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Polarfieber (German Edition)

Polarfieber (German Edition)

Titel: Polarfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Henry
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verbreitete angenehme Wärme.
    Trotzdem fror sie. Worte wirbelten durch ihre Gedanken. Manipulation. Sabotage. Defekter Sensor. Sie war doch wegen Silas nach Thule gekommen. Wegen Silas, der verdächtigt wurde, einen Mann getötet zu haben. Den Mann, dessen Namen er gerufen hatte, als er dachte, er läge im Sterben. Sabotage. Manipulation. Mord. Ihr schwindelte. Die Hitze im Raum stieg ihr zu Kopf. Funken flirrten vor Kayas Augen. Leuchtende Punkte wurden zu Schlieren. Immer schneller drehte sich das Schwarz vor ihren Augen. Silas Stimme. Warte nicht. Wir verhaften Sie wegen des dringenden Verdachts des Mordes an Dylan McKerrick. Kaya schloss die Augen.
    „Na, siehst du, das hast du davon, dass du sie so überrumpelt hast.“
    Oval und eindeutig besorgt schälte sich Nives Gesicht aus der Schwärze. Sie wedelte mit der Hand vor Kayas Augen. Kaya schloss die Lider erneut und atmete einmal tief ein. Leise bis drei zählen und noch einmal von vorn. Diesmal rüstete sie sich für Nives Sorge und ließ den Kopf ein wenig in den Nacken sinken, bevor sie die Augen wieder öffnete.
    „Also, nun. Sorry. Mir ist ein bisschen schwindelig geworden. War wohl doch ein bisschen viel Aufregung.“
    Ein bisschen viel. Haha, das war die Untertreibung des Jahrhunderts. Achtundvierzig Stunden fast ohne Schlaf, Silas’ Verhaftung, der Flug, und das war der erholsame Teil der letzten Woche. Davor der Absturz und ihr Survival-Trek durch die Wildnis, da konnte es einem schon mal ein wenig schwarz vor Augen werden. Trotzdem schämte sie sich für die Umstände, die sie Nive und Marc machte, die sie doch so nett bei sich aufnahmen.
    „Hier, trink erst mal“, Marc deutete auf ein Glas mit Wasser, das vor ihr auf dem Tisch stand. Kondenstränen liefen daran herunter. Sie konnte nicht widerstehen, sich das Glas zunächst einmal an die Wange zu halten, bevor sie fortfuhr.
    „Okay, könnt ihr mir noch einmal in aller Ruhe sagen, von was ihr da gerade geredet habt? Ich habe etwas von Sabotage und Manipulation gehört.“
    Marc kratzte sich am Kinn und stieß geräuschvoll die Luft aus. „Als wir versuchten, den Chopper zu bergen – das war zwei Tage nach eurem Verschwinden – da war mir sofort klar, dass es sich um ein Problem mit der Enteisungsanlage gehandelt haben musste. Das war auch Silas’ Vermutung gewesen, die er dem Bodenpersonal noch mitteilen konnte, bevor …“ Wieder kratzte er sich am Kinn, „nun ja, bevor ihr vom Schirm verschwunden seid. Aber die Aufzeichnungen haben nichts dergleichen ergeben und zuerst – hör zu Kaya, es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber zuerst dachte ich sogar, dass Silas vielleicht den Vogel absichtlich ins Meer gesetzt hat. Vor allem, nachdem ich …“
    „Du hast gedacht, Silas hätte erweiterten Selbstmord begehen wollen?“ Schon wieder begann es in ihren Ohren zu rauschen, aber sie drängte es zurück, klammerte sich an das Wasserglas und ließ die Kälte durch ihre Finger sickern. Die Kälte erinnerte sie an das, was wichtig war, erinnerte sie an Silas.
    „Wie dem auch sei, wir haben versucht, den Chopper zu bergen, aber das war nicht möglich. Wenigstens habe ich …“
    „Marc!“, ihre Stimme klang schrill. „Warum sollte Silas so etwas tun, warum sollte er sich selbst ins Unheil stürzen und mich gleich dazu?“
    „Das habe ich mich auch gefragt. Aber das war, bevor ich den Sensor gefunden habe.“
    „Welchen Sensor?“
    „Den Sensor, der die Enteisungsanlage steuert. Er war mit dem Drehmomentgeber verbunden und die Impulsgravidi …“
    „Marc, bitte, mir dröhnt der Kopf. Du sprichst vom Hubschrauber und ich verstehe kein Wort.“ Das Rauschen in ihrem Kopf hatte sich zurückgezogen, war zu einem dumpfen Pochen geworden. Ein stetiger Schmerz hinter ihren Augen.
    „Was ich sagen will, ist, dass Silas ganz sicher keinen erweiterten Selbstmord begehen wollte, sondern dass die Rotoren an Geschwindigkeit verloren haben, weil die Enteisungsanlage manipuliert wurde. Es grenzt an ein Wunder, dass er die Maschine überhaupt noch an Land bringen konnte. Wenn Silas auch nur ein um Nuancen weniger talentierter Pilot gewesen wäre …“ Marc ließ den Satz unvollendet, aber er musste auch nicht weitersprechen. Die Botschaft war klar. Silas und sie waren um Haaresbreite einem Mordanschlag entkommen. Aber wenn sie die Opfer eines Gewaltaktes geworden waren, warum …
    „Moment, Moment. Das macht alles keinen Sinn. Warum sollte Silas verhaftet werden, wenn doch jemand mir etwas Böses

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