. »H a ben Sie etwa die Notiz in der Zeitung selbst bezahlt, wo es heißt, was für ein guter Detektiv Sie seien, oder hat die Zeitung es von sich aus g e bracht?«
»Madame!«, sagte Poirot, während er sich steif aufric h tete.
»Nichts für ungut! Aber Sie wissen doch, wie die Ze i tungen heutzutage sind. Da fängt man einen viel verspr e chenden Artikel an ›Was eine jungverheiratete Frau ihrer naiven unverheirateten Freundin sa g te‹, und dann stellt es sich heraus, dass nur von einem einfachen Haarwaschmi t tel die Rede ist, das man beim Dr o gisten kaufen kann. Nichts wie Schaumschlägerei! Aber Sie ne h men mir das doch nicht übel, wie? Ich will Ihnen auch gleich sagen, was Sie für mich tun so l len. Sie sollen mir meine Köchin fi n den!«
Poirot konnte sie bloß anstarren. Seine sonst so fli n ke Zunge ließ ihn diesmal im Stich. Ich drehte mich zur Se i te, um ein Grinsen zu verbergen, das ich nicht zu unte r drücken vermochte.
»Schuld hat natürlich nur die elende Arbeitslosenunte r stützung«, fuhr die Dame unbeirrt fort. »Setzt den Ang e stellten ‘nen Floh ins Ohr. Wollen alle zu hoch hinaus: Vorzimmerdamen werden und, weiß der Te u fel, was sonst noch. Schluss mit der Unterstützung, sage ich i m mer. Ich möchte wissen, was meine Angestellten zu kl a gen haben – einen Nachmittag und Abend in der Woche frei, dazu jeden zweiten Sonntag, Wäsche aus dem Hause, dasselbe Essen wie wir, kein Stückchen Margarine im Hause, nur die allerbeste Bu t ter.«
Hier machte sie eine notwendige Atempause, und Po i rot fasste die Gelegenheit beim Schopf. Er sprach in se i ner hochmütigsten Art, i n dem er sich dabei erhob:
»Ich fürchte, Madame, Sie haben sich geirrt. Die Ve r hältnisse von Hausangestellten gehören nicht zu meinem Bereich. Ich bin ein Pr i vatdetektiv.«
»Das weiß ich«, sagte unsere Besucherin. »Habe ich I h nen nicht b e reits erklärt, dass Sie meine Köchin für mich finden sollen? Ma r schierte am Mittwoch aus dem Hause, ohne mir ein Ste r benswörtchen zu sagen, und hat sich nicht wieder blickenlassen.«
»Es tut mir leid, Madame, aber mit solchen Dingen b e fasse ich mich nicht. Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen.«
Unser Besuch schnaufte förmlich vor Empörung.
»Aha, so weht der Wind! Zu stolz, was? Befassen sich nur mit R e gierungsgeheimnissen und gräflichen Juwelen. Aber ich kann Ihnen versichern: Für eine Frau in meiner Lage ist eine Köchin genauso wichtig wie eine Tiara. Wir können nicht alle feine Damen sein und mit unseren D i amanten und Perlen im Auto sp a zieren fahren. Eine gute Köchin ist und bleibt eine gute Köchin – und wenn ich sie verli e re, bedeutet das ebenso viel für mich wie die Perlen für eine Lady!«
Einen Augenblick lang schien es ungewiss, ob bei Po i rot die Würde oder der Sinn für Humor die Obe r hand behalten sollte. Schließlich lachte er und setzte sich wi e der hin.
»Madame, Sie haben Recht und ich Unrecht. Ihre B e merkungen sind gerechtfertigt und intelligent. Der Fall ist neu für mich. Noch nie habe ich nach einer verschwu n denen Hausangestellten g e fahndet. Weiß Gott, hier ist das Problem von nationaler Bede u tung, das ich gerade vor Ihrer Ankunft vom Schicksal verlangte. En avant! Sie sagen also, dass diese Perle von einer Köchin am Mit t woch ausging und nicht zurückkehrte. Das war vorge s tern.«
»Ja, da hatte sie Ausgang.«
»Aber wahrscheinlich ist ihr ein Unglück zugestoßen, Madame. Haben Sie schon die Krankenhäuser anger u fen?«
»Daran habe ich gestern auch gedacht. Aber heute Morgen ließ sie ihren Koffer abholen. Was sagen Sie d a zu, bitte? Und nicht eine Zeile für mich! Wenn ich zuha u se gewesen wäre, hätte ich ja den Koffer nicht aus der Hand gegeben – mich so zu behandeln! Aber ich war gerade auf einen Sprung zum Metzger.«
»Wollen Sie mir bitte Ihre Köchin beschreiben?«
»Sie ist eine Person in mittleren Jahren, korpulent, hat ergrauendes, schwarzes Haar – höchst respekt a bel. Auf ihrer letzten Stelle war sie zehn Jahre lang. Eliza Dunn ist ihr Name.«
»Und Sie hatten keine – Meinungsverschiedenheit?«
»Ganz und gar nicht! Das ist ja das Merkwürdige!«
»Wie viele Angestellte beschäftigen Sie, Madame?«
»Zwei. Das Hausmädchen
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