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Polarfieber (German Edition)

Polarfieber (German Edition)

Titel: Polarfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Henry
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wieder da . “
    Er hatte weder eine Ahnung , welche Temperaturen herrschten , noch , wo sie waren oder wie spät es war. Die Sonne war untergega n gen, aber das hatte nichts zu bedeuten, sie waren dicht an der Pola r nacht, nur noch wenige Male würde die Sonne aufgehen, ehe sie für Monate wegblieb. Es konnte vier Uhr nachmittags sein oder acht Uhr abends. Er hätte planmäßig um fünfzehnhundert in Upernavik landen sollen. Aber planmäßig bedeutete hier wenig . Flugpläne w a ren im Eis von Grönland reine Makulatur. Er musste nach Upern a vik funken, um Unterstützung zu beantragen , d och die Erinnerung an die Totenstille im Cockpit ließ diesen Gedanken sofort gefrieren . Ein eisiger Schauder rann über seinen Rücken. Das Funkgerät war tot. Nicht das leise s te Rauschen hatte es von sich gegeben, als er aufgewacht war.
    Er kletterte in den Hubschrauber. Die Seite, auf der Kaya gese s sen hatte, war eingedrückt, als sei sie aus Papier, das Panzerglas zerspli t tert. Silas riss am Pilotensessel, verhedderte sich in nutzlos geword e nen Kabeln und kroch schließlich irgendwie nach hinten in den Frachtraum, um an das Gepäck zu kommen. Was mitnehmen? Z u erst fasste er nach dem Verbandskasten. Daneben lag die Polar Box mit fünf Rationen Notfallnahrung . Schokoriegel, Astronautenna h rung und Energy Drinks. Außerdem drei Schlafsäcke, Kerzen, Streichhölzer und Dry Fuel. Wo waren die Polarschut z anzüge? In der verfluchten Tuntenuniform würde er nicht weit kommen. Er warf die Box durch das zerschmetterte Fenster nach draußen, gefolgt vom Verbandskasten. Der Ruc k sack mit seiner persönlichen Habe war fast leer, schließlich hatte er für diesen Kurztrip nur wenige S a chen mitnehmen müssen. Er stopfte zwei Wolldecken, mit denen er Frischobst beim Transport abzudecken pflegte, in den Rucksack und hangelte seine Arme durch die Ri e men. Da war sein Rasierzeug drin, er würde das Ding nicht aufs Eis knallen lassen.
    Ein Ruck , der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ, ging durch den Hubschrauber. Es war, als ob der Boden unter ihm nachgäbe. Himmel nochmal. Er hatte das Ding neben dem Gle t scher noch irgendwie auf Land gesetzt. Oder nicht? Das ewige Weiß blend e te. Noch einmal sackte der Hubschrauber durch, begleitet von einem schrillen Aufschrei. Kaya!
    Silas hangelte sich durch die Kabelwirtschaft, die seinen Kopf u m rankte wie eine hübsche chinesische Neujahrsdeko. Im näch s ten Augenblick tauchte Kayas Gesicht in der Tür auf. „ Das Eis bricht! “ , schrie sie ihm zu .
    Eis? Welches Eis? Die ganze Welt bestand nur noch aus Eis. Sein Fuß blieb an dem kleine n Rucksack hängen , den Nive Kaya gegeben hatte. Wutentbrannt löste Silas den Gurt von seinem Fuß und wollte das Ding nach hinten in den Laderaum pfeffern. Im letzten Moment bekam Kaya einen der Tragriemen zu fassen . „ Den nehme ich! “
    „ Verdammt, Mädchen, lass den liegen! Hier geht es ums nackte Überleben! “
    „ Genau! “ , fauchte sie zurück, offenbar waren ihre Lebensgeister mit aller Macht zurückgekehrt. Über ihre Wange lief ein dünner F a den Blut. Ihre Mandelaugen funkelten. „ Ums nackte Überl e ben. Wir können auf alles verzichten, aber nicht auf das, was in diesem Ruc k sack ist! Lass los und gib ihn her, ich trag e ihn. “
    Er sah, dass auch der Ärmel ihres Anoraks zerfetzt war. Er klette r te nach draußen, stellte seinen Rucksack in den Schnee und machte Anstalten, wieder hineinzukriechen. Sie griff nach ihm.
    „ Hörst du mir überhaupt zu? Wir stehen auf einer Eisscholle. Hi n ter uns ist ein Gletscher. Silas, verdammt nochmal, wir mü s sen hier weg, hörst du nicht den Krach? Hier ist die Hölle los! “
    „ Und wo willst du schlafen, wenn uns keiner findet? Auf dem Eis? Ich hole das Zelt. “
    „ Silas! “ , brüllte sie, aber er ignorierte es und angelte hinter den P i lotensitz, wo das Zelt verankert war. Er hatte das Ding immer als Platzverschwendung betrachtet. Mit dem letzten Handgriff schnap p te er sich seinen dick gefütterten Anorak, der neben dem Sitz lag, dann war er bereit, den Hubschrauber seinem Schicksal zu überla s sen.
    Ein drittes Mal ein Krachen und Durchsacken unter ihm. Kaya packte ihn am Gürtel und zerrte. Er verlor den Halt, sein Handy löste sich aus der Verankerung am Gürtel und prallte auf das Eis. Für einen Augenblick blieb ihm das Herz stehen, als er sah, wie das Smartphone in seine Einzelteile zersprang, doch dann waren da wi e der Kayas Hände, die an ihm

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