Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polar Star

Polar Star

Titel: Polar Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
Vom Netzwerk:
und Ridley als nächster am Unglücksort?«
    »Morgan«, las Slawa aus seinem Bericht vor.
    »Und Sie, Genosse Kapitän?« fragte Arkadi. »Finden Sie den Bericht auch zufriedenstellend?«
    »Selbstverständlich. Zwei Männer finden den Tod, einer von uns und einer von den Amerikanern. Praktisch deuten alle Anzeichen darauf hin, daß sie sich betrunken haben und aufgrund irgendeiner Fahrlässigkeit verbrannt sind. Natürlich wird es Stunk geben, aber mit dieser Version können die Amerikaner und auch wir leben. Kooperation ist nun einmal der Inbegriff eines Joint-venture.«
    Der Kapitän schwieg einen Moment, dann richtete er das Wort an Slawa. »Wolowoi war ein mieser Charakter. Ich hoffe, Sie können ihn ersetzen.« Er beugte sich vor, nun wieder Arkadi zugewandt. »Aber wie, denken Sie, wird sich das für mich auswirken, wenn ich bei der Rückkehr nach Wladiwostok zwei von meinen Leuten in Plastiksäcken abliefern muß? Was wird man mir wohl als nächstes für ein Kommando übertragen? Vielleicht darf ich verseuchten Abfall nach Magadan befördern? Oder wie wär’s mit Kamtschatka? Dort flößen sie immer noch Baumstämme. Vielleicht heben sie einen für mich auf.«
    »Sie sind mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis an Land gegangen«, sagte Hess zu Arkadi. »Ich nehme an, Sie waren immer noch bemüht, Informationen über das tote Mädchen zu sammeln.«
    »Nochmals herzlichen Dank«, sagte Arkadi. »Es war sehr anregend und belebend für mich, wieder einmal festen Boden unter den Füßen zu spüren.«
    »Aber jetzt haben wir drei Leichen statt einer«, fuhr Hess nachdrücklich fort, »und da einer der Toten zu Lebzeiten auf diesem Schiff die Interessen der Partei wahrnahm, wird die Partei natürlich unangenehme Fragen stellen, wenn wir wieder nach Hause kommen.«
    »Irgendwie«, Martschuk starrte Arkadi durchdringend an, »irgendwie habe ich den Eindruck, das alles hängt mit Ihnen zusammen. Sie kommen an Bord, es gibt eine Tote. Sie gehen an Land, prompt haben wir zwei weitere Leichen am Hals. Verglichen mit Ihnen war Jonas der reinste Sonnenschein.«
    »Sehen Sie«, fiel Hess ein, »die Frage ist: Wo waren Sie? Wolowoi verließ das Hotel, um nach Ihnen zu suchen. Aber sowohl er als auch Sie blieben spurlos verschwunden, und als der Kommissar schließlich entdeckt wurde, da war er nur noch eine verkohlte Leiche oben auf einem Hügel, wo er zusammen mit einem Indianer …«
    »Mit einem Aleuten«, korrigierte Slawa, »so steht es in meinem Bericht.«
    »Egal, jedenfalls ein Eingeborener, mit dem Wolowoi zuvor kaum je ein Wort gewechselt hatte. Wie kam er, der sonst nie einen Tropfen Alkohol anrührte, dazu, sich mit einem Bootsbauer dort oben auf dem Hügel zu betrinken? Warum sollte er überhaupt dort raufklettern, wo er doch nach Ihnen suchen wollte?«
    »Möchten Sie, daß ich versuche, das herauszufinden, Genosse Hess?« fragte Arkadi.
    Hess quittierte Arkadis Gegenfrage mit dem anerkennenden Lächeln des Fachmanns, als zolle er einem Torwart Beifall, der einen harten Schuß gehalten und den Ball dann auch noch ins gegnerische Netz befördert hatte.
    »Nein, nein!« wehrte Martschuk ab. »Auf Ihre Hilfe möchten wir von nun an lieber verzichten. Ich sehe schon die Gesichter der Genossen in Wladiwostok vor mir, wenn ich versuchen wollte, denen zu erklären, warum wir Sie mit der Untersuchung von Wolowois Tod beauftragt haben. Nein, jetzt leitet Genosse Bukowski die Ermittlungen.«
    »Wieder? Meinen Glückwunsch«, sagte Arkadi zu Slawa.
    »Ich habe Renko bereits verhört«, erklärte Slawa. »Er behauptet, nachdem er sich von Susan getrennt hatte, sei ihm übel geworden, weil er zuviel getrunken habe. Dann will er hinter dem Hotel das Bewußtsein verloren haben. Angeblich erinnert er sich an nichts weiter, bis zu dem Zeitpunkt, als wir ihn aus dem Wasser fischten. Er hat ausgesagt, er müsse wohl vom Dock gefallen sein.«
    »Israel, der Fabrikleiter, hat mir berichtet, daß Sie erst neulich betrunken in einem der Laderäume gezündelt hätten und dabei um ein Haar erfroren wären«, sagte Martschuk. »Kein Wunder, daß man Ihren Parteiausweis eingezogen hat.«
    »Die heimlichen Trinker sind die schlimmsten«, bestätigte Arkadi. »Aber eines ist mir dennoch unklar, Genosse Kapitän. Sie sagten eben, Sie seien mit dem Bericht der Amerikaner einverstanden. Nur, wenn der Brand wirklich ein Unfall gewesen ist, was soll Genosse Bukowski dann eigentlich untersuchen?«
    »Ich werte lediglich unsere eigenen Erkenntnisse

Weitere Kostenlose Bücher