Poirots erste Fälle
einfach nicht aus dem Kopf schlagen kann.« Sie holte tief Atem. »Dabei mag ich dem armen Edward bitter u n recht tun. Es ist wir k lich ein schrecklicher Gedanke für eine Ehefrau. Aber man liest ja heutzutage so viel Scha u riges.«
»Entschuldigen Sie die Unterbrechung – aber spr e chen Sie von I h rem Gatten?«
»Ja.«
»Und Sie verdächtigen ihn? Wessen?«
»Ach, Monsieur Poirot, ich mag’s nicht mal offen au s sprechen. Aber, wie gesagt, man liest doch, dass so etwas tatsächlich passiert – und die armen Wesen sind ganz ahnungslos.«
Ich hatte bereits die Hoffnung aufgegeben, dass die g u te Frau jemals zur Sache kommen würde. Aber Po i rot besaß eine Engel s geduld.
»Schütten Sie nur Ihr Herz aus, Madame. Stellen Sie sich vor, wie schön es für Sie sein wird, wenn wir nac h weisen können, dass Ihr Verdacht unbegründet ist.«
»Das stimmt – alles andere, bloß nicht diese zermü r bende Ung e wissheit. Oh, Monsieur Poirot, ich habe schreckliche Angst, dass ich langsam vergiftet werde.«
»Wie kommen Sie denn auf den Gedanken?«
Bei Mrs Pengelley waren die Schleusen der Beredsa m keit nun geöffnet, und sie traktierte uns mit einer eing e henden Beschreibung ihrer Symptome, die be s ser für die Ohren ihres ärztlichen Ratgebers gepasst hätte.
»Schmerzen und Erbrechen nach dem Essen, wie?«, sagte Poirot nachdenklich. »Sie haben doch sicherlich einen Arzt zurate gez o gen. Was sagt er dazu?«
»Er sagt, es sei akute Magenentzündung, Monsieur Po i rot. Aber ich habe gemerkt, dass ihm auch nicht ganz geheuer dabei zu M u te ist. Er verschreibt mir dauernd andere Medikamente – aber nichts hat bisher geholfen.«
»Haben Sie mit ihm über Ihre Befürchtungen gespr o chen?«
»Aber nein, Monsieur Poirot. Das könnte doch ein G e rede in der Stadt geben. Und vielleicht ist es auch Mage n entzündung. Imme r hin ist es seltsam, dass es mir jedes Mal, wenn Edward zum W o chenende fort ist, wieder gut geht. Selbst meiner Nichte Freda ist das aufgefallen. Dann ist da noch die Flasche mit Unkrautgift. Der Gär t ner sagt, es werde nie benutzt, und doch ist die Flasche halb leer.«
Sie blickte Poirot flehend an.
Er lächelte ihr beruhigend zu und griff nach Bleistift und Noti z buch.
»Nun zur Sache, Madame. Also Sie und Ihr Mann wo h nen – wo?«
»In Polgarwith, einem kleinen Marktflecken in Cor n wall.«
»Sind Sie schon lange dort ansässig?«
»Vierzehn Jahre.«
»Haben Sie Kinder?«
»Nein.«
»Aber Sie erwähnten eine Nichte, nicht wahr?«
»Ja. Freda Stanton, die Tochter der einzigen Schwester meines Mannes. Sie hat die letzten acht Jahre bei uns g e wohnt – das heißt, bis vor einer W o che.«
»Oho, und was geschah vor einer Woche?«
»Ach wissen Sie, schon seit einiger Zeit war das Ve r hältnis zw i schen uns nicht mehr so angenehm. Ich weiß nicht, was in Freda g e fahren ist. Sie wurde so grob und unverschämt und hatte immer eine entsetzl i che Laune. Eines Tages brauste sie auf, packte ihre Sachen und mi e tete sich ein Zimmer in der Stadt. Sei t dem habe ich sie noch nicht wieder gesehen. Mr Ra d nor sagt, man müsse sie erst mal zur Besinnung ko m men lassen.«
»Wer ist Mr Radnor?«
Mrs Pengelley wurde wieder etwas verlegen.
»Er ist – er ist nur ein Freund. Ein sehr angenehmer junger Mann.«
»Hat er Absichten auf Ihre Nichte?«
»Ganz und gar nicht«, sagte Mrs Pengelley mit gr o ßem Nac h druck.
Poirot wechselte das Thema.
»Sie und Ihr Gatte leben wohl in guten Verhältnissen, nicht wahr?«
»Ja, wir sind ziemlich wohlhabend.«
»Gehört das Geld Ihnen oder Ihrem Gatten?«
»Oh, es gehört alles Edward. Ich habe kein eigenes Vermögen.«
»Sie verstehen, Madame, wenn man der Sache auf den Grund gehen will, muss man brutal sein. Wir mü s sen ein Motiv suchen. Ihr Gatte würde Sie bestimmt nicht zum Zeitvertreib vergiften. Können Sie sich einen Grund de n ken, warum er Sie aus dem W e ge haben möchte?«
»Da ist das gelbhaarige Frauenzimmer, das für ihn a r beitet«, sagte Mrs Pengelley mit auflodernder Hefti g keit. »Mein Mann ist Zahnarzt, Monsieur Poirot, und es ging absolut nicht anders, er musste ein sch i ckes Mädchen haben mit Bubikopf und weißem Kittel, das die Patie n ten empfängt und ihm die Füllungen anrührt. Es ist mir zu Ohren g e kommen, dass es da manchmal hoch hergeht. Er schwört zwar, es sei alles in bester Ordnung.«
»Wer hat die Flasche mit dem Unkrautgift besorgt?«
»Mein Mann – vor ungefähr einem
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