Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde
Hebelwirkung des Schnabels sowie unter Hin- und Herbewegen des Kopfes ab und holen mit der Zunge die nahrhaften Samen aus dem Zapfen heraus. Dabei verfahren die Vögel, deren Oberschnabel nach links gekreuzt ist, spiegelbildlich zu den Rechtsschnäblern.
Nahrungserwerb ohne Konkurrenz
Während Kiefernzapfen sehr hart sind und derbe Zapfenschuppen aufweisen, sind die Zapfen von Fichten, Tannen und Lärchen wesentlich weicher. Entsprechend muss der Schnabel zum Erreichen der Nahrung angepasst sein. Da es in der Natur von großem Vorteil ist, sich auf eine Ressource zu spezialisieren, die von anderen Tierarten nicht genutzt werden kann, haben sich im Lauf der Evolution die entsprechenden Zapfenspezialisten herausgebildet.
Man unterscheidet den Kiefernkreuzschnabel (
Loxia pytyopsittacus
), den Fichtenkreuzschnabel (
Loxia curvirostra
), den Bindenkreuzschnabel(
Loxia leucoptera
) und den Schottischen Kreuzschnabel (
Loxia scotica
). Der Erste hat wegen der hartschuppigen Kiefernzapfen den dicksten und kräftigsten Schnabel. Er lebt hauptsächlich in trockenen Kiefernwäldern und ist nur selten mit anderen Kreuzschnabelarten vergesellschaftet, da jene mit ihren schwächeren Schnäbeln in diesem Lebensraum kein Auskommen finden. Der Fichtenkreuzschnabel besiedelt Fichtenwälder oder Nadelmischwälder, während der Bindenkreuzschnabel vorwiegend in Zirbelkiefern- und Lärchenwäldern anzutreffen ist.
Die Schnabelformen der Letztgenannten unterscheiden sich nicht so stark; mit ihren schmaleren Schnäbeln bearbeiten sie vor-zugsweise weichschuppige Zapfen. Wegen dieser Gemeinsamkeit sind diese beiden bei ausreichendem Nahrungsangebot häufig miteinander vergesellschaftet. Der kräftigere Schnabel des ausschließlich in Schottland vorkommenden schottischen Kreuzschnabels liegt in der Größe zwischen dem des Kiefern- und dem des Fichtenkreuzschnabels und zeigt eine deutliche Anpassung an die Zapfen der Schottischen Kiefer. Nur bei extremem Nahrungsmangel versuchen sich Kreuzschnäbel auch an anderen als den bevorzugten Zapfen oder fressen Bucheckern, Ahorn- oder Erlensamen sowie Blattknospen.
Zigeunervögel
Normalerweise handelt es sich bei den Kreuzschnäbeln um Stand- und nicht um Zugvögel. Besonders bei den Bewohnern des borealen Waldes kommt es wegen des schwankenden Nahrungsangebots aber häufig zu plötzlichen Wanderungen, die nicht vom Rhythmus der Jahreszeiten geprägt sind wie das normale Zugverhalten. Bei diesen sog. Zigeunervögeln endet die Wanderung nicht wie bei Zugvögeln in einem bestimmten Gebiet, sondern wird dort unterbrochen, wo das Nahrungsangebot gerade günstig ist. Derartige Massenwanderungen erregten schon zu früheren Zeiten einiges Aufsehen: Im Jahr 1251 berichtete der Chronist Matthew Paris von einer Kreuzschnabelinvasion in England, wo sich die Vögel in Ermangelung von Nadelbäumen an Apfelbäumen gütlich taten und die gesamte Apfelernte vernichteten.
Kreuzschnäbel
Loxia
Klasse Vögel
Ordnung Sperlingsvögel
Familie Finken
Verbreitung gesamte Nordhalbkugel
Maße Länge: 15–18 cm
Gewicht etwa 40 g
Nahrung Samen aus Zapfen, auch Samen von Laubbäumen oder Blattknospen
Zahl der Eier 2–4
Brutdauer 14–16 Tage
Gemeinsame Brutfürsorge
Ist genügend Nahrung vorhanden, sorgen die Vögel für Nachwuchs – und zwar unabhängig von Jahreszeit und Temperatur. Entsprechend der Samenreife der Nadelbäume liegt die Hauptbrutzeit zwar im Frühjahr, sie kann sich aber auch in den Sommer und sogar in den Winter verschieben. In Russland wurden schon bei Außentemperaturen von –19 °C erfolgreich Bruten aufgezogen. Das gelingt nur durch die Zusammenarbeit beider Elterntiere: Das Weibchen muss in dem aus Gräsern, Moos und Flechten gefertigten Nest die Eier und dann die frisch geschlüpften Küken beständig wärmen, während das Männchen die Versorgung der Mutter und der Jungen übernimmt. Die Jungtiere müssen anschließend noch einige Wochen von den Eltern gefüttert werden, bis sie kräftig genug sind und gelernt haben, ihren Schnabel als Werkzeug zu benutzen.
Die Tannenmeise: agiler Höhlenbrüter mit gutem Gedächtnis
Die Familiengruppe der Meisen besteht aus den Schwanzmeisen (Aegithalidae), den Beutelmeisen (Remizidae) und schließlich den eigentlichen Meisen (Paridae). Deren wichtigste, weil umfangreichste Gattung sind die Waldmeisen (
Parus
). Diese im Vergleich zu anderen Singvögeln kleinen Tiere sind über weite Teile Eurasiens, Afrikas und Nordamerikas verbreitet.
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