Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde
bezüglich ihres Lebensraums. Es handelt sich dabei ausschließlich um relativ offene, lichte und stufige Wälder mit hohem Nadelbaumanteil. Zu dichten Waldbeständen fehlt wegen des mangelnden Lichteinfalls der erforderliche Unterwuchs aus Heidelbeersträuchern. Deren Blätter und Beeren sind im Sommer die bevorzugte Nahrung des Auerhuhns und sie bieten gleichzeitig Schutz und Verstecke. Dichte Wälder mit eng stehenden Bäumen sind aber auch wegen der beträchtlichen Flügelspannweite der Hähne von über 1 m nicht als Lebensraum geeignet.
Da die Vögel die Sommernächte auf Bäumen verbringen, müssen ausreichend viele Bäume mit stabilen, waagerechten Ästen vorhanden sein. Auch kleinere Freiflächen ohne Bewuchs sind erforderlich. Dort können die Vögel ausgiebige Staubbäder zur Gefiederpflege nehmen und auch kleine Kieselsteine aufpicken, die sie zum Aufschließen der z. T. schwer verdaulichen Nahrung benötigen.
Schwere Kost
Während im Frühjahr, Sommer und Frühherbst ausreichend vitaminreiche Kost in Form von Blättern, Beeren, Grassamen und jungen Sprösslingen vorhanden ist, liegt die Vegetation im Spätherbst und Winter meist unter einer tiefen Schneedecke. Dann bilden die harten, schwer verdaulichen und nährstoffarmen Nadeln von Kiefern und Tannen die Hauptnahrung des Auerhuhns. Diese enthalten sehr viele ätherische Öle und Harze, die für viele andere Tiere in größeren Mengen giftig sind. Das Auerhuhn ist aber daran angepasst: Der scharfe Hornschnabel rupft das Pflanzenmaterial ab und zerkleinert es etwas. Im relativ großen Kropf wird die Nahrung zunächst gespeichert, bis sie in den kräftigen Muskelmagen gelangt. Dort wird sie mithilfe der aufgenommenen Magensteine weiter zerkleinert und in die beiden außergewöhnlich langen Blinddärme geleitet, wo die pflanzlichen Fasern chemisch abgebaut werden.
Umhegter Nachwuchs
Die fünf bis zwölf Küken eines Geleges schlüpfen nach einer Brutdauer von ca. 28 Tagen zwischen April und Mai. Die am Waldboden bestens getarnte Henne kümmert sich allein um die Aufzucht. Die Jungen sind zwar Nestflüchter und besorgen sich ihre Nahrung selbst, müssen jedoch wegen ihrer unzulänglichen Wärmeregulation bei Kälte noch von der Mutter unter ihren Fittichen gewärmt werden.
Riesenseeadler: Charaktervogel Kamtschatkas
Die Markenzeichen dieser durch Bejagung und Waldzerstörung selten gewordener Taigabewohner sind der große, gelbe, hakenförmig gebogene Schnabel, das weiße Gefieder an den Schultern und den Beinen sowie der weiße Stirnfleck über dem Schnabel. An diesen Besonderheiten sind die Greifvögel von anderen Adlerarten leicht zu unterscheiden – und natürlich wegen der imposanten Erscheinung: Mit einem Gewicht von bis zu 9 kg und einer Flügelspannweite von fast 3 m macht der Riesenseeadler seinem Namen alle Ehre.
© Mauritius Images/Alamy
Der Riesenseeadler bevorzugt Flüsse und Seen als Jagdreviere.
Ein Freund der Küste
An den Küsten der Halbinsel Kamtschatka lebt mit 2000 Riesenseeadlern (
Haliaeetus pelagicus
) gut ein Drittel des weltweiten Bestands. Kaum zu glauben, aber die Ursache dafür liegt in der Nutzung der Region durch das russische Militär: Nur weil die Halbinsel lange Zeit militärisches Sperrgebiet war, konnten sich die großen Greife weitgehend ungestört vom Menschen entwickeln. Obwohl sich das Verbreitungsgebiet des Riesenseeadlers im Osten von Kamtschatka mit dem des Seeadlers (
Haliaeetus albicilla
) überschneidet, konkurrieren die verwandten Arten kaum miteinander um Beutetiere.
Denn der Seeadler bevorzugt Flüsse und Seen als Jagdreviere, während es seine größeren Verwandten ans Meer und in die Mündungsgebiete der Flüsse zieht. Außerdem sind die Riesenseeadler am Beringmeer zu finden, am Ochotskischen Meer, an den Nordküsten von Sachalin, am unteren Amur und auf den Schantar-Inseln sowie an den Küsten Nordkoreas und Japans.
Balzen, bauen, brüten
Im Februar und März fliegen die imposanten Raubvögel in großen Kreisen über die Waldgebiete und Klippen an den Küsten. Sie zeigen ihre fantastischen Schwingen und stoßen durchdringende Rufe aus – es ist Balzzeit. Muss ein Adlerpaar ein neues Nest, einen Horst, bauen, bezieht es die Suche nach dem richtigen Platzund die Bautätigkeit in die Balz ein. Dabei ist Bautätigkeit kein übertriebener Begriff, denn der Horst ist größer als manches Gartenhaus. Am liebsten auf Bäumen, hoch oben in den Kronen, aber auch auf Felsklippen bauen die beiden Adler
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