Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde
Stricke gefertigt und die Felle werden zu Kleidung verarbeitet.
Folgen des Klimawandels?
In Südlabrador und anderen nicht ganz so kalten Taiga- und Tundragebieten leben etliche kleinere Herden mehr oder weniger stationär; auch einige eurasische Rentiergruppen haben ihre traditionellen Wanderungen in den letzten Jahren aufgegeben. Möglicherweise schränkt das Auftauen des Dauerfrostbodens infolge der Erderwärmung in undurchdringlichen Morast die Mobilität der Rentierherden immer mehr ein.
Womöglich schwanken die Herdengrößen aber auch vollkommen unabhängig vom Klima, weil ein starkes Anwachsen langfristig zu einer Schädigung der Pflanzendecke in den Weidegründen und damit wieder zu einem Schrumpfen der Populationen führt. Vor allem die Regeneration überweideter Rentierflechtenbestände dauert wegen des außerordentlich langsamen Wachstums dieser Pflanzen – nur 5 mm pro Sommer – mehrere Jahrzehnte.
Moschusochsen: eiszeitliche Energiesparmeister
Moschusochsen leben in den Tundren Grönlands, Kanadas, Alaskas, Nordnorwegens und der russischen Wrangel-Insel. Aus unseren Gefilden haben sie wohl steinzeitliche Jäger und der Klimawandel vertrieben: Bei trockenen und stürmischen –50 °C fühlen sie sich wohler als bei moderater Temperatur und Feuchtigkeit. Ihr Fell aus teils über 60 cm langen Grannenhaaren und einer sehr dichten Unterwolle ist nämlich nicht wasserfest, da sie keine Talgdrüsen besitzen. Trocken isoliert es wegen der eingeschlossenen Luft aber hervorragend.
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Moschusochsen lieben die trockene Kälte, ihr Fell ist nicht wasserfest.
Kältefeste Ziegenverwandte
Moschusochsen bekämpfen die Widrigkeiten des nordischen Winters durch Energiesparen. Schon bei den Neugeborenen ist das Fell so lang, dass es die dünnen Beine fast bis zum Boden bedeckt. Außerdem kommen sie mit einem Fettgewebe in der Leibeshöhle zur Welt, das zur Wärmeerzeugung »verstoffwechselt« wird. So können sie ihre Körpertemperatur unmittelbar nach der Geburt 75 °C über die Umgebungstemperatur anheben.
Neben dem fast schwarzen Fell hilft auch die schiere Masse: Die Männchen werden bis zu 2,5 m lang und wiegen bis zu 400 kg. Die Weibchen sind deutlich leichter, aber von ähnlich gedrungener Gestalt. Die Beine,der Hals und der Schwanz sind kurz, die Ohren fast völlig im Fell verborgen. Indem sich die kleinen Herden von 5–20 Tieren bei Eisstürmen zusammendrängen, reduzieren sie die Auskühlung. Die Köpfe mit den empfindlichen Sinnesorganen werden dabei in die Mitte des Kreises gerichtet.
Moschusochse
Ovibos moschatus
Klasse Säugetiere
Ordnung Paarhufer
Familie Hornträger
Verbreitung arktische Tundra
Maße Kopf-Rumpf-Länge: 200–250 cm Standhöhe: 125–130 cm
Gewicht Männchen 260–400 kg Weibchen 180–200 kg
Nahrung Gräser, Seggen, Kräuter, Blätter
Geschlechtsreife mit 4 Jahren
Tragzeit 7–9 Monate
Zahl der Jungen 1
Höchstalter über 20 Jahre
Acht Monate Winter
Im hohen Norden bringt der lange Winter nicht nur viel Schnee, sondern auch anhaltende Dunkelheit. Moschusochsen haben aber ein hervorragendes Gehör und Augen mit großen Pupillen und empfindlichen Netzhäuten, so dass sie sich in der arktischen Dauernacht gut orientieren können. Dank ihrer breiten Hufe mit den großen Nebenhufen sinken sie auf hartem Schnee kaum ein. Überhaupt legen sie nur im kurzen Sommer mehr als 2 km am Tag zurück; im Winter bleiben sie an ihren bevorzugten Futterplätzen, die sich durch eine niedrige Schneedecke auszeichnen.
Die Tiere halten sich oft an Flussufern und Küsten oder auf zugigen Hügelflanken auf, wo der Wind den Schnee abträgt. Obwohl sie sich ihren Lebensraum mit Rentierherden teilen, ist die Nahrungskonkurrenz minimal: Moschusochsen fressen nur zur Not Flechten und bevorzugen Flusstäler, die von Renen gemieden werden. Durch das Weiden und ihren Kot fördern sie sogar das Wachstum von Seggen, die mit ihren unterirdischen Rhizomen gegen Verbiss und Vertritt resistenter sind als andere Pflanzen. An größere Bäume lehnen sie sich mit den Vorderbeinen an, um an die oberen Blätter zu gelangen. Ihr effizienter Stoffwechsel ermöglicht die Nutzung solch minderwertiger Nahrung, von denen andere Wiederkäuer nicht leben können. Die zunehmende Erderwärmung führt allerdings zum Überfrieren angetauten Schnees. Die Eiskruste versperrt den Moschusochsen den Zugang zu ihrer Nahrung. Passiert dies häufiger, sind sie vom Aussterben bedroht.
In
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