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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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ich. Wie dem auch sei, der Orgasmus hat mich in die Realität verfolgt, er schüttelt mich durch, und die ganze Bescherung geht in die Jeans. Und was bedeutet das? Ärger. Immer und immer wieder. Für den einen oder den anderen Brix, bedeutet: für den einen oder anderen Teil von mir. Fakt ist nämlich auch, ich wollte IHM wehtun, damit er mich endlich in Ruhe lässt, damit die Visionen aufhören und er endlich aus meinem Kopf verschwindet, ein für alle Mal. Doch stattdessen schäme ich mich dafür, statt der Schadenfreude, die ich erhofft hatte, um noch mehr Distanz zu ihm zu gewinnen, verspüre ich Reue, und es tut mir leid, was ich ihm angetan habe, anstatt die Scham zu unterdrücken, gelingt es mir nicht, und das, obwohl mir die Engel furchtbar auf die Nerven gehen.
    Und das ärgert mich, zumal mein Unterbewusstsein mir offensichtlich Streich über Streich spielt. Immer wenn ich ihn sehe, als Traum, als Vision, als Halluzination oder wie auch immer, sehe ich ihn am Boden zerstört, oder ich arbeite daran ... – allerdings frage ich mich, ob er in der U-Bahn auch echt war, oder auch nur eine Vision? – aber anstatt dass ich mich darüber freue oder Genugtuung empfinde, wünsche ich mir nur, dass er mir verzeiht, dass er mich dennoch liebt ... und das ist das Unfassbare an der ganzen Sache. Und warum verspüre ich auch jetzt noch den Drang, ihn zu beschützen? So, wie es scheint, kann er mir genauso wenig widerstehen wie ich ihm, oder warum verhält er sich so??? Oder ist es nur eine Hoffnung von mir???
    Und die Liebe? Es war meine Vision, mein Geist hat sie mir geschickt ... oder doch nicht? Will ich das wirklich lernen? Ich glaube nicht an Liebe, ich glaube an Sex. Okay, er war nackt. Aber ich wollte ihn nicht wirklich ficken, jedenfalls nicht direkt. Und das war eigentlich auch nicht das Berauschende. Das Schöne an diesem Augenblick war sein Nachgeben, seine Hingabe zu mir, sein Blick und das Wissen, dass er mich trotzdem, trotz allem will. Das macht mir Angst, aber es hat mich auch glücklich gemacht. Jedoch nicht auf der sexuellen Ebene, sondern auf der emotionalen oder persönlichen Ebene. Keine Ahnung, wo. Hauptsache, ich bin gekommen. Dummerweise in meine Jeans, aber das finde ich gar nicht so schlimm. Viel schlimmer finde ich, dass das nicht mehr ich bin. Nicht der Brix, den ich so gut kenne. Der einzige Brix, den ich kenne, wohlgemerkt, obwohl ich fast schon fürchte, dass da mehr ist, mehr Wissen ... aber auch mehr Brix.
    Als ich unter der Dusche stehe und mich abwasche, grübele ich darüber nach, was eben geschehen ist. Verdammt, ich bin doch sonst nicht so ... so weich ..., oder? Hey, das ist wie bei den Dingen, denen man sowieso nicht ausweichen kann. Man ist zu einhundert Prozent davon überzeugt, dass eine Sache schief geht, und dann klappt doch alles, auf wundersame Art und Weise. Aber ob das auch auf diese Angelegenheit zutrifft, davon habe ich absolut keine Ahnung. Ich kenne die Situation nicht, kann sie weder einschätzen, noch kontrollieren. Und gerade dieser Kontrollverlust ist es, der mich so verdammt unsicher macht, und das wiederum ist es, was mir Angst macht. Und da kommt dann auch die offensichtliche Spaltung zwischen mir und einem Wesen zum Tragen, was ich in meinen Gedanken in den letzten Tagen als »der andere Brix« bezeichne. »Der andere Brix«, das Wesen nämlich, das seltsamerweise immer genau das Gegenteil von dem erreichen möchte, was ich – also auch ein Brix – erreichen möchte. Wenn ich ihm wehtun will, möchte der andere Brix ihn beschützen ... seltsam. Vor allem fehlt mir etwas ganz Wichtiges: die Einigkeit zwischen meinem Verstand und meinem Gefühl.
    Völlig ratlos schiebe ich die Tür der Dusche auf, angele mir ein Handtuch vom Ständer und lege es mir um die Hüften. Und da ist noch etwas, das mir nicht gefällt. Erstens, es ist viel zu kalt in meiner Wohnung, was wohl auch damit zusammenhängt, dass ich bis auf mein Handtuch nackt bin, oder damit, dass ich mich einfach krank fühle. Körperlich gesehen, meine ich. Geistig bin ich wohl völlig gesund, mal abgesehen vom »anderen Brix« – aber zählt der überhaupt? Wie gesagt, mir ist kalt, meine Glieder schmerzen, als hätte ich zwei Tage lang Säcke im Hafen geschleppt und nun Muskelkater, mein Hals kratzt immer noch, und irgendwie fühle ich mich schlapp, so schlapp, dass ich mir Zeit lasse, mir eine Hose aus dem Schrank zu nehmen, hineinschlüpfe, und vermutlich eher gebrechlich wirke, als ich mir einen

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