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Poirots erste Fälle

Poirots erste Fälle

Titel: Poirots erste Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Jahr.«
    »Hat Ihre Nichte ein eigenes Vermögen?«
    »Sie hat nur ein Einkommen von rund fünfzig Pfund im Jahr. Sie würde sicher gern zurückkommen und me i nem Mann den Haushalt führen, wenn ich ihn ve r lassen sollte.«
    »Haben Sie daran gedacht, ihn zu verlassen?«
    »Ich habe nicht die Absicht, ihm alles durchgehen zu lassen. Frauen sind heute nicht mehr die geknechteten Sklaven von fr ü her, Monsieur Poirot.«
    »Madame, es freut mich, dass Sie den Schneid haben und sich behaupten wollen. Aber wenden wir uns prakt i schen Dingen zu. Fahren Sie noch heute nach Polgarwith zurück?«
    »Ja. Ich bin mit einem Ausflüglerzug gekommen. Um sechs Uhr heute Früh ging’s los, und heute Nachmittag um fünf Uhr fahren wir wieder zurück.«
    »Bien! Da ich augenblicklich nichts Wichtiges vorli e gen habe, kann ich mich Ihrer Angelegenheit widmen. Ich werde morgen in Polga r with sein. Mr Hastings hier kann sich als einen entfernten Verwandten von Ihnen ausg e ben, und ich bin sein exzentrischer ausländ i scher Freund. Inzwischen essen Sie bitte nur, was von Ihnen oder unter Ihren Augen zubereitet worden ist. Haben Sie ein zuve r lässiges Mä d chen?«
    »Jessie ist bestimmt ein sehr gutes Mädchen.«
    »Also dann bis morgen, Madame, und Kopf hoch!«
     
    Poirot begleitete die Dame hinaus und kehrte nachden k lich zu seinem Platz zurück. Bei aller Nachdenklic h keit übersah er j e doch nicht zwei winzige Strähnen, die die aufgeregten Finger der Dame aus der Federboa g e zupft hatten. Er hob sie auf und warf sie in den Papie r korb.
    »Was halten Sie von dem Fall, Hastings?«
    »Wirklich eine scheußliche Angelegenheit.«
    »Ja, wenn der Verdacht der Dame begründet ist. Ist er aber begrü n det? Wehe dem Manne, der heutzutage eine Flasche Unkrautgift kauft! Seine Frau braucht nur M a genschmerzen zu haben und etwas hysterisch ve r anlagt zu sein und schon ist der Te u fel los!«
    »Glauben Sie nicht, dass etwas mehr dahinter steckt?«
    »Ah – voilà – ich weiß es nicht, Hastings. Aber der Fall interessiert mich – interessiert mich enorm, weil er nä m lich so gar nichts Neues aufweist. Daher habe ich Hyst e rie angenommen. Und doch ist Mrs Pengelley durchaus nicht der Typ einer hysterischen Frau. Ja, ich glaube be i nahe, es spielt sich hier ein bitteres mensc h liches Drama ab, oder ich müsste mich sehr irren. Was für Gefühle hegt Mrs Pengelley wohl für ihren Mann?«
    »Nach meiner Ansicht kämpfen Furcht und Treue mi t eina n der.«
    »Normalerweise wird keine Frau ihren Mann ankl a gen. Jeden anderen in der Welt, aber nicht den eig e nen Mann. Sie glaubt an ihn und geht mit ihm durch dick und dünn.«
    »Die ›andere Frau‹ kompliziert natürlich den Fall.«
    »Ja, Liebe kann sich unter dem Einfluss von Eife r sucht in Hass ve r wandeln. Aber Hass würde sie zur Polizei treiben – nicht zu mir. Sie würde nach einem Skandal lechzen. Nein, nein, wir wo l len mal unsere kleinen grauen Zellen exerzieren. Warum kam sie zu mir? Wollte sie i h ren Verdacht bestätigt oder beseitigt haben? Ah, hier ist etwas, das ich nicht verstehe – ein unbekannter Fa k tor. Ist unsere Mrs Pengelley etwa eine vorzügliche Schauspi e lerin? Nein, sie war natü r lich – ich möchte fast schwören, dass sie natürlich war, und deshalb bin ich int e ressiert. Sehen Sie, bitte, im Fahrplan nach, wann Züge nach Po l ga r with gehen.«
     
    Der beste Tageszug fuhr um ein Uhr fünfzig von Pa d dington und kam kurz nach sieben Uhr in Polga r with an. Die Reise war so eintönig, dass ich dauernd ein Nicke r chen machte, und ich war noch ganz ve r schlafen, als wir auf dem öden kleinen Bahnhof von Polgarwith aussti e gen. Wir brachten unser Gepäck in das Duchy-Hotel, und nach einem kleinen Imbiss schlug Poirot vor, meiner a n geblichen Kusine einen Abendbesuch abzustatten.
    Das Haus der Pengelleys lag hinter einem hübschen Vorgarten, der ein wenig an einen altmodischen Bauer n garten erinnerte. Die Aben d brise trug einen süßen Duft von Nelken und Reseda zu uns herüber. Es schien u n möglich, Mordgedanken mit diesem altväter i schen Idyll zu verbinden. Poirot klingelte und setzte den Klopfer in Bewegung. Es rührte sich nichts, und er klingelte noc h mals. Diesmal erschien nach einer kleinen Pause ein u n ordentliches Dienstmädchen an der Tür. Sie hatte rot umränderte Augen und zog heftig die Nase hoch.
    »Wir möchten zu Mrs Pengelley«, erklärte Poirot, »dü r fen wir ei n treten?«
    Das Mädchen starrte uns

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