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Polarfieber (German Edition)

Polarfieber (German Edition)

Titel: Polarfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Henry
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Krieg selbst, hast du das gewusst? Wenn der Krieger, der in der Lage ist, bis zum U m fallen um sich zu schießen und keines seiner Opfer anzusehen, den besten Freund sterben sieht, dann passiert was mit ihm. Dann b e greift er, was er vorher nicht verstehen wollte. “
    Silas antwortete nicht, aber Holger Berthelsen reimte sich zusa m men, was er wissen wollte, das war ihm anzusehen.
    „ Glaubst du an Vergebung? “ , fragte Silas endlich.
    „ Vergebung? “
    „ Dass es jemanden gibt, der alles, was wir in der Vergangenheit falsch gemacht haben, tilgen kann. “
    „ Was hast du denn falsch gemacht? Du hast nur getan, was Sold a ten tun. Falsch gemacht haben, wenn überhaupt, die Politiker etwas, die dich dorthin geschickt haben. “
    „ Mich hat niemand geschickt. Ich bin freiwillig gegangen. “
    „ In einen Krieg, den du nicht angezettelt hast. Du hast nichts falsch gemacht. Ist es das, was du glaubst? Ich bin Atheist, Silas, ich glaube nicht, dass es einen Allmächtigen gibt, der uns von unseren Sünden losspricht, das ist Humbug. Wenn du aber fragst, ob es einen Menschen gibt, der uns Vergebung gibt, dann ja, d a ran glaube ich. Und nicht nur einen. Menschen, die an dich gla u ben, obwohl sie wissen, was du getan hast. Menschen, die dir eine zweite Chance geben, die du selbst dir nicht geben willst. Wenn du in deiner Zeit in diesem spärlich besiedelten Flecken Eis so l che Menschen gefunden hast, dann solltest du zusehen, dass du diese Menschen in Ehren hältst. “
    Silas sah den Mann an, der noch immer den Blick aus dem Fenster genoss. Die Lichter von Qaanaaq blitzten am Ufer des Fjords auf. Irgendwo dort wartete Kaya. Nein, sie wartete nicht. Sie arbeitete. Ganz sicher war sie nicht bei denen, die sich am Ufer zu versammeln begannen, um die Wiederkehr der Sonne zu feiern. Sie würde arbe i ten, Sensoren prüfen, am Co m puter sitzen und Daten auswerten.
    Ich liebe dich, Kaya, und ich bitte dich um Vergebung, dass ich ein solcher Trottel war, dachte er.
    Ganz tief flog er über die Köpfe der wenigen hinweg, die um ein kleines Feuer bei den Kajaks versammelt waren. Jemand win k te. Noch zweieinhalb Kilometer bis zum Helipad. Er würde sich zu ihr fahren lassen. Sofort. Er würde vor ihr auf die Knie fallen, obwohl er wusste, dass das nichts half.
    Er würde sie in die Arme nehmen.
    Ihr Duft kitzelte bereits seine Nase. Er lächelte und kippte die N a se des Hubschraubers nach unten, als er dem Verlauf der Piste fol g te, die von der Siedlung hinauf zum Flugplatz führte.

14
     
    Den Mann, der den am Flugplatzgebäude geparkten Jeep steuern würde, kannte Silas nicht. Ein junger, pickeliger Inuit. Silas hoffte einfach mal, dass der überhaupt schon einen Führerschein hatte. Berthelsen verlud sein Gepäck in den Laderaum und zwängte sich auf die Rückbank, Silas nahm neben dem Fahrer Platz. „Wohin soll’s denn gehen?“
    Silas drehte sich zu Holger um. „Haben sie dir schon ein Haus zugeteilt?“
    „Die rechnen ja heute nicht mal mit mir. Meine Unterkunft streichen die wahrscheinlich erst noch. Ich erfahre morgen im Krankenhaus, wo ich wohnen soll.“
    Der junge Inuit kicherte. „Die Belegschaft wohnt in den Häusern rund ums Krankenhaus. Und im Winter streichen wir keine Häuser. Von dem Einzigen, das leer steht, ist der Heißwassertank kaputt und Otto ist draußen im Schnee mit den Hunden und kommt erst morgen wieder. Wir anderen dürfen nicht die Installationen machen, sagt die Landesadministration in Nuuk. Man braucht Qualifikationen.“ Sein dänisch war holprig, und es machte ihm diebischen Spaß, die langen Fremdwörter über seine ungeübte Zunge rollen zu lassen.
    „Kein heißes Wasser?“ Holger Berthelsens Stimme wurde hell, als er die Tragweite begriff.
    „Ja, aber das Sportzentrum ist gleich um die Ecke, da gibt es genug heißes Wasser und morgen repariert Otto das ja auch in Ihrem Haus.“
    „Gibt es …“
    Silas hob eine Hand. „Fahr uns ins Hotel.“
    Tiefe Falten gruben sich in die pickelige Stirn. „Das ist heute nicht so gut.“
    „Wieso?“
    „Na, weil doch die Männer bei Claus sind und trinken und den Sonnenaufgang feiern. Die zügeln sich dann so schwer. Da kriegt der Herr Doktor ja den falschen Eindruck von uns.“
    „Oder den richtigen. Alle Männer außer Otto, was? Fahr ins Hotel.“
    Der Junge gab sich nicht die Mühe, sein Aufseufzen zu unterdrücken, das aussagen sollte, dass er sich immerhin bemüht hatte. Der Jeep schlitterte über die vereiste Piste

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