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Polarfieber (German Edition)

Polarfieber (German Edition)

Titel: Polarfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Henry
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Eröffnung vom Gaspedal glitt. Doch fast augenblicklich hatte sich der Amerikaner wieder gefangen. „Was soll das denn? Der Junge ist doch harmlos wie ein Osterlamm. Der hyperventiliert doch schon, wenn er ein Ticket wegen Geschwindigkeitsübertretung bekommt.“
    Nun war Kayas Lächeln echt. Es tat gut zu wissen, einen Vertrauten auf ihrer Seite zu haben. „Alkohol im Cockpit lautete der Vorwurf von Air Greenland, als sie ihm die Lizenz entzogen. Mord ist der Vorwurf der britischen Militärpolizei, die ihn gestern abgeführt hat.“
    Sie hatten das Flughafengebäude erreicht und so begnügte sich Marc mit einem Brummen und einem Kopfschütteln als Antwort. Mit der Ankunftshalle betraten sie offiziell amerikanischen Boden, und Kaya war dankbar, dass Marc all die lästigen Formalitäten für sie erledigte. Bei ihrem Zwischenstopp vor – Himmel, war es wirklich erst vor ein paar Tagen gewesen – war dies nicht nötig gewesen, denn da war sie im Auftrag der grönländischen Regierung gereist und besaß politische Immunität. Heute sah das anders aus.
    Geduldig füllte Kaya Formulare aus und ließ sich von Marc hierhin führen und dorthin. Als er dann, endlich zurück im Jeep, mit ihr gemeinsam auf dem Weg zu dem kleinen Reihenhaus war, das er und Nive auf dem Stützpunkt bewohnten, war sie so erschöpft, als hätte sie seit Wochen nicht geschlafen. Wie lange sie gefahren waren, war unmöglich zu schätzen, als Marcs Stimme sie aufschrecken ließ.
    „Oh, entschuldige. Was hast du gesagt? Ich … ich muss eingeschlafen sein.“
    „Hat der alte Schwerenöter dich nicht schlafen lassen, was?“ Er lachte ein wenig. „Ich sagte, dass wir da sind. Nive soll dich erst einmal füttern und dir was zu trinken geben, und danach erzählst du uns noch einmal alles in Ruhe.“
    „Guter Plan.“ Sie streckte sich ein wenig im Sitz, um die Schlafschwere abzuschütteln. Erst da fiel ihr wirklich auf, was Marc gesagt hatte. Hitze stieg ihr in die Wangen. „Ähm, Marc?“
    Der Amerikaner war schon halb aus dem Jeep gestiegen, steckte nun aber noch einmal den Kopf in die Fahrerkabine. „Hm?“
    „Woher wusstest du … also ich meine … was ich mich frage …. hat es dich nicht gewundert, als ich dich angerufen habe und dir sagte, dass ich deine Hilfe für Silas brauche?“
    Wieder lachte er, doch diesmal aus vollem Herzen. „Kein Stück weit hat mich das überrascht, Sweetheart.“
    Kaya war sicher, dass ihre Wangen mittlerweile so rot waren wie importierte Tomaten aus Spanien. Dennoch bohrte sie weiter. „Hat er schon mit dir geredet? Hat er dir gesagt, dass …“
    „Ich hab Augen im Kopf, Mädchen. Ich hab euch beide vor ein paar Tagen in der Halle gesehen. Glaub mir, ich lebe lange genug mit so vielen Kerlen an einem Ort, um zu erkennen, wenn einer dabei ist, sein Herz mit dem Fingernagel vom Fußboden zu kratzen, nur weil ein Mädchen mit den Wimpern klimpert. Da musste niemand was sagen.“
    Noch bevor sie protestieren konnte, dass es so ganz bestimmt nicht gewesen war, hatte Marc die Autotür geschlossen.
     
    *
     
    Silas saß am Fenster und sah hinaus in das Schneetreiben.
    Es rächte sich, dass er beim Einchecken nach einem Zimmer mit Blick auf den benachbarten Flughafen verlangt hatte. Beim Einchecken hatte er gedacht, dass er so dichter dran blieb und dass auf diese Weise die Zeit, bis er wieder fliegen konnte, schneller verging. Jetzt tat dieser Blick auf die landenden und startenden Flieger und Hubschrauber grenzenlos weh.
    Am meisten wehgetan hatte es, Kaya zu sehen, in neuem Anorak, den Rucksack über der Schulter, als sie über den Asphalt mit all seinen Linien, Buchstaben und Kreuzen zur abflugbereiten Maschine ging. Sie hatte sich nicht umgesehen, sondern war zielstrebig und ohne zu zögern die Gangway hinaufgestiegen. Er war stolz auf sie und gleichzeitig war es bitter zu wissen, dass sie nicht mehr unter demselben Dach atmeten, zu wissen, sie flog nach Ilulissat und von dort weiter nach Upernavik, nach Qaanaaq, vielleicht mit einem Zwischenstopp in Thule.
    Er sah die hellblau gestrichenen Tower und Abfertigungshallen vor sich, die in den drei Jahren, seit er den Fuß auf grönländischen Boden gesetzt hatte, sein Lebensinhalt gewesen waren. Die Orte, die sie passiert hätten, auf dem Weg zurück nach Qaanaaq. Er hatte sich auf das Leuchten ihrer Augen gefreut, darauf, dass aus der kultivierten, intelligenten, gar nicht weltfremden Frau wieder die ursprüngliche Inuit wurde, die das Leben am Schopf packte

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