Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde
aus Ästen ihren riesigen Horst, der jedes Jahr wieder benutzt und dann nur ausgebessert wird.
Die Nistmulde mit rd. 35 cm Durchmesser wird von den Altvögeln sorgfältig mit Gräsern, Blättern und Rindenstückchen ausgepolstert. Dort hinein legt das Weibchen ab April nach und nach zwischen einem und drei weißgrünlichen Eiern. Das kann bis zu sechs Wochen dauern und falls die Eier geraubt wurden, legt das Adlerweibchen noch Eier nach. Das ist unverzichtbar für den Bestand der Art, denn im Schnitt überlebt nur ein Junges.
Ein bequemer Jäger
Die grauweißlichen Küken schlüpfen nach einer Brutzeit von etwa sechs Wochen. Ihr Daunenkleid wird nach einem Monat durch ein Gefieder ersetzt und einen weiteren Monat später ist der Nachwuchs flügge, aber noch längst nicht selbstständig. Auch in den nächsten zwei Monaten leben die Jungen im und am Nest, werden von den Altvögeln versorgt und absolvieren ein Flugtraining. Erst dann lösen sie sich von den Eltern und finden sich zu Jugendtrupps zusammen. Da sie immer noch nicht richtig jagen können, sitzen sie am Ufer und warten auf das, was das Meer ihnen auftischt.
Die jungen Riesenseeadler sind leicht als solche zu erkennen, denn ihr Gefieder ist bis auf die weißen Spitzen der Flügeldecken überall dunkelbraun und der Schnabel wechselt ebenso wie die Beine und Füße erst mit der Zeit von schwarz über schmutziggelb zu gelb. Erst im Alter von acht bis zehn Jahren besitzen die Adler ihre endgültige Färbung. Als ausgewachsene Riesenseeadler mit einer Länge von 85–110 cm erreichen die Weibchen ein Gewicht von 7–9 kg, die Männchen nur 5–6 kg.
Riesenseeadler
Haliaeetus pelagicus
Klasse Vögel
Ordnung Greifvögel
Familie Habichtartige
Verbreitung Küstenregionen Nordsibiriens bis nach Korea und Japan
Maße Länge: bis 110 cm; Spannweite: bis 2,8 m
Gewicht Männchen 5–6 kg, Weibchen 7–9 kg
Nahrung Lachse, kleine Säugetiere, auch Aas
Geschlechtsreife mit 4–5 Jahren
Zahl der Eier 1–3
Brutdauer etwa 6 Wochen
Höchstalter gut 25 Jahre
Aber auch die erwachsenen Adler versorgen sich am liebsten auf einfache Art mit Nahrung: Sie sitzen an den Laichplätzen der Lachse und greifen sich die nach langer Wanderung schwach und erschöpft ankommenden Fische. Oder sie schnappen sich an den Küsten bei Ebbe zurückgebliebene Fische aus dem Flachwasser. Auch tote Fische oder Säuger fressen sie gern. Sind die Bedingungen weniger günstig, stürzen sich die Raubvögel auch von hohen Warten oder aus der Luft auf die Beute. Neben Fischen handelt es sich dann um Ratten, Kaninchen, Robben und Geflügel, und zwar meist um geschwächte oder kranke Tiere. So übernehmen die Riesenseeadler an den nördlichen Küsten die Aufgaben der natürlichen Auslese und der Gesundheitspolizei.
Der Sperlingskauz: ein draufgängerischer Zwerg
Er ist kleiner als ein Star, wagt sich aber an Nagetiere und Drosseln heran, die so groß und schwer sind wie er selbst. Bei Mäusemangel weicht er auf Kleinvögel aus und umgekehrt. Er legt Vorräte an wie ein Hamster und jagt bei Tageslicht: Das Fliegengewicht unter den Eulen ist ein komischer Kauz.
© shutterstock.com/Mogens Trolle
Der Sperlingskauz ist meist in der Abend- und Morgendämmerung aktiv.
Überraschungsjäger
Der Sperlingskauz (
Glaucidium passerinum
) ist vorwiegend dämmerungs- und tagaktiv. Das dürfte mit der Tageslänge in seiner skandinavischen und sibirischen Heimat zusammenhängen: Wer so weit nördlich lebt, dass es in den Frühsommernächten überhaupt nicht dunkel wird, der ist gezwungen, bei Licht zu jagen. Die Schneeeule, die Sperbereule und andere hochnordische Eulen teilen dieses »Schicksal«. Im Allgemeinen schlafen die Käuze bei Dunkelheit und nutzen die Dämmerungsstunden für die Jagd. Tagsüber wechseln Jagd- mit Ruhephasen ab, die sie dösend in dichten Nadelbäumen verbringen.
Von einer erhöhten Warte wie der Spitze einer Fichte aus beobachten die Käuze aufmerksam die Umgebung. Haben sie eine ahnungslose Maus oder einen Kleinvogel erspäht, schießen sie im Gleit- oder Sturzflug heran und überraschen die sitzende Beute von hinten. Kleine Vögel werden sogar in der Luft gegriffen, indem der Kauz sie nach Falkenart von unten anfliegt und seine mit spitzen Krallen bewehrten Füße im letzten Moment nach oben reißt.
Vorratshaltung im hohlen Baum
Während die meisten Käuze und Eulen (Familie Strigidae) Tiere bis Wühlmausgröße als Ganzes verschlucken können, müssen die winzigen
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