Poirots erste Fälle
die Sache schief ging, hielten sie alle zusammen wie Pech und Schwefel. Die Stärke einer Familie ist etwas Wunde r bares. In der Familie kö n nen sie alle schauspielern. Daher hat Valerie auch ihr Schauspielert a lent. Ich glaube ebenso wie Prinz Paul an Vererbung! Sie hatten mich sogar g e täuscht! Ein glücklicher Zufall und meine an Mrs Ogla n der gericht e te Probefrage, wodurch ich sie dazu brachte, die Angabe ihrer Tochter über die Sitzordnung zu wide r legen, haben es verhütet, dass die Familie Oglander He r cule Poirot eine Schlappe beigebracht h a ben.«
»Was werden Sie nun dem Prinzen sagen?«
»Dass Valerie das Verbrechen unmöglich begangen h a ben kann und dass ich sehr bezweifle, dass der Landstre i cher jemals gefu n den wird. Auch werde ich ihn bitten, Zara meine Empfehlung auszurichten. Das war wirklich ein merkwürdiger Zufall! Ich glaube, ich nenne diese kle i ne Affäre das Abenteuer des Kreuzk ö nigs. Was halten Sie davon, mein Freund?«
Das Erbe der Familie Lemesurier
G ar manchen seltsamen Fall haben Poirot und ich gemeinsam unte r sucht. Aber wohl keiner konnte sich mit der Reihe außergewöhnlicher Ereignisse messen, die u n ser Interesse durch viele Jahre hindurch wachhielten und letzten Endes ihren Höh e punkt in einem Problem e r reichten, zu dessen Lösung man Poirot hera n zog.
Zuerst wurde unsere Aufmerksamkeit an einem Abend während des Krieges auf die Familiengeschichte der L e mesuriers gelenkt. Poirot und ich waren erst kürzlich wieder zusammengetroffen und eifrig d a bei, unsere alte, in Belgien geschlossene Bekann t schaft zu erneuern. Er hatte gerade eine Angelegenheit für das Kriegsminister i um zur vo l len Zufriedenheit der Herren erledigt, und wir speisten an jenem Abend im Carlton mit einem der hohen Tiere, der Poirot im Verlauf der Mahlzeit mit fetten Komplimenten überschüttete. Der Beamte musste frü h zeitig aufbrechen, da er noch eine andere Verabredung hatte, und wir tranken in aller Gemütsruhe unseren Ka f fee, ehe wir seinem Beispiel folgten.
Gerade, als wir den Raum verließen, hörte ich, wie j e mand meinen Namen rief. Die Stimme kam mir b e kannt vor. Ich drehte mich um, und mein Blick fiel auf einen jungen Offizier, den ich von Frankreich her kan n te, einen Captain Vincent Lemesurier, der mit einem älteren Herrn zusammen am Tisch saß. Die auffalle n de Ähnlichkeit der beiden ließ auf Verwandtschaft schließen – eine Verm u tung, die sich als richtig erwies, denn der ältere Herr wu r de uns als Hugo Lemesurier, ein Onkel meines jungen Freu n des, vorgestellt.
Meine Bekanntschaft mit Captain Lemesurier war durchaus nicht intimer Natur, aber er war ein netter, e t was verträumter junger Mann, und ich erinnerte mich, einmal gehört zu haben, dass er einer alten, e x klusiven Familie angehörte, die eine aus den Zeiten vor der R e formation stammende Besitzung in Northumberland hatte. Der junge Mann lud uns an se i nen Tisch ein. Da Poirot und ich nichts anderes vorha t ten, setzten wir uns zu uns e ren neu gefundenen Freunden und plauderten ganz angenehm über dieses und jenes. Der ältere Lem e surier, der ungefähr vierzig Jahre alt war, hatte eine etwas gebeugte Ha l tung und sah aus wie ein Gelehrter. Wir erfuhren, dass er im Augenblick mit chemischen Fo r schungsarbeiten für die Regierung beschä f tigt war.
Unsere Unterhaltung wurde von einem großen, dunke l haarigen jungen Mann unterbrochen, der in sichtl i cher Aufregung auf u n seren Tisch zukam.
»Gott sei Dank, dass ich euch beide gefunden h a be!«, rief er aus.
»Was ist denn nur los, Roger?«
»Dein alter Herr, Vincent. Unglücklicher Sturz. Ju n ges Pferd.« Der Rest der Worte entging uns, da er Vincent beiseite zog.
Nach wenigen Minuten verabschiedeten sich unsere beiden Freunde in großer Eile von uns; denn Vincent Lemesuriers Vater hatte beim Einreiten eines jungen Pferdes einen schweren Unfall erlitten, und man glau b te nicht, dass er die Nacht überstehen würde. Vincent war beim Empfang der Nachricht leichenblass gewo r den und schien wie betäubt zu sein. Darüber war ich eigen t lich ein wenig erstaunt; denn den paar Worten, die er in Fran k reich über seine Familie fallen ließ, hatte ich entnommen, dass er sich mit seinem Vater nicht sonderlich gut verstand. Ich konnte mir daher seine scheinbare Ergri f fenheit nicht erklären.
Der dunkelhaarige junge Mann, der uns als Vetter R o ger Lem e surier vorgestellt worden war, blieb bei uns, und wir gingen
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