Poirots erste Fälle
verstanden erklärt, und meine Rechtsanwälte hatten I n strukt i onen, das Verfahren einzuleiten.«
»Und wo ist Monsieur Carrington?«
»In London. Soweit ich unterrichtet bin, war er ge s tern auf dem Lande, ist aber abends wieder zurückg e kehrt.«
Poirot überlegte eine kleine Weile. Dann sagte er: »Ich glaube, das ist alles, Monsieur.«
»Möchten Sie die Zofe, Jane Mason, sehen?«
»Ja, bitte.«
Halliday klingelte und ließ sie durch einen Diener r u fen.
Kurz darauf betrat Jane Mason das Zimmer – eine r e spektable E r scheinung mit etwas harten Zügen. Wie alle gut geschulten Angestellten verriet sie angesichts der Tr a gödie keinerlei Gefühle.
»Sie gestatten mir wohl, einige Fragen an Sie zu richten? War Ihre Herrin ganz so wie sonst, als sie gestern Morgen aufbrach? Nicht aufgeregt oder beu n ruhigt?«
»O nein, Sir.«
»Aber in Bristol war sie ganz anders?«
»Ja, Sir, regelrecht verstört – und so nervös, dass sie kaum zu wissen schien, was sie sagte.«
»Können Sie mir ihre genauen Worte wiederholen?«
»Soweit ich mich entsinnen kann, sagte sie: ›Jane, ich muss me i ne Pläne ändern. Es ist etwas geschehen – ich meine, ich steige hier doch nicht aus. Ich muss weiterfa h ren. Lassen Sie sich meine Koffer aus dem Gepäckwagen geben und schaffen Sie sie in den G e päckraum. Dann bestellen Sie sich Tee und warten hier am Bahnhof auf mich.‹
›Hier soll ich auf Sie warten, Ma’am?‹, fragte ich.
›Ja, ja, gehen Sie nicht vom Bahnhof fort! Ich werde mit einem sp ä teren Zug zurückkehren. Ich weiß aber noch nicht, wann. Es mag s o gar spät werden.‹
›Sehr wohl, Ma’am‹, sagte ich. Das Ganze kam mir recht merkwü r dig vor, aber es schickte sich nicht für mich, Fragen zu ste l len.«
»Das sah Ihrer Herrin gar nicht ähnlich, wie?«
»Ganz und gar nicht, Sir.«
»Was dachten Sie sich denn dabei?«
»Nun, ich glaubte, der Herr in ihrem Abteil habe e t was damit zu tun. Sie sprach nicht mit ihm, aber hin und wi e der drehte sie sich nach ihm um, als erwarte sie eine B e merkung von ihm.«
»Das Gesicht des Mannes haben Sie aber nicht g e sehen, wie?«
»Nein, Sir, er kehrte mir die ganze Zeit über den R ü cken zu.«
»Können Sie ihn überhaupt irgendwie beschreiben?«
»Er trug einen leichten rehfarbenen Mantel und eine Reisemütze. Er war groß und schlank und schien dun k les Haar zu haben.«
»Er kam Ihnen nicht vielleicht bekannt vor?«
»Eigentlich nicht, Sir.«
»Hätte es der Gatte Ihrer Herrin, Mr Carrington, sein können?«
Mason blickte ziemlich bestürzt drein.
»Oh, das glaube ich nicht, Sir!«
»Aber Sie sind nicht sicher?«
»Er hatte ungefähr die Figur des gnädigen Herrn – aber ich habe nie daran gedacht, dass er es sein kön n te. Wir sahen ihn so selten. Ich kann natürlich auch nicht b e haupten, dass er es nicht war!«
»Hätte der Mann in Bristol in den Zug steigen kö n nen, ehe Sie das Abteil Ihrer Herrin erreichten?«
Jane Mason überlegte.
»Ja, Sir, das wäre durchaus möglich gewesen. Mein A b teil war sehr voll, und es dauerte einige Minuten, bevor ich aussteigen konnte und dann war ein ziemliches G e wühl auf dem Bahnsteig. Das hielt mich auch auf. Aber bestenfalls hätte er nur ein paar Minuten mit der gn ä digen Frau allein sprechen können. Ich hatte es als selbstve r ständlich angenommen, dass er durch den Gang in ihr Abteil gekommen war.«
»Das ist gewiss auch wahrscheinlicher.«
Poirot schwieg mit gerunzelter Stirn.
Jane Mason unterbrach das Schweigen:
»Soll ich Ihnen sagen, wie die gnädige Frau gekleidet war, Sir?«
»Die Zeitungen erwähnen ein paar Einzelheiten, aber es wäre gut, wenn Sie sie bestätigen würden.«
»Sie trug ein Barett aus weißem Fuchspelz mit einem weißen g e tupften Schleier, dazu einen Wollmantel mit passendem Rock – in einer Farbe, die man als stah l blau bezeichnet.«
»Hm, ziemlich auffallend!«
»Ja«, warf Halliday dazwischen, »Inspektor Japp hofft, dass es dazu beitragen wird, den genauen Tatort festz u stellen. Jeder, der sie gesehen hat, wird sich an sie eri n nern.«
»Précisément! Ich danke Ihnen, Mademoiselle.«
Die Zofe verließ den Raum.
Poirot erhob sich flink: »Mehr kann ich hier nicht tun – ich möchte Sie höchstens bitten, mir alles zu sagen – aber auch wir k lich alles !«
»Das habe ich doch getan.«
»Sind Sie sicher?«
»Absolut!«
»Dann lässt sich nichts mehr sagen, und ich muss den Fall able h nen.«
»Aber warum
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