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Poirots erste Fälle

Poirots erste Fälle

Titel: Poirots erste Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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da erzählen, Madame, ist sehr ernst. Und Ihr jü n gerer Sohn war zu der Zeit nicht da?«
    »Nein.«
    »Und zur Zeit der Fischvergiftung, war er da auch noch fort?«
    »Nein, da waren sie alle beide zuhause.«
    »Merkwürdig«, murmelte Poirot. »Nun sagen Sie mir, Madame, wer gehört alles zu Ihrem Haushalt?«
    »Miss Saunders, die Erzieherin der Kinder, und John Gardiner, der Sekretär meines Mannes.«
    Hier machte Mrs Lemesurier eine kleine Pause, als sei sie etwas ve r legen.
    »Und wer sonst noch, Madame?«
    »Major Roger Lemesurier, den Sie – soviel ich weiß – auch ke n nen gelernt haben, besucht uns häufig.«
    »Ach ja, er ist ein Vetter, nicht wahr?«
    »Ein entfernter Verwandter. Er gehört nicht zu uns e rem Zweig der Familie. Immerhin ist er jetzt wohl der nächste Verwandte meines Mannes. Er ist ein netter Kerl, und wir mögen ihn alle sehr gern. Die Jungen sind ger a dezu begeistert von ihm.«
    »Hat er ihnen etwa gezeigt, wie man den Efeu hinau f klettert?«
    »Kann sein. Er verleitet sie oft genug zu Streichen.«
    »Madame, ich nehme zurück, was ich zu Beginn u n serer Unterhaltung gesagt habe. Es ist doch eine wirkliche G e fahr vorhanden, und ich glaube, dass ich Ihnen helfen kann. Ich möchte vorschl a gen, dass Sie uns beide zu sich einladen. Ihr Gatte hat wohl nichts dag e gen, wie?«
    »O nein. Aber er wird es für völlig zwecklos halten. Es bringt mich zur Verzweiflung, dass er einfach d a sitzt und mit dem Tode des Ki n des rechnet.«
    »Beruhigen Sie sich, Madame. Wir wollen ganz meth o disch zu Werke gehen.«
     
    Unsere Vorbereitungen wurden mit der üblichen Sor g falt g e troffen, und am nächsten Tag saßen wir im Zug auf dem Weg nach Northu m berland. Poirot war zunächst tief in Gedanken versunken. Plötzlich kehrte er zur Wirklic h keit zurück mit der abrupten Bemerkung:
    »Und aus diesem Zug soll Vincent Lemesurier gespru n gen sein?«
    Da er das Wort »gesprungen« leicht betonte, fragte ich:
    »Sie vermuten doch nicht etwa eine Schurkerei?«
    »Ist es Ihnen nicht aufgefallen, Hastings, dass einige der Todesfälle der Lemesuriers – sagen wir mal – gut arra n giert sein konnten? De n ken Sie zum Beispiel an Vincent. Dann der Eton-Junge – ein Geweh r unfall ist immer eine etwas dunkle Angelegenheit! Und wäre der kleine Ronald beim Sturz aus dem Fenster umgeko m men – was könnte natürlicher und unverdächtiger sein? Aber warum nur ein Kind, Hastings? Wer profitiert durch den Tod des älte s ten Sohnes? Sein jüngerer Bruder, ein Kind von sieben Ja h ren! Absurd!«
    »Sie werden den anderen später beiseiteschaffen wo l len«, deutete ich an, obgleich ich nicht die blasseste A h nung hatte, wer »sie« sein mochten.
    Poirot schüttelte den Kopf, als befriedige ihn die Erkl ä rung nicht.
    »Fischvergiftung«, sagte er nachdenklich. »Atropin bringt fast dieselben Symptome hervor. Ja, unsere Anw e senheit ist nicht ganz übe r flüssig, wie mir scheint.«
     
    Mrs Lemesurier hieß uns herzlich willkommen. Dann brachte sie uns zu ihrem Mann ins Studierzimmer und zog sich zurück. Hugo Lemesurier hatte sich sehr verä n dert seit unserem letzten Zusammentreffen. Die Schu l tern waren noch mehr gebeugt, und sein Gesicht hatte eine eigenartige blassgraue Tönung. Er hörte geduldig zu, als Poirot unsere Anwesenheit im Hause erklärte.
    »Das ist mal wieder so ganz Sadie mit ihrem prakt i schen Mensche n verstand!«, sagte er schließlich. »Bleiben Sie nur, Monsieur Poirot; ich danke Ihnen für Ihr Kommen. Aber was geschrieben steht, steht g e schrieben. Der Weg des Missetäters ist hart. Wir Lemesuriers wissen es – ke i ner von uns kann dem Ve r hängnis entfliehen.«
    Poirot erwähnte den zersägten Efeu, aber das schien keinen Ei n druck auf Hugo zu machen.
    »Zweifellos ein nachlässiger Gärtner – ja, ja, ein I n strument der Vorsehung. Aber der verborgene Zweck ist deutlich zu erkennen. Und noch eins, Monsieur Po i rot, es lässt sich nicht mehr lange hinausz ö gern.«
    Poirot blickte ihn aufmerksam an.
    »Warum sagen Sie das?«
    »Weil ich selbst dem Ende nahe bin. Letztes Jahr ko n sultierte ich meinen Arzt. Ich leide an einer unhei l baren Krankheit – es wird nicht mehr lange dauern. Aber bevor ich sterbe, wird uns Ronald geno m men werden. Gerald wird der Erbe sein.«
    »Und wenn Ihrem zweiten Sohn auch etwas passi e ren sollte?«
    »Ihm wird nichts passieren; er ist nicht bedroht.«
    »Aber es könnte doch sein!«, beharrte Poirot.
    »Dann ist mein

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