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Polarfieber (German Edition)

Polarfieber (German Edition)

Titel: Polarfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Henry
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einer Stuhllehne neben der Liege hingen seine Sachen, gefütterte Cargohosen, Unterhemd und ein fester Pullover, den er sich ruppig über den Kopf zog. Die Sachen hatte ihm Air Greenland zur Verfügung gestellt, und er konnte es nicht erwarten, nach Maniitsoq zu kommen, um sich in seinem eig e nen Klamottenschrank einzuschließen und eine Weile zu heulen wie ein Kind. Unwillkürlich dachte er an die H o se aus Eisbärenfell, die ihm womöglich beim Sturz ins Eiswasser das Leben gerettet hatte. Ob die wohl wieder in Ordnung ko m men würde?
    „ Der Jeep von Air Greenland steht draußen auf dem Parkplatz und wird Sie ins Hauptquartier bringen “ , sagte der Arzt, ohne von seiner Tastatur aufzublicken.
    Dreihundert Schritte, und sie ließen ihn im Taxi vorfahren. Glau b ten seine Vorgesetzten, dass er in den paar Tagen im Eis zu einem alten Mann geworden war ? Die Assistentin schenkte ihm noch ein hinreißendes Kinderl ä cheln, als sie ihm die Tür öffnete.
    Der Anblick der schwarzen Limousine gleich vorn am Hauptei n gang verstörte ihn kurz. Das Kennzeichen wies auf die Regi e rung hin. Kaya war hier. Und sie waren hier. Die, die diesen ga n ze n Trip veranlasst hatten . Ein unerwartetes , geradezu außerird i sches Gefühl wallte in ihm auf und er begriff im gleichen M o ment, dass das ein Beschützerinstinkt war. Er hatte das bisher ein einziges Mal gefühlt . E in einziges Mal, das ihn sein früheres Leben gekostet hatte . Er ve r drängte die Erinn e rung sofort, ehe sie ihm den Boden unter den Füßen wegriss. Wer Kaya wehtat, dem würde er die Zähne einschl a gen, ganz egal, was sie dazu zu sagen hatte. Er richtete seine Au f merksamkeit auf den Inuit in der tuntigen Uniform des Air Gree n land Bodenpe r sonals, der an der Tür des Jeeps stand und ihm breit entgege n grinste. Du mich auch, dachte er.
    Es war nicht halb so schlimm, wie er erwartet hatte. Eine Gruppe von vier Offiziellen, drei Männer und eine überkorrekt gescheitelte Frau, erwartete n ihn im Konferenzraum. Es gab Kaffee und Min e ralwasser . Silas war für beides dankbar. Sie fra g ten ihn nach dem Hergang des Unfalls, nickten, machten sich Notizen und erkundigten sich nach seinem Urteil , wieso die Ortungsinstrumente, die Suc h mannschaften zumindest zum Wrack führen sollten, nicht funkti o niert hatten. Sie informierten ihn darüber, dass das Wrack g e funden worden war, aber nicht hatte geborgen werden können . I nzwischen sandte der Peilsender, den sie am Wrack angebracht hatten, keine Signale mehr aus. Möglicherweise war die Scholle mit dem Heliko p ter abgesoffen, was weitere Unters u chungen zum Unfallhergang unmöglich machte . Kaya hatte erzählt, dass die Melville Bucht an dieser Stelle unglaublich tief war, die Felsen der Küste brachen sen k recht ins Wasser ab .
    „ Ist das nicht ungewöhnlich? “ , fragte die Gescheitelte. „ Dass säm t liche Elektronik ausfällt? Hatten Sie die Batterien geprüft, Silas, ehe Sie abgeflogen sind? “
    „ Marc Rossum vom Bodenpersonal in Thule hat die Pre Flight Checks durchgeführt, und sensible Dinge , wie Batterien und Luft oder Wasser im Kerosintank , habe ich selbst noch einmal g e checkt. “
    „ Wie haben Sie den Tag vor dem Abflug aus Thule verbracht? “ , wollte einer der Männer wissen, eine grauhaarige Eminenz, die Silas noch nie gesehen hatte. Air Greenland war keine riesige Fluggesel l schaft. Man kannte einander. Wer war der Kerl?
    „ Ich habe Frau Doktor Motzfeldt aus Qaanaaq abgeholt. “
    „ Wo haben Sie übernachtet? “
    „ In Thule. Bei Marc Rossum vom Bodenpersonal. “
    „ Nicht in der Truppenunterbringung oder im Gästehaus? “
    „ Doktor Motzfeldt hat im Gästehaus übernachtet. Marc Rossum und ich sind seit Jahren befreundet. Er stellt mir ein Bett und seine Gastfreundschaft zur Verfügung, damit ich nicht mit furzenden Ke r len im Schlafsaal für die neuen Rekruten pennen muss. “ Wieder fühlte er, wie sich Ärger in ihm ausbreitete und Adrenalin sein Blut zum Schäumen brachte. Es beschämte ihn nicht einmal, dass die Gescheitelte rot anlief.
    „ Haben Sie auch im Haus von Rossum zu Abend gegessen? “
    „ Frau Doktor Motzfeldt, Marc und ich haben uns in der Halle zum Essen getroffen. Was hat das hiermit zu tun? “
    „ Gab es Getränke? “
    Das Erkennen durchbrach den Ärger, und das Adrenalin g e wann. Sein Blut stand kurz vor dem Siedepunkt. Das konnte doch nicht wahr sein. Deswegen die Blutabnahme? Er hatte auf Drogen spek u liert. Wollten

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