Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polarfieber (German Edition)

Polarfieber (German Edition)

Titel: Polarfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Henry
Vom Netzwerk:
die ihm tatsächlich durch Bluttests nach tagelangem Trek durch das Eis nachweisen, dass er besoffen g e flogen war?
    „ Selbstverständlich gab es Getränke. Waren Sie schon mal in Th u le, Sir? “
    Die Eminenz wurde blass. „ Nein. “
    „ Man trinkt ein Gläschen oder zwei vor dem Schlafengehen. Es gehört dazu. Alkohol hält das Blut warm. Verflüchtigt sich aber g e wöhnlich über Nacht. Ich hatte keinen Restalkohol im Blut am nächsten Morgen. Ich hatte die Verantwortung für eine junge Frau, die zu einem Treffen ins Umweltministerium geladen war. Halten Sie mich für einen Trottel? “
    „ Das hat niemand behauptet “ , lenkte die Gescheitelte ein. Ihr Name war Maaliaaraq, erinnerte er sich aus heiterem Himmel, ein so abgedrehter Name, dass man in den unmöglichsten Augenbl i cken an nichts anderes mehr denken konnte.
    „ Ich bin nicht unter Einfluss geflogen. Weder Drogen noch Alk o hol. Wenn Sie mich wegen dieses Verdacht s einer Blutabnahme u n terzogen haben, dann kann ich Ihnen sagen, dass dies eine Ausgabe war, die Sie sich hätten sparen können. Sie hätten nur zu fragen brauchen. “ Er trank seinen Kaffee aus und erhob sich. „ Entschuld i gen Sie mich, meine Damen und Herren. “
    Niemand hielt ihn auf. Erst als er nach der Türklinke griff, e r hob Sørensen, der Leiter der Hubschrauberstaffel, zum ersten Mal die Stimme. „ Bleib in der Stadt, Silas. AG übernimmt die Hotelkosten. Es ist ein Zimmer für dich im Hans Egede rese r viert. “
    Sie wollten nicht, dass er Nuuk verließ. Sie hatten Angst, ihn aus den Augen zu verlieren. Aber Silas Greve war aus dem Alter raus, in dem er davongelaufen wäre . Die Flucht nach Grönland, hatte er sich geschworen, sollte seine letzte Flucht gewesen sein.
    Er dachte an den Abbruch der Scholle , an das eiskalte Wasser und daran, wie sein Herzschlag sich verlangsamt hatte. Er dachte an die verdammte Hose aus Eisbärenfell, an den ve r dammten Jäger und Sammler Issitoq und an die Liebe zu einer verrückten kleinen Esk i mo, die ihn als Dreifaltigkeit des Eises um den Tod betrogen hatten, der ihm erspart hätte, was Air Greenland nach ihm schmeißen wü r de.
    Das Leben war einfach nicht fair.
     
    *
     
    Kaya stand aus der Wanne auf und griff nach dem Handtuch. Sie schlang es zu einem Turban um den Kopf, bevor sie ein Bein über den Wannenrand hob und dann das andere, um dem wa r men Nass endgültig zu entsagen. Ihre Knochen fühlten sich an, als wären sie mit Blei ausgegossen. Sie konnte den Blick nicht vergessen, den Silas ihr zugeworfen hatte, als Olafsen sie aus dem Helikopter geführt hatte und er zurückblieb. War dies wirklich das Ende ihres Abente u ers? All die Stunden im Krankenhaus hatten nur ein Ergebnis g e bracht. Erschöpfung lautete die Diagnose. Ansonsten fehlte ihr nichts.
    Irgendwo im Hotel war Silas. Sie hatte das Mädchen an der Reze p tion gehört, wie sie mit der Fluggesellschaft telefoniert hatte. Sie war sicher, dass auch er keine ernsthaften Blessuren von ihrem Trip durch die Wildnis davon getragen hatte. Er war ein zäher Kerl. Mit einem Herzen aus Gold. Mit dem großen Badetuch ru b belte sie ihre Haut ab, bis sie brannte. Automatisch griff sie an den Anhänger, der sicher zwischen ihren Brüsten ruhte. Es tut mir leid, Nattoq. Aber er hat r echt.
    Erst im zweiten Augenblick begriff sie, was das dumpfe Klo p fen bedeutete. Sie schlang das Badetuch um ihren Körper und verließ das Badezimmer, um zu sehen, wer nun schon wieder etwas von ihr wollte.
    „ Hallo? “ , fragte sie durch die geschlossene Tür.
    „ Ich bin ’ s. Ich hab e dir etwas zu Essen gebracht. “
    Ihr Herz rutschte in ihren Hals. Sie öffnete die Tür einen Spalt.
    Den Kopf ein wenig schiefgelegt, das Zimthaar in alle Richtu n gen zerzaust, lehnte er am Türrahmen und balancierte ein großes Tablett auf den Händen. Obstsalat war darauf und ein dreistöckiges San d wich mit Salat und Tomaten und irgendeinem Au f schnitt, der nach Putenbrust aussah oder vielleicht nach Schinken. Selbst im Dämme r licht des Hotelflurs sah sie das Aufblitzen seiner Augen, als er b e merkte, in was für einem Aufzug sie vor ihm stand. „ Komme ich zur falschen Zeit? “
    „ Ich hätte runtergehen können, in den Speisesaal “ , sagte sie und öffnete die Tür ein wenig weiter.
    „ Ich dachte, du bist vielleicht müde. “
    „ Das bin ich. “ Sie könnten weiter über das Essen reden. Oder sie könnten es lassen. Es ging hier nicht um Essen, das wusste sie ebe n so

Weitere Kostenlose Bücher