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Polar Star

Polar Star

Titel: Polar Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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»Gute Fragen langweilen mich nie. Was hat sie interessiert? Der Fang? Und wenn ja, warum dann nur der von der Eagle?«
    »Ihr ging es um Männer, nicht um Fisch«, sagte Susan. »Mike war auf der Eagle, hast du das vergessen?«
    Arkadi stellte sich vor, wie Sina an der Heckreling gestanden und dem amerikanischen Fangboot zugewinkt hatte. War es wichtig, wer zurückwinkte? »Morgan war auch auf der Eagle«, sagte er.
    »Alles, was Morgan von Sina wollte, war die Bestätigung, daß so was wie Hess’ Kabel existierte. Details hätte sie ihm ja auch gar nicht liefern können. Und ansonsten hatte er keine Verwendung für sie.«
    »Und sie? Was wollte sie von ihm?«
    »Zuviel.«
    »Hast du ihr das an dem Abend auf dem Fest gesagt? Hast du versucht, ihr das klarzumachen, bevor sie verschwunden ist?«
    »Ich habe nur versucht, ihr zu erklären, daß sie in Georges Kalkulationen kein Aktivposten war.«
    »Und warum nicht?« Als Susan schwieg, fragte er weiter. »Was hast du gemeint, als du sagtest, sie hätte sich nicht von einem amerikanischen Schiff absetzen wollen?«
    »Ganz einfach - Sina wollte türmen.«
    Er lehnte den Kopf an ihre Schulter. Was für ein friedlicher Ruheplatz, dachte er, wie ein Kissen auf dem Mond.
    »Möchtest du eigentlich weg von der Polar Star?« fragte sie.
    »Ja.«
    Er spürte, wie sie den Atem anhielt, bevor sie sprach. »Ich kann dir dabei helfen.«
    Er hielt eine Zigarette in der einen, ein Streichholz in der anderen Hand, riß es jedoch nicht an. Er konzentrierte sich vielmehr auf das sachte Wogen ihrer Brust an seiner Wange.
    »Und wie?«
    »Was du brauchst, ist Protektion. Ich kann Martschuk bitten, dich zum Dolmetscher zu ernennen. Einer wie du gehört doch nicht in die Schmutzbrigade! Und wenn du dolmetschen würdest, könnten wir öfter Zusammensein!«
    »Aber wie kannst du mir helfen, von der Polar Star runterzukommen?«
    »Da würde uns schon was einfallen.«
    »Und was müßte ich dafür tun?«
    »Gar nichts! Wer ist eigentlich dieser Hess?«
    Jetzt riß er das Streichholz an und hielt das gelbe Flämmchen zwischen den Fingern, bis der erste Schwefelschleier niedergebrannt war. »Was meinst du, sollten wir nicht aufhören zu rauchen?«
    »Nein.«
    Er machte einen Lungenzug. Kratzige Rauchschwaden, diesmal wieder russischer Tabak. »Hess ist gewissermaßen unser Morgan. Noch so ein harmloser Fischer.«
    »Du hast das Kabel doch gesehen, nicht wahr?«
    »Nur die Schutzhaube. Da war nicht viel zu sehen.«
    »Aber du warst dort.«
    Ehe er das Streichholz ausblies, bückte er sich nach dem Glas, das auf dem Boden stand. Es war halb voll, der Rest von ihrem Scotch. »Sollten wir nicht aufhören zu trinken?«
    »Nein. Geh noch mal hin und sieh dich diesmal gründlicher um.«
    »Hess würde mich nicht noch einmal reinlassen.« Er nahm einen kräftigen Schluck.
    »Du kommst schon irgendwie rein. Ich habe den Eindruck, du verschaffst dir überall auf diesem Schiff Zutritt, wenn du nur willst.«
    »Bis Karp mich erwischt.« Er reichte ihr das Glas.
    »Ja, mit Karp müssen wir rechnen.« Sie trank aus und drehte den Kopf weg. »Aber dann können wir dich loseisen oder rausbringen.«
    Er stützte sich auf den Ellbogen und starrte in die Dunkelheit, als könnte er sie sehen. Ihr Haar fühlte sich immer noch feucht an. Er faßte sie unters Kinn und drehte sich ihr Gesicht zu. »Loseisen oder rausbringen? Was soll das heißen?«
    »Genau das, was ich gesagt habe.«
     
    Die Flasche war leer, und die Winstons waren alle in einer schwebenden Qualmdecke aufgegangen. Als hätten er und Susan sich in Rauch aufgelöst.
    »Ich will dich drinnen, nicht draußen«, hauchte sie.
    Die Lampe über der Koje glomm mehr, als daß sie tatsächlich Licht spendete; trotzdem sah er, daß Susan die Augen zu ihm aufgeschlagen hatte, und sah sogar sein Spiegelbild in ihnen. War in ihr und gleichzeitig draußen.
    »Hat Hess was über die Reichweite gesagt?« fragte Susan. »Oder über die Anzahl der Hydrophone? Er hat doch einen Computer und die entsprechende Software. Es wäre gut, wenn du mir eine Diskette beschaffen könntest. Oder noch besser eins von den Hydrophonen.«
    Arkadi zündete sich eine Belomor an. »Langweilt dich das eigentlich nicht?« fragte er. »Dieses ewige Spionieren, meine ich, kommt dir das nicht vor wie ein Kartenspiel, das nie endet?«
    »Als wir in Dutch Harbor waren, hat George deinen Ruf gecheckt. Er hat einen geheimen Draht. Er wollte wissen, ob man dir trauen kann.« Sie nahm ihm die

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