Poison (German Edition)
habe, hätte genauso gut von ihm sein können – und irgendwie kann ich den Verdacht nicht abwehren, dass es so ist ... Im ersten Stock könnte man einen Wohnbereich einrichten, im Erdgeschoss einen Tanzbereich mit zwei Bars schaffen, im Keller eine Cruising Area einrichten, wo es einen Backroom und entsprechende Möglichkeiten zum ... besseren, in- und auswendigen Kennenlernen gibt ... Bei dem Spruch muss ich grinsen. Gesetzt den Fall, man ließe die Sauna einfach Sauna sein, richtete im Erdgeschoss des ehemaligen »Regenbogenfischs« eine Kneipe mit Billardtischen und Dartautomaten ein, könnte man dort sieben Tage die Woche geöffnet halten, während man den großen Laden vier Tage von Donnerstag bis Sonntag einschließlich aufmachen könnte. Das Ganze mit einem attraktiven Konzept für Lesben und Schwule, wobei die Schwulen deutlich mehr Programmpunkte eingeräumt bekommen müssten ... das würde sich sicher tragen ... und auch noch was einbringen, da bin ich mir sicher.
Dazu fehlen eigentlich bloß noch die richtigen Leute und ein geeigneter, uns loyaler Geschäftsführer, der nicht verrät, wem der Laden wirklich gehört – denn sowohl Brix als auch ich werden uns wohl kaum den Stress geben wollen, dort als Inhaber erkannt zu werden ... bzw. ich weiß nicht, wie Brix das sieht, aber ich habe da absolut keine Lust drauf ... dazu kennt man mich hier zu lange, und man wird sich an mich erinnern, nehme ich an. Am witzigsten, und vermutlich auch am sinnvollsten wäre es, einfach offiziell oben die Wohnung zu mieten, natürlich für einen Spottpreis, und dann ganz »normal« als Angestellte »unten« zu arbeiten, erstens, um als normale Leute gesehen und entsprechend behandelt zu werden und zweitens, um mitzubekommen, ob man uns bescheißt, denn das ist in Lokalitäten dieser Größenordnung normalerweise gang und gäbe ... und hätten Yvonne und Peter nicht so einen guten Ruf als fairer Chef gehabt, so wären sie vermutlich noch offensichtlicher betrogen worden als sowieso.
Also, ich werde wohl als Erstes die finanzielle Seite regeln müssen. Die personelle Seite wird Yvonne übernehmen, hoffe ich. Wenn nicht, werden wir uns was einfallen lassen müssen. Hoffentlich ist Brix einverstanden. Aber ich werde es ihm behutsam beibringen. Die Fahrt nach Frankfurt hat sich allemal gelohnt.
Instinktiv greife ich nach der Innentasche meines Sakkos, in dem der Brief Peters steckt. Er ist da, zum Glück. Ja, ich denke, ich habe meine Krise überwunden und kann mit der Sache umgehen, dank der Mutter und dank dem Brief. Mhm, einen Job will sie haben. Na gut, das bin ich ihr schuldig, und vielleicht nutzt es ja etwas, mit der Szene klarzukommen. Ich werde Yvonne fragen.
Als wir im Hotel ankommen, wartet Brix bereits im Zimmer auf mich. »Da bist du endlich, ich habe mir schon Sorgen gemacht.« Er klingt erleichtert, als er mich in die Arme nimmt und an sich drückt.
»Keine Sorge«, lache ich befreit, »ich bin dir nicht weggelaufen ... ich habe mich bloß auf dem Weg zur U-Bahn verlaufen ... kein Witz. Aber lassen wir das, ich muss mit dir reden.«
Sein fragender Blick verrät die Reste seiner Anspannung. »Weißt du, wem das Ganze gehört?«
Ich nicke. »Peters Mutter – noch. Sie hat mir ein Angebot gemacht, das ich nicht abschlagen konnte. Sie verkauft mir den Laden, alles auf einen Schlag.«
Brix zieht beide Augenbrauen nach oben. »Die Kneipe? Was will sie dafür?«
Ich grinse. »Einen Job und eine Million Euro. Die Kneipe, die Sauna im Keller und die ganze Diskothek mit Grundstück.« In kurzen Worten setze ich ihm Situation, Idee und Dimension des Ladens auseinander.
Brix überlegt, fragt mich dann zweifelnd, wie wir das finanzieren wollen. »Ich habe knappe fünfzigtausend Euro flüssig, plus die Wohnung in Berlin, die wir verkaufen könnten.«
Gute Idee. Dann nämlich schaffen wir das ohne Fremdkapital. »Deine Wohnung dürfte eine knappe Viertelmillion bringen, plus die fünfzigtausend ... macht dreihunderttausend. Meine Wohnung in Berlin bringt schätzungsweise weitere dreihunderttausend, plus eine Wohnung in Frankfurt, die hundertfünfzigtausend bringt ... das macht eine dreiviertel Million. Und den Rest finanzieren wir einfach, was steuerliche Vorteile bringt, wenn das Ganze Gewinn abwirft, wovon ich ausgehe.«
Brix zuckt mit den Schultern. »Dann finanziere alles inklusive Umbau, und gib die Immobilien als Sicherheit an, wenn du richtig Steuern sparen willst. Was auch dir mehr bringt, weil du die
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