Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde
hoch, doch insgesamt besteht im Hochsommer kein Mangel an Sonnenenergie – der flache Einfall der Strahlen wird durch die Tageslänge so kompensiert, dass die Polargebiete über drei Monate hinweg sogar etwas mehr Energie als der Äquator erhalten. Daher kann es zwar stellenweise für einige Tage bis zu 30 °C warm werden, doch bisland ist die Sommerphase viel zu kurz, als dass sie das gefrorene Land weiträumig und dauerhaft erwärmen könnte.
Marines und kontinentales Klima
Differenzierter als Tundrenklima und Eisklima beschreiben kontinentale sowie maritime oder ozeanische Klimate eine Region. Die polaren maritimen Klimate sind deutlich von der Nähe zum Meer geprägt mit vergleichsweise hohen Niederschlagsmengen und milden Wintertemperaturen. Die Alëuten, die Küste Grönlands, Island und die europäische Arktis sind Beispiele hierfür. Polares kontinentales Klima ist hingegen durch extrem kalte Winter und geringe Niederschläge unter 500 mm im Jahr geprägt. In manchen Gebieten, etwa in Nordgrönland und Nordkanada, ist der Niederschlag mit unter 100 mm Regen so gering, dass man von einer Arktischen Wüste spricht. Zum kontinentalen Klima gehören Alaska, Kanada und Sibirien und viele Inseln des Kanadisch-Arktischen Archipels, denn der Einfluss des Meeres ist dort wegen der ganzjährigen Eisschicht geringer.
Kalte Winter, kurze Sommer
Der Winter setzt schon im September oder August ein. In den kontinentalen Gebieten sinken die Temperaturen weit unter den Gefrierpunkt, in Kanada und der sibirischen Arktis werden –40 °C erreicht, stellenweise sogar unter –60 °C. Im Innern der Kontinente bildet sich eine stabile Hochdrucklage mit kalten, trockenen Luftmassen, die wenig Niederschläge führen. Gelegentlich kommt es zu heftigen Schneestürmen.
In den maritimen Klimaten sind die Wintertemperaturen selten extrem und fallen im Monatsdurchschnitt kaum unter –5 °C. Vom Meer kommende Stürme bringen reichlich Niederschläge.
Erst im März oder April ist die Sonne stark genug, die Temperaturen ansteigen zu lassen. Doch noch lange in den Sommer hinein liegt an vielen Stellen Schnee. Die weiße Fläche wirft einen so großen Teil der Sonnenenergie zurück, dass der Schnee sich selbst und seine Umgebung kühlt. So ist die Vegetationsperiode kurz: oft nur sechs bis zehn Wochen.
In den kontinentalen Regionen kann der Sommer Perioden mit klarem Wetter und Temperaturen bis 30 °C bringen. Die maritimen Polarklimate hingegen sind meist wolkenverhangen und das Thermometer steigt selten über 10 °C. Frostfreie Perioden gibt es selbst im Sommer nicht. Unter diesen Bedingungen kann der Boden nur oberflächlich auftauen, während er in der Tiefe als Dauerfrostboden (Permafrost) ganzjährig gefroren bleibt. Doch seit einigen Jahren wird ein Rückzug der Permafrostlinie nach Norden beobachtet. Im getauten Boden zersetzen Mikroorganismen den Kohlenstoff und setzen CO 2 und Methan frei – Treibhausgase, die ihrerseits die Erderwärmung forcieren.
DIE TIERWELT DER TUNDRA
Anpassung an die Extreme
Das extreme Klima der arktischen Tundra verlangt den wenigen Tierarten große Anpassungsleistungen ab. Kleine Tiere fliehen z. B. vor der Kälte des neun Monate langen Winters unter die isolierende Schneedecke und suchen im Sommer in der Erde oder der niedrigen Pflanzenschicht Nahrung und Schutz. Die Artenarmut des hohen Nordens ist jedoch nicht leicht zu erklären. Eine Rolle spielt die geringe Biomasse an der Basis der Nahrungspyramide, deshalb sind für die Raubtiere an der Pyramidenspitze wenige Nischen vorhanden. Reptilien und Amphibien fehlen, da ihr Stoffwechsel in der Kälte versagt. Viele Tierarten sind circumarktisch, bzw. – wenn sie eher im Nadelwald leben – circumboreal verbreitet: Die altweltlichen Rentiere und die neuweltlichen Karibus gehören derselben Spezies an. Wie viele andere Warmblüter verbringen sie nur einen Teil des Jahres hier und ziehen im Winter in die südlich angrenzende Taiga; die meisten Vögel treibt es jedoch noch viel weiter in den Süden.
Inhalt
Der Kälte entfliehen: Nomaden und Gäste
Rentiere: Wanderer zwischen Tundra und Taiga
Moschusochsen: eiszeitliche Energiesparmeister
Lemminge: die heimlichen Herrscher der Tundra
Der Eisfuchs: ein hasenfüßiger Wanderer
Schneehasen: Mümmelmänner mit Gemeinschaftssinn
Schnee-Eulen: von hoher Warte auf Lemmingjagd
Das Moorschneehuhn: Überlebenskünstler mit Spikes
Raubmöwen: Meister des Mundraubs
Stechmücken: Fluch und Segen der
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