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Polarfieber (German Edition)

Polarfieber (German Edition)

Titel: Polarfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Henry
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zogen und zerrten . G emeinsam land e ten sie im Schnee.
    „ Der Riss! “ , brüllte Kaya und rappelte sich als E rste auf. Sie warf den kleinen Rucksack auf mehr oder weniger festen Boden.
    Silas merkte, wie das Eis unter ihnen zu schwanken und zu scha u keln begann. Die Scholle war nicht mehr mit dem Landeis verbu n den, der Riss wurde breiter. Er schleuderte die aus dem Hubschra u ber geretteten Sachen hinüber, während Kaya auf die andere Seite hechtete. Als er ihr nachsetzte, brach unter se i nem Fuß der Rand der Scholle. Scheiße. Wenn du im Wasser landest, Greve, dann bist du mausetot. Es war dieser Tod, für den er hie r hergekommen war. Still. Schwerelos. Weitab von a l lem, nur er und der Rest Leben, an den er sich nicht mehr kla m mern wollte. Aber er war nicht allein. Und nur wenn sie zusammen blieben, hatte Kaya eine Chance. Verdammt, sie betrog ihn um seinen Eistod. Das war nicht fair. Sie fing sein Han d gelenk, als er auf der anderen Seite des Risses aufsetzte, riss an ihm und verhinderte , dass er rücklings ins Wasser stolperte. Er landete auf Händen und Knien neben ihr.
    „ Weiter! “ , brüllte sie. Das Krachen hörte nicht auf, obwohl die Scholle nun frei war. Beinahe friedlich schaukelte das Wrack des Helikopters davon.
    „ Lass mich verschnaufen . “
    „ Dazu ist keine Zeit.“
    Sie wies in den Himmel. Nein, nicht in den Himmel. Das, was er aus dem vibrierenden Cockpit bei seiner Bruchlandung für eine Fel s kante gehalten hatte, entpuppte sich jetzt, aus unmittelbarer Nähe, als riesige, gezackte Gletscherwand . Das Rumoren und Krachen, das plötzlich die Welt erfüllte, waren Eisbrocken, die der Koloss stö h nend von sich warf und die Gischt aufschäumend im Wasser au f schlugen.
    Hölle nochmal. Er hatte darüber gelesen. Hatte Videos davon g e sehen , d ie allesamt aus sicherer Entfernung geschossen worden w a ren. Er hatte es sogar einmal vom Cockpit aus beobachtet. Die G e burt eines mächtigen Eisbergs und seiner vielen kleinen Satell i ten, Eisblöcke, die ihn umschwammen. Sie waren unter einem kalbenden Gletscher gelandet, der mi n destens zwei Meilen breit war und so hoch wie fünf übereina n dergestapelte Hochhäuser. Wie paralysiert starrte er daran hinauf.
    Kaya rollte einen der isolierten Schlafsäc k e zusammen und kn o tete ihn mit den daran angebrachten Schnüren unter dem kleinen Ruc k sack fest. Als sie die Notfall-Lebensmittel in den Seitenf ä chern ihres und seines Rucksacks verstaute, sah sie zu ihm auf. „ Willst du Wu r zeln schlagen? “
    „ Wir haben doch sowieso keine Chance . “
    „ Nicht, wenn du da stehst und Löcher in die Ei s wand starrst . Das haben schon andere vor dir versucht. Es funktioniert nicht. Hilfst du mir, damit wir hier wegkommen? “
    In fünfzig Metern Entfernung brach ein riesiger Zacken des E i ses ab, kippte nach vorn und schlug ins Wasser. Der Lärm war auch auf die Entfernung hin ohrenbetäubend. Haushoch spritzte das Wasser in alle Richtungen, Silas machte unwillkürlich einen Schritt zurück. Als ob das was genützt hätte. Sein Blick glitt zur abtreibenden Scho l le mit dem Helikopter. Das Eis tanzte auf den sich bäumenden We l len, aber der Chopper kippte nicht.
    „ Warum kalben die im Winter? “ , fragte er fassungslos. „ Ich dachte, das passiert nur im Sommer. “
    „ Und im Winter stehen die Gletscher still, dachtest du? Hey, Silas, ich werde gern mit dir die Besonderheiten grönländischen Klimas erörtern, aber lass uns erst mal hier rauskommen. So weit wie mö g lich vom Gletscher weg, ehe der uns erschlägt. “
    Sie zog den Kopf zwischen die Schultern , als sehr viel näher noch ein Stück aus der Wand brach und abstürzte. Er kniete sich zu ihr und knöpfte die Seitentaschen seines Rucksackes zu, rollte den zwe i ten Schlafsack zusammen und verknotete ihn mit dem Rucksack . M it Kayas Hilfe hievte er sich das Ding auf die Schu l tern. Als sie dicht vor ihm stand, sah er auf sie hinab, streckte eine Fingerspitze aus und wischte das dünne Rinnsal Blut fort , das noch immer aus dem Schnitt in ihrer Wange sickerte. Sie jamme r te nicht, sie packte an, was es anzupacken gab.
    „ Tut das weh? “ , fragte er.
    „ Nicht im Moment. “ Sie hielt ihm den zweiten Rucksack hin, und er half ihr, ihn auf ihren Rücken zu nehmen. Seine eigene Last zog ihn mächtig in die Knie. Den Verbandkasten hatte sie wohl auch noch zu den Sachen in ihrem Backpack gestopft. Ve r dammt, sie würde zusammenbrechen. Er musste einen

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