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Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Titel: Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann! Lexikon
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Standorten das Wachstum, da Wasser nur in geringem Umfang, etwa zu 30 %, verdunstet. Zu allen Jahreszeiten können starke Winde auftreten.
    Die Zusammenhänge zwischen Klima, Boden, biotischen Einflüssen und der Vegetation lassen sich im Detail nur analysieren, wenn die einzelnen Arten und ihre Ansprüche gut bekannt sind. Aber man muss kein Spezialist für Vegetationsökologie sein, um die dominierenden Wuchsformen zu erkennen und die Regeln ihrer Verteilung in der Landschaft nachvollziehen zu können.
    Der Wald löst sich auf
    Wo in der Taiga die Wurzelschicht der Gehölze in den Einflussbereich eines Frosthorizonts im Boden gerät, beispielsweise in Senken mit Kaltluftstau, wird der Wald lückenhaft. Je ausgedehnter das Bodeneis wird, desto größer werden die »Löcher« in der Taiga, bis Wald und offene Flächen etwa gleich große Anteile besitzen. Weiter nördlich »verinselt« der Wald und zieht sich auf die örtlich begrenzten klimatisch geschützten Lagen zurück, aus denen der Schnee nicht fortgeweht wird. Die Höhe und Vitalität der noch vorhandenen Bäume nimmt dennoch immer mehr ab. Schließlich sieht man nur noch krüppelige oder zwergwüchsige Einzelexemplare.
    In den meisten Regionen der Arktis wird die nördliche Baumgrenze von Nadelgehölzen gebildet: In Sibirien westlich des Ural und in Nordamerika sind es Fichten, im mittleren und östlichen Sibirien dagegen Lärchen. Der geschilderte Übergang, die »Kampfzone« des Waldes, ein Gürtel zwischen 5 km und 300 km Breite, ist die sog. Waldtundra. Streng genommen handelt es sich nicht um einen eigenen Vegetationstyp, sondern um die mosaikartige Verzahnung von borealem Wald und Strauchtundra. Wenn der Wald in einigen Regionen abrupt endet und übergangslos an die offene Tundra grenzt, hat dies meist keine klimatischen Ursachen. Oft ist dafür ein Wechsel des Bodentyps oder eine kaum erkennbare Nutzungsgrenze verantwortlich.
    Die dominierenden Sträucher der Waldtundra sind Beerensträucher aus der Familie der Heidekrautgewächse, besonders Blau-, Preiselund Rauschbeere. Bärentraube (
Arctostaphylos
), Rosmarinheide (
Andromeda
) und Krähenbeere (
Empetrum
) sind ebenfalls häufig. Unter diesen Zwergsträuchern ist ein dichter Filz von Laubmoosen entwickelt. Auf feuchteren Standorten können auch Torfmoose, Seggen und Wollgräser vorkommen.
    Strauchtundra: Wald ohne Bäume
    Dort, wo die Vegetationsperiode für die Bäume zu kurz wird und Gehölze wegen des hoch liegenden Frosthorizonts »kalte Füße« bekommen, herrschen die Sträucher allein. Der Begriff Strauch sagt aber nur etwas über die vom Grund an verzweigte Wuchsform, dagegen wenig über die Größe. In der Tundra kann man »Strauch« getrost mit »Zwergstrauch« übersetzen, denn alles, was über die winterliche Schneedecke hinausragt, wird durch Kälte und Sturm abrasiert. Zudem handelt es sich in der Mehrzahl um Arten, die auch unter günstigen Klimabedingungen kleiner als 1 m bleiben.
    In der Artenzusammensetzung entspricht die Strauchtundra einem nordischen Wald ohne Bäume, denn die meisten Pflanzen haben einen deutlichen Verbreitungsschwerpunkt in der borealen Zone. In der typischen Strauchtundra dominieren 20–30 cm hohe Heidekrautgewächse, überragt von halbmeterhohen Birken, z. B.
Betula nana
und Weiden. Bei länger andauernder Schneebedeckung kann das moosähnliche Heidegewächs
Cassiope tetragona
vorherrschen. Oft sind Stauden wie Lupinen, Anemonen, Goldrute oder Läusekraut (
Pedicularis
) eingestreut. Da sie in der offenen Tundra dem Wind stärker ausgesetzt sind als im Schutz von Gehölzen, sind sie hier seltener als im Wald. Der rohhumusreiche Boden ist von einer geschlossenen Moosschicht überzogen. In versumpften Niederungen besitzen Sumpfporst (
Ledum palustre
), Rauschbeere (
Vaccinium uliginosum
), Preiselbeere (
Vaccinium vitis-idaea
) oder kniehohe Weiden (
Salix
) höhere Anteile. Nässetolerante Seggen und Wollgrasarten bilden dort den Unterwuchs. In windgeschützten Senken bilden die Polarbirken und Zwergweiden ein niedriges Dickicht. Auch ihre Höhe von maximal 40 bis 60 cm entspricht der durchschnittlichen Schneehöhe.
    Die typische Tundra oder Grastundra
    Das gleiche Schicksal, das in der Waldtundra die Bäume trifft, nämlich ihre Schrumpfung und Beschränkung auf geschützte Lagen, ereilt weiter nördlich auch die Beerensträucher: Sie werden zunehmend auf feuchte Mulden, kleine Täler und geschützte Hänge zurückgedrängt, während die Birken und

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