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Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Titel: Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann! Lexikon
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Weidenarten, die hier noch existieren können, zu Bodendeckern degradiert sind. In der typischen Grastundra, wie sie in Nordalaska, Nordostkanada und Nordsibirien riesige Flächen einnimmt, haben Süß- und Sauergräser die Vorherrschaft und bilden eine etwa 15–35 cm hohe Decke. In der Zwergstrauchtundra sind sie nur Lückenbüßer. Darin verteilt sind niedrige Stauden, Rosetten- und Polsterpflanzen. Sie gehören meist zu den Familien der Steinbrech- und Hahnenfußgewächse, zu Kreuzblütlern, krautigen Rosengewächsen und Rachenblütlern. Besonders auf stark sauren Böden ist die Tundra aber auch in dieser Zone sehr einförmig und artenarm.
    Auf Böden mit schlechtem Wasserabfluss kann sich ein – durch Hügel aus Wurzeln und Moos, sog. Bulten – sehr unebener Tundrentyp entwickeln. Er ist gekennzeichnet von Seggen und Wollgräsern, die keine Ausläufer bilden, sondern als kompakte Büschel nach und nach über das Bodenniveau hinauswachsen.
    Eine eher rasenartige Sauergras-Moos-Tundra herrscht dagegen in den küstennahen Ebenen Nordamerikas und Sibiriens auf feuchten Böden vor. Dort dominieren Seggenarten wie
Carex aquatilis, Carex rotundata, Carex membranacea
und Wollgräser (
Eriophorum angustifolium, Eriophorum scheuchzeri
). Auch Süßgräser wie
Arctagrostis, Dupontia
und
Arctophila
können beigemischt sein. Das Wasser steht dicht unter der Bodenoberfläche. In wassergefüllten Vertiefungen kommen Schachtelhalme (
Equisetum
), Fieberklee (
Menyanthes trifoliata
) und Sumpfblutauge (
Comarum palustre
) vor. Eine geschlossene Schicht von Moosen (
Sphagnum, Drepanocladus, Aulacomnium, Calliergon
) profitiert vom ständigen Wasserüberschuss.
    Hocharktische Moosund Flechtentundra
    In der Hocharktis ist die Polsterpflanzen-Flechten-Tundra eine verbreitete Pflanzengemeinschaft. Sie ist deutlich lückenhafter und artenärmer als die Grastundra. Häufige Pflanzen sind Silberwurz (
Dryas
), zwergwüchsige Weiden (
Salix
) und Hainsimsen (
Luzula
) sowie weitere Gräser und Seggen. Deckungsgrad und Produktivität sind gering. Da die Blütenpflanzen nicht dicht stehen und sie viel mehr Platz für die sonst konkurrenzschwachen Moose und Flechten lassen, treten diese stärker hervor.
    Von Flechten dominierte Tundren gibt es nicht nur an der nördlichen und an der Höhengrenze der Vegetation, sondern auch dort, wo Trockenheit die meisten Blütenpflanzen scheitern lässt. Das ist vor allem auf Kuppen mit sandigem Boden der Fall. Außerdem sind Flechten an windigen Stellen überlegen, weil Blütenpflanzen dort wegen des fehlenden Schneeschutzes einen schweren Stand haben. Besonders artenreich ist in der Flechtentundra die Gattung der Rentierflechten (
Cladonia
) entwickelt. Ihre Vertreter sehen oft wie kahle, bleiche Sträucher in winzigem Maßstab aus und können große Flächen bedecken.
    Die »arktische Wüste« besteht aus Rohböden mit wenig Feinanteilen. Die letzten Vorposten unter den Blütenpflanzen, die der Kälte trotzen und sich den durch Frostsprengung verwitterten Fels mit Moosen und Flechten teilen, sind Polsterpflanzen wie Stängelloses Leimkraut (
Silene acaulis
), Felsenblümchen (
Draba
), Arktischer Mohn (
Papaver radicatum
), Steinbrech (
Saxifraga
), Arktische Weide (
Salix arctica
) und Sauergräser. Die Pflanzen bedecken oft weniger als 3 % des Bodens.
    Die Kontaktlinien zwischen den geschilderten Zonen sind selten scharf ausgeprägt. Vielerorts gibt es allmähliche Übergänge. Auch in zeitlicher Hinsicht sind die Grenzen nicht starr, denn die Vegetation reagiert auf Klimaschwankungen und biotische Einflüsse, z. B. wechselnde Beweidungsintensität. Schließlich sind unterschiedliche Vegetationszonen in der Realität durch das Relief, durch unterschiedliche Boden- und Wasserverhältnisse, vor allem auch durch die Dauer und Höhe der winterlichen Schneebedeckung in vielerlei Weise abgewandelt.
    Polares Klima
    Das Klima der Tundra ist generell geprägt von der polaren Lage, in der Tageslicht und Sonnenergie auf einen kurzen Sommer begrenzt sind. Nördlich des Polarkreises steigt die Sonne im Winter selbst am Tag nicht über den Horizont, und je weiter nördlich man sich befindet, desto länger ist die Zeit dieser Polarnacht: In den meisten Tundragebieten sind es einige Wochen bis Monate, in der die Temperatur weit unter den Gefrierpunkt sinkt. Der Hochsommer ist von einer ebenso langen Periode der Mitternachtssonne geprägt, in der die Sonne rund um die Uhr am Himmel steht. Sie steigt zwar nicht sehr

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