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Polarfieber (German Edition)

Polarfieber (German Edition)

Titel: Polarfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Henry
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    Er suchte nach dem Mauszeiger auf seinem Bildschirm und klickte an den Anfang der Aufzeichnung , l auschte zum zigsten Mal dem Dialog zwischen Silas und dem jungen Dänen, der in der Komma n dozentrale Thule für die Überwachung des zivilen Luftverkehrs ve r antwortlich war.
    Als Marc in den Funkraum gestolpert war, hatte dem Jungen, Dennis, bereits der Angstschweiß auf der Stirn gesta n den . Seine Haut war grau gewesen, mit roten Flecken auf Wangen und Stirn. Hektisch hatte Dennis in sein Mikrofon g e brüllt. Die Antworten von Silas waren kühl, überlegt, besonnen gewesen . Er gab seine Position durch und erklärte, dass sich die Geschwindigkeit der Rotoren i n nerhalb der letzten Flugminuten erheblich verringert hatte. Keine Spur von Nervosität in se i ner Stimme, auch nicht, als er hinzufügte, dass seine Instrumente nichts Auffälliges anzeigten , die Rotoren perfekt laufen sollten und es keine Zeichen für Vere i sung gab. Sein Eindruck über das Verlangsamen der Rotorenb e wegung beruhte einzig auf seiner Fluge r fahrung. Nüchtern und kühl beurteilte Silas seine Lage und änderte den Kurs . Sein Flu g plan hatte vorgesehen, auf direkter Linie Upernavik anzusteuern, auch wenn man gewöh n lich vermied , mehr als unbedingt no t wendig über offene s Meer zu fliegen, denn genau das bedeutete die direkte Linie. Quer über die Melvi l le Bucht. Später im Winter durchaus üblich, wenn das Eis auf der Bucht einen Meter dick war. Doch noch war die Bucht eisfrei, abgesehen von Schollen und Eisbergen. Aber für das Küstengebiet hatte es eine Stur m warnung gegeben.
    Zum einundzwanzigsten Mal hörte Marc sich den Funkdialog an , b lickte auf die Aufzeichnung des Radargerätes, suchte den Punkt, der sich der Küstenlinie genähert , kurz geblinkt hatte und … ve r schwunden war . Einfach so. In einer der unwirtlichsten G e genden, die Westgrönland zu bieten hatte. Unbewohntes Küste n land, mit gewaltigen Klippen, zwischen denen sich das Inlandeis in Form u n zähliger, unvorstellbar mächtiger Gletscher bis ins Wasser hina b schob . Der Steenstrup zum Beispiel, ein ehrfu r chtgebietendes Monstrum mit einer Mündungsbreite von mehr als zwanzig Kilom e tern und der Angewohnheit, das ganze Jahr hi n durch zu kalben. Selbst wenn Silas es geschafft hatte, den Cho p per heil aufzusetzen, obwohl die Aufzeichnungen von Funk und Radar etwas anderes suggerierten, lagen seine Chancen da rausz u kommen etwa bei null , falls das Schicksal ihn an den Fuß des Steenstrup geschleudert hatte. Und die anderen Gletscher in der Gegend standen Seiner Majestät kaum nach.
    Um ihn herum herrschte helle Aufregung. Sämtliches ziviles Flu g personal von Air Greenland war zusammengezogen worden. Mit hochrotem Kopf setzte Dennis seinen Vorgesetzten in Nuuk telef o nisch in Kenntnis, dass einer der Eurocopter der Flotte vom Radar verschwunden war. Ein blasses Mädchen mit Somme r sprossen und in gefütterter Tarnuniform legte Marc einen Stapel Papier auf den Schreibtisch. Er faltete die Blätter auf. Ausdrucke der vom Radar aufgezeichneten Flugroute. Zuerst alles ganz normal, keine Beso n derheiten, aber auf den letzten dreißig Kilom e tern des Fluges, kurz bevor Silas das Ruder herumgeschwenkt und auf die Küste zugeha l ten hatte , begann ein auffälliger Zickzackkurs. Der Hel i kopter schien auf Ruderbewegungen kaum noch zu reagieren, selbst der Kur s wechsel geschah nicht abrupt, sondern in einer weiten Schleife, als habe Silas den Chopper mit viel Geduld überreden müssen, ihm zu gehorchen. Ein weniger erfahrener Pilot wäre aus dem Himmel aufs Wasser geknallt wie eine erschossene Flugente.
    Weiter unten fand Marc ein Fax aus der Sensorenüberwachung von Air Greenland in Nuuk . Die Mitschnitte der Ergebnisse, die sämtliche Bordsensoren drei- bis viermal pro Minute an den Em p fänger in Nuuk funkten. Nicht die kleinste Unregelmäßi g keit, nicht einmal das Verlangsamen der Rotoren hatte der Empfänger regi s triert.
    Marc vergrub das Gesicht in den Handflächen. Er hatte den Chopper gecheckt. Die unregelmäßigen Werte des einen Sensors konnten durchaus daher rühren, dass Silas auf dem Flug von Qaanaaq nach Thule in die Ausläufer des Sturms geraten war. De n noch hatte er dem Mechanikerkorps empfohlen, diesen Sensor au s zutauschen. Am Morgen vor dem Flug hatte er die Unterlagen g e prüft und einen Hinweis auf einen fehlerhaften Se n sor gefunden . E in Mann namens Jeremy Sands hatte ihn und auch den zweiten Sensor

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