Polarfieber (German Edition)
r rierten die Himmelskörper mit zahll o sen Leuchten, Lampen und Scheinwerfen um die Vorherrschaft.
„ Es ist kalt “ , sagte sie mit Blick auf die digitale Leuchtanzeige auf dem Tower. Minus 24 Grad. Die Temperatur war nach dem Schne e sturm noch einmal gefallen.
„ Nur hier draußen. Sobald wir im Chopper sind, ist es schön warm. “
Marc kam mit einer Handvoll Papieren auf sie zu . F ür einen M o ment vertieften sich die beiden Männer in die Unterlagen. Silas wir k te zufrieden. Er erklomm trotzdem noch die Leiter, die j e mand an den Helikopter angelehnt hatte, und prüfte etwas an der Verank e rung zwischen Rotorblätter n und Dach . Nach einem Daumenhoch zu Marc kam er wieder herunter und lächelte sie an. „ Beide Sensoren au s gewechselt. Mach dir keine Sorgen, es ist alles okay. “
Sie bestiegen das Cockpit. Wie schon am gestrigen Tag vergewi s serte sich Silas, dass sie ihre Sicherheitsgurte korrekt angelegt hatte, dann vertiefte er sich in das Funkgespräch mit dem Tower. Das san f te Rauschen des Taxidrives wurde zu ohrenbetäubendem Lärm, als Silas, auf dem Helipad angekommen, die Rotoren sta r tete.
„ Thule Tower. Greenland Airline Oscar Yankee Hotel Golf Tango Nine Seven Nine, ready for take off. “
Das Knacken in ihren Ohren beim Abheben , das Gefühl, buc h stäblich den Boden unter den Füßen zu verli e ren, hasste sie heute ebenso wie bei jeder anderen Gelegenheit. Nach einer Weile ließ das Pochen hinter der Stirn nach. Mit e i nem Plopp öffneten sich ihre Nebenhöhlen. Silas nahm die Hand vom Steuerknüppel und zwi n kerte ihr zu. „ Wir sind jetzt auf Reiseflughöhe. Du kannst dich en t spannen. “
„ Ich bin nicht unentspannt. “
„ Nein. Natürlich nicht. “
Weil sie keine Lust hatte, das Thema zu vertiefen, griff sie nach i h rer Laptoptasche. Hinter ihrem Sitz ertastete sie den Nylongriff. „ Kann ich den Rechner schon anmachen? “
„ Klar. Der Autopilot ist an. Mein Baby fliegt sich jetzt fast a l lein. “
Innerlich musste sie schmunzeln. Silas nannte den Chopper sein Baby. Ihr Baby war die Dreamguard, und sie würde es hassen, wenn irgendjemand, den sie an Bord nahm, ihr nicht zutrauen würde, das Boot wieder sicher an Land zu bringen. Langsam verebbte die Ne r vosität. Er hatte r echt. Er war ein Profi auf seinem Gebiet, so wie sie ein Profi auf ihrem war. Sie sollte ihm vertra u en. Sie ließ den Laptop Laptop sein und schmiegte sich in die gepolsterte Sitzlehne . Die Arbeit konnte warten. Drei Stunden Flugzeit hatte sie bis U p ernavik zu überbrücken. A uch danach wäre noch genug Zeit, sich ihre U n terlagen ein weiteres Mal anz u schauen. Sie schloss die Augen und dachte an den Abend in der Halle.
Natürlich war ihr nicht entgangen, wie die wenigen anwesenden Frauen Silas gemustert hatten. Subtil wurde der Hüftschwung ausl a dender, das Zwinkern leuchtender, sobald sie ihn erblickten. Es könnte fast widerlich sein , h ätte es ihr nicht so ein verdammt gutes Gefühl gegeben, dass er die Avancen demonstrativ missac h tet hatte. Er hatte sie anges e hen. Den ganzen Abend. Auch dann, wenn sie sich einmal mehr von ihm hatte provozieren lassen. Es war in viele r lei Hinsicht falsch, seine Aufmerksamkeit zu geni e ßen, und auf eine andere Art wiederum richtig . Sie blinzelte, weil etwas sie am Auge kitzelte. Vorsichtig öffnete sie die Lider einen Spalt. Weit vor ihnen, wo das Meer im Horizont versank, lugte ein Sonnenstrahl hervor. Nur ein So n nenstrahl. Sie zog die Beine auf den Sitz und schlang ihre Arme um die Knie, bevor sie die Augen wieder schloss. Sie fl o gen nach Südosten. Der Sonne en t gegen. Der Gedanke hallte noch in i h rem Kopf. Dann schlief sie ein.
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In den langen Winternächten schlief Marc Rossum besonders gut. Er holte dann den Nachtschlaf nach, der ihm im Sommer abhande n kam, wenn die Sonne in diesen Breitengraden nicht mehr unterging und es niemals dunkel wurde. Im Sommer arbeitete er unendlich viele Überstunden, die er im Winter abbummeln und verschlafen konnte.
Nachdem Silas mit Kaya abgeflogen war, hatte er sich für den Rest des Tages freigenommen. Es gab keine geplanten Flugbew e gungen mehr für heute, die Militärbasis lief seit Mitte Oktober schon mit Grundbesatzung. Für die Dauer der Polarnacht, in der der Dienst für einen gewöhnlichen Gefreiten ziemlich sinnlos wurde, schickte man die meisten der jungen Kerle auf Stützpun k te in den heimischen USA. Nur ein paar Berufssoldaten, die sich permanent
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