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Polar Star

Polar Star

Titel: Polar Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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schien der Dritte Maat eher von Depressionen heimgesucht als durch die unerwarteten Chancen beflügelt. Was Arkadi betraf, so schmerzten ihm zwar alle Glieder von Karps Schlägen, aber nicht ärger, als wäre er eine sehr lange Treppe hinuntergefallen.
    Bei der Schmutzbrigade kam alle zehn Minuten eine halbe Tonne Gelbflossenthunfisch die Förderrinne herunter, der ausgenommen, gesäubert und zerlegt werden mußte. Die Fische waren so stark vereist, daß Obidin, die Malsewa, Mer und die anderen von den Fingern bis hinauf zu den Schultern schon völlig taub waren. Das Kreischen der Sägen und das Gedudel aus dem Radio wurde übertönt vom dumpfen Hämmern des Eises gegen den Schiffsrumpf. Der Eisbrecherbug der Polar Star war so konstruiert, daß sich das Schiff durch eine bis zu einem Meter dicke Eisschicht hindurchschneiden konnte. Trotzdem schien der Stahl knirschend zu protestieren. Das ganze Schiff erbebte, und der Rumpf dröhnte unter dem Aufprall des Eises wie eine riesige Trommel.
    Während sie die gesäuberten Fische durch die Säge lenkte, warf Natascha ein ums andere Mal einen fragenden Blick zu Arkadi hinüber, doch der konzentrierte sich ganz auf das Vorrücken des Schiffes, lauschte dem harschen Stöhnen des Eises, das sich zwar gegen den massigen Bug wehrte, dann aber doch unter seiner Gewalt brach. Die Erde schien zerbersten zu wollen.
     
    Martschuk sah aus, als habe er eine anstrengende Klettertour hinter sich. Der Nebel, der immer und überall lauerte, bildete einen Dunstschleier, der auf der Windschutzscheibe der Brücke gefror, weshalb der Kapitän auf die Laufbrücke ausgewichen war. Sein Überzieher, die Stiefel, die Handschuhe, die die Finger freiließen, und die Kapitänsmütze waren in jeder Falte mit Eis gesäumt, und auf seinem Bart schimmerte Rauhreif. Als er schließlich seine Kajüte betrat und hinter dem Schreibtisch Platz nahm, bildete sich um ihn her auf dem Fußboden eine kleine Wasserlache. Seine roten Ohren zeugten davon, daß Martschuk seine Kapitänsmütze nicht gegen die mit Ohrenschützern versehene Wollmütze der einfachen Fischer vertauscht hatte. Anton Hess hatte sich draußen an Deck nicht blicken lassen, aber auch er trug zwei Pullover übereinander und die gleichen Handschuhe wie Martschuk. Ein russisches Schiff ist gewöhnlich überheizt - wohlige Wärme ist der Stolz eines jeden russischen Heims -, aber hier oben im Eis war die Wärme durch nichts zu halten. Unter seinem struppigen Haar, das ihm wirr in die Stirn fiel, waren Hess’ Augen hohl vor Erschöpfung. Eigentlich waren sie beide, er und der Kapitän, äußerst robust, doch jetzt wirkten sie unsicher, fast verängstigt. Zum erstenmal in ihrem Leben waren sie ohne einen Wachhund der Partei unterwegs - schlimmer noch, sie fuhren mit einem toten Wachhund im Kühlraum.
    Neben Arkadi und gleichzeitig so weit von ihm entfernt, wie sich das nur mit Blicken ausdrücken ließ, stand Slawa Bukowski. Es war genau die Gruppe, die sich schon einmal in der Kapitänskajüte versammelt hatte - fast, denn einer fehlte, was allen nur zu gut bewußt war.
    »Ich bitte um Entschuldigung, daß ich diese Konferenz erst jetzt einberufe«, sagte Martschuk. »Aber als wir die Anker lichteten, war die ganze Angelegenheit noch zu verworren. Außerdem muß ich mich jedesmal, wenn wir ins Eis vorstoßen, zunächst dem Funkwetterbericht widmen. Die Amerikaner sind das Eis nicht gewöhnt, und darum muß ich ihnen gewissermaßen die Hand halten. Tja, Genosse Bukowski, ich habe Ihren Bericht gelesen, aber vielleicht sollten Sie ihn für die übrigen noch einmal rasch zusammenfassen.«
    Slawa nutzte die Gelegenheit vorzutreten, um sich so einen weiteren Schritt von Arkadi zu entfernen. »Mein Bericht basiert auf dem amerikanischen Rapport. Ich habe ihn hier.«
    Sowie Slawa seine Aktenmappe öffnete, flatterten die Papiere heraus und auf den Teppich. Arkadi kam der Gedanke, daß Martschuk, wäre er ein Hund, jetzt mit dem Schwanz wedeln würde.
    Der Dritte Maat fand das Dokument, nach dem er gesucht hatte. Er las: »Die zuständigen Behörden in Dutch Harbor .«
    »Wer sind die zuständigen Behörden?« unterbrach Hess.
    »Der örtliche Feuerwehrhauptmann. Seiner Meinung nach ist das Feuer zufällig ausgebrochen, das heißt also, es war ein Unfall«, fuhr Slawa fort. »Der Eingeborene Mikhail Krukow war mehrfach gewarnt worden, keine volatilen Materialien mehr für den Bau seiner Boote zu verwenden, und in den Trümmern wurden eine Kerosinlampe,

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