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Poirots erste Fälle

Poirots erste Fälle

Titel: Poirots erste Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wer könnte das sein? Ganz bestimmt nicht Mrs Conrad, sondern ein Mitglied i h rer eigenen Familie, ihr Ehemann oder ihr Sohn. Und welcher von beiden ist wahrscheinlicher? L e onard Weardale hat behauptet, sofort zu Bett gegangen zu sein. Wir wi s sen, dass das nicht stimmt. Nehmen wir an, seine Mu t ter wäre zu seinem Zimmer gegangen und hätte es leer vo r gefunden; nehmen wir an, dass sie, von einer namenlosen Furcht e r griffen, nach unten ging – er ist kein Unschuldsengel, ihr Sohn! Sie findet ihn nicht, hört ihn aber später leugnen, sein Zimmer noch ei n mal verlassen zu haben. Und so gelangt sie zu dem Schluss, dass er der Dieb ist. Deshalb ist sie zu mir gekommen.
    Aber mon ami, wir wissen etwas, das Lady Juliet nicht weiß. Wir wissen, dass ihr Sohn nicht im Arbeit s zimmer gewesen sein kann, weil er auf der Treppe das französ i sche Mädchen bedrängte. Seine Mutter weiß nichts d a von, aber Leonard Weardale hat ein Al i bi.«
    »Und wer hat dann die Papiere gestohlen? Wir h a ben doch alle von der Liste gestrichen: Lady Juliet, ihren Sohn, Mrs Conrad, das französische Mä d chen…«
    »Ganz genau. Schalten Sie Ihre kleinen grauen Ze l len ein, mein Freund. Die Lösung starrt Ihnen ins G e sicht.«
    Hilflos schüttelte ich den Kopf.
    »Aber ja! Wenn Sie nur weiterdenken würden! Also gut: Fitzroy geht aus dem Arbeitszimmer und lässt die Papiere auf dem Schrei b tisch liegen. Wenige Minuten später kommt Lord Alloway herein, geht zum Tisch, und die Papiere sind verschwunden. Es gibt nur zwei Möglichke i ten: Entweder Fitzroy hat die Unterlagen gar nicht auf den Schreibtisch gelegt, sondern sich in die Tasche g e steckt – was aber nicht schlüssig wäre, denn, wie Alloway schon sagte, er hätte die Pl ä ne zu einem ihm genehmen Zeitpunkt in aller Ruhe durchpausen kö n nen –, oder aber die Papiere lagen noch auf dem Schreibtisch, als Lord Alloway hereinkam – in welchem Falle sie in seine Tasche gewandert wären.«
    »Lord Alloway ist der Dieb«, sagte ich erschüttert. »Aber w a rum? Warum?«
    »Haben Sie mir nicht selbst von einem Skandal in der Vergange n heit erzählt? Alloway wurde entlastet, sagten Sie. Aber nehmen wir an, es war doch etwas Wahres da r an. Für die englische Öffentlichkeit darf es keinen Ska n dal geben. Wenn die Sache nun wieder ausgegraben und man ihm dieses Mal etwas nachwe i sen würde – er müsste sich von seiner politischen Karriere verabschieden. De s halb gehen wir davon aus, dass er erpresst wurde und dass man als Schweig e geld die U-Boot-Pläne verlangte.«
    »Der Mann ist ein dreckiger Verräter!«, schrie ich.
    »Oh nein, das ist er nicht. Er ist klug und geschickt. Nehmen wir an, mein Freund, dass er die Pläne kopiert hat und dabei – denn er ist ein findiger Ingenieur – an allen Teilen eine kleine Änd e rung vornahm, sodass die Pläne insgesamt unbrauchbar sind. Di e se falschen Pläne händigt er dem feindlichen Agenten aus – Mrs Conrad, wie ich verm u te. Damit aber an ihrer Echtheit keinerlei Zweifel aufkommen, muss es aussehen, als wären die Pläne g e stohlen worden. Er bemüht sich redlich, auf niemanden im Haus einen Verdacht fallen zu lassen, i n dem er vorgibt, einen Mann aus der Te r rassentür treten gesehen zu haben. In diesem Punkt aber ist er an der Starrköpfigkeit des Admirals gesche i tert. Seine nächste Sorge gilt also Fitzroy, auf den unbedingt nicht der Scha t ten eines Verdachts fallen soll.«
    »Das ist pure Spekulation, Poirot«, wandte ich ein.
    »Es ist Psychologie, mon ami. Ein Mann, der die ec h ten Pläne übe r geben hat, wäre nicht so übervorsichtig darauf bedacht, auf niemanden den Verdacht zu le n ken. Und warum war ihm so viel daran gelegen, dass Mrs Conrad nichts von den genauen Umständen des Diebstahls erfa h ren sollte? Weil er ihr die falschen Pläne schon früher am Abend ausgehändigt hatte. Deshalb durfte sie nicht wi s sen, dass der Diebstahl erst später stattgefunden haben konnte.«
    »Vielleicht haben Sie recht«, sagte ich.
    »Natürlich habe ich recht. Ich habe mit Alloway ger e det, wie zwei große Männer miteinander reden, und er hat mich ganz genau versta n den. Sie werden sehen.«
     
     

IV
     
    Eines ist sicher. An dem Tag, als Lord Alloway Premie r minister wurde, trafen ein Scheck und eine signierte F o tografie ein, und auf der Fotografie standen die Worte: Für Hercule Poirot, meinen diskreten Freund – von Alloway.
    Nach allem, was ich höre, sorgt das neue U-Boote vom Typ Z in

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