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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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persönliches Beuteraster, und außerdem ist er mal deutlich nicht der Typ, der oberflächlich (und damit dumm in meinen Augen) durch die Gegend läuft und nur Spaß sucht. ER sucht eher Geborgenheit, weil er vor sich selbst wegläuft. Und mein Gefühl trügt mich nicht – ich scheine unglücklich verliebt. Ich sollte ihm besser aus dem Weg gehen. Das hat nichts mit Flucht oder mit Feigheit zu tun, sondern mit Vorsicht. Und natürlich damit, dass ich nicht noch mehr leiden will als bisher. Denn gelitten habe ich in den letzten Monaten wirklich genug.
    Es hat nichts damit zu tun, dass ich gay bin. Ich stehe dazu, mehr noch, ich akzeptiere es voll und ganz. Ich komme damit gut klar, dass es Heten gibt, und ich muss mich nicht über meine Sexualität kompensieren, mir etwas beweisen oder mich gar profilieren. Darum geht’s auch gar nicht. Es hat auch nichts mit meinem »Job« zu tun. Auch zu ihm stehe ich, voll und ganz. Weil, es macht mir Spaß. Und es ist die perfekte Tarnung für alles, was ich außer der Reihe mache. Mal Klartext. Ich halte mich für einen physisch wirklich schönen Menschen. Ich habe fast zehn Jahre hart daran gearbeitet, dass es so ist und vor allem bleibt. Ich tue es noch heute, by the way. Aber ich kann nicht auf die Sorte von Menschen, die mit all ihren Perfektionen ebenfalls auf der ausschließlichen Suche nach Perfektionen sind.
    Vielmehr bin ich auf der Suche nach Menschen, die eine gewisse Attraktivität haben, aber bei denen auch Imperfektionen, Unregelmäßigkeiten, Makel sind, und bei denen man etwas Schönes entdecken kann, wenn man danach sucht, etwas, was man eben nicht direkt auf den ersten Blick sieht. Das ist auch das, was mich an IHM reizt – er gehört zwar irgendwie zu den »Untouchables«, den »Rühr-mich-nicht-an-denn-ich-bin-viel-zu-schön-für-Dich«-Typen, aber seine seelische Zerrissenheit macht mich irgendwie total an, mal abgesehen von seinem Körper und dem Gefühl, dass da mehr ist, mehr sein könnte, fast schon eine Art »Verwandtschaft«, was ich durch meine Gabe gesehen habe. Und ich fühle mich in seiner Gegenwart immer irgendwie so, als würde ich ihn schon ewig und drei Tage kennen. Seltsam.
    Ich suche Menschen, mit denen ich viel gemeinsam habe. Musik, mein Interesse für Sprachen etc., Menschen, mit denen es schön wird, zu sprechen, die mich ansprechen, die mich berühren. Aber ich möchte mich nicht minderwertig fühlen. DESHALB mache ich diesen Job. Ich versuche, meinen Trieb, meinen Drang nach körperlicher Befriedigung, durch diesen Job zu kanalisieren. Eben weil ich mir den Stress nicht geben will, immer wieder nach dem Richtigen zu suchen, nur um meinen »Spaß«, meinen Sex zu haben, und ich weiß innerlich, dass wenn ich nur noch nach Sex suche, ich irgendwann im Wahnsinn, der Oberflächlichkeit oder dem Alkoholismus ende. Und darauf habe ich keine Lust.
    Wohlgemerkt, ich mache diesen Job nur, wenn ich Single bin. Ergibt sich etwas, lebe ich von meinen sonstigen Einkünften. Als ich siebzehn war, hatte ich bereits eine eigene kleine Firma. Nicht groß, ein Bekannter als Angestellter, und wir haben ein Sicherheitssystem programmiert, das uns die Deutsche Bank abgekauft hat. Also haben wir halbe-halbe gemacht und das Geschäft danach sein gelassen. Dann habe ich mit meinem Studium angefangen und die Kohle gut geparkt. Was ich hier mache, ist Taschengeld, der Rest ist meine Absicherung. Als ich noch in Heidelberg lebte, lernte ich »Peter« kennen – nennen wir ihn mal Peter, für die Geschichte ist er eigentlich unwichtig, für mich nicht, aber lassen wir das.
    Peter war Eigentümer vom »Poison’s« in Frankfurt am Main, ein Laden, vergleichbar mit dem »Turm«, Gay-Diskothek mit Bar, ziemlich gut gelaufen. Die wenigsten wussten, dass Peter noch einen weiteren Job hatte, und zwar einen verdammt guten, einen, der viel zu viel Kohle für einen einzelnen Menschen gebracht hat. Das heißt, er ist jeden Morgen in seinen Betrieb gegangen, hat seine acht Stunden abgerissen und ist anschließend schlafen gegangen. Jeden Abend ist er spätestens um zwölf in seinem Laden aufgetaucht und bis morgens dageblieben, fünf Tage die Woche, am Wochenende auch länger. Peter war so richtig yummy, und ich hatte mich am Anfang total in ihn verliebt. Was außer mir keiner wusste, war, dass Peter fast völlig hetero und ein eigentlich sehr ausgeglichener und vor allem abgeklärter Mensch mit einer unwahrscheinlich tiefen inneren Ruhe war. War, weil er letztes Jahr an

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