Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde
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Typisch für die Tannenmeise: der weiße Fleck im Nacken
Weite Verbreitung
In ihrer Färbung ähnelt die Tannenmeise der bekannten Kohlmeise (
Parus major
), sie unterscheidet sich von dieser jedoch durch einen auffälligen weißen Fleck im Nackengefieder und die etwas verwaschenere, blassere Färbung. Auch das Verbreitungsgebiet beider Arten entspricht sich weitgehend: Es reicht von Nordafrika über das südliche Europa und Teile Asiens bis in den hohen Norden. Während die Kohlmeise aber Eichenmischwälder als Lebensraum bevorzugt, halten sich die Tannenmeisen vorwiegend in Nadelwäldern auf, insbesondere in Tannen- und Fichtenwäldern.
Konfliktvermeidung in Mangelzeiten
Dieser Lebensraum bietet den agilen Vögeln ein reichhaltiges Nahrungsangebot an Insekten und Spinnen. Mit Vorliebe fressen die Tannenmeisen Insekteneier; sie sind daher für die Gesunderhaltung des ÖkosystemsWald von großer Bedeutung. Mit ihrem kurzen, harten Schnabel picken sie auch geschickt die Samen aus relativ weichen Tannen- und Fichtenzapfen. Dank ihrer kräftigen, kurzen Beine klettern sie auf der Jagd nach kleinen Beutetieren behände durchs Geäst. Wegen ihres geringen Gewichts können sie ihre Beute bis an die Spitzen kleiner Zweige verfolgen. Dies ist ein wesentlicher Vorteil in Gebieten, in denen mehrere Meisenarten vorkommen. Wenn das Nahrungsangebot z. B. in Wintermonaten nicht so reichlich ist, teilen die Meisen ihre Futterbäume in Zonen ein: Während die leichten Tannenmeisen an den Zweigspitzen hoch oben im Baum nach Nahrung suchen, halten die etwas schwereren Blaumeisen (
Parus caeruleus
) die mittleren Plätze auf den Ästen besetzt und die Weidenmeisen (
Parus montanus
) tun sich näher am Stamm gütlich.
Lebenswichtige Vorratshaltung
Das ist umso wichtiger, als diese lebhaften Vögel einen sehr hohen Grundumsatz haben und in kalter Umgebung ihre Körpertemperatur nur durch Aufnahme relativ großer Nahrungsmengen aufrechterhalten können.
Eine Meise kann innerhalb eines halben Tages verhungern, wenn sie in einer kalten Nacht viel Körperfett verbrennen musste, um nicht zu erfrieren. Die Tannenmeise beugt einer derart fatalen Situation vor, indem sie Nahrungsdepots anlegt. Sie versteckt dann Samen, aber auch tote Insekten hinter Borkenstückchen oder vergräbt sie im Moos. Das Problem ist allerdings, die Depots bei Bedarf wiederzufinden, was eine gute räumliche Orientierung und ein gutes Gedächtnis erfordert. In anatomischen Studien und mittels Verhaltenstests hat man herausgefunden, dass bei der sammelnden Tannenmeise im Vergleich zur nicht sammelnden Kohlmeise ein bestimmtes Hirnareal stark vergrößert ist, das ganz offensichtlich ein besseres Gedächtnis gewährleistet.
Mit dieser Befähigung können Tannenmeisen bei ausreichendem Nahrungsangebot sogar im Brutgebiet überwintern.
Zahlreiche Nachkommenschaft
Für einen typischen Höhlenbrüter wie die Tannenmeise ist der Nadelwald ein ausgezeichnetes Brutgebiet, da hier zwischen ausgefaulten Wurzelstöcken oder in Astlöchern viele natürliche Hohlräume zu finden sind und auch von anderen Tieren erschaffene Höhlen genutzt werden können. Dazu eignen sich kleine Spechthöhlen und vielfach auch Mauselöcher. In ihnen baut das Weibchen ein napfförmiges, gut mit Haaren und Federn als Wärmeschutz ausgekleidetes Moosnest. Ins Nest legt das Weibchen anschließend bis zu elf Eier.
Die Gelegegröße ist dabei von Faktoren wie der Siedlungsdichte, dem Nahrungsangebot und dem Alter des Weibchens abhängig. Da junge Weibchen mit zu vielen Nestlingen überfordert wären, haben sie in der Regel kleinere Gelege. Das Männchen versorgt das brütende Weibchen mit Nahrung und hilft auch bei der Versorgung der Jungen. Häufig schließt sich noch eine zweite Brut mit etwas weniger Eiern an. Dies ist notwendig, da der Nachwuchs bei Nahrungsmangel oder schlechter Witterung und wegen der vielen Feinde – u. a. Sperber, Eulen, Marder – meist stark dezimiert wird.
Borkenkäfer und andere Nadelholzschädlinge
Nadelbäume dominieren die Taiga und bilden in manchen Regionen sogar natürliche Monokulturen. Diese Artenarmut bietet immer wieder Angriffsfläche für Massen von Schädlingen. So kann es besonders nach natürlich auftretenden Waldschäden wie Windbruch zur Massenvermehrung von Borkenkäfern kommen. Auch in mitteleuropäischen Breiten sind sie als Forstschädlinge kommerzieller Fichtenmonokulturen gefürchtet und geächtet. Die Käferfamilie
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