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Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Titel: Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann! Lexikon
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gehören zu ihrer Winternahrung.
    Unentbehrliche Gärtner
    Alle drei bis vier Stunden müssen Lemminge auf Futtersuche gehen, sechs- bis achtmal am Tag, denn ihr Stoffwechsel brennt gerade im Winter auf Hochtouren und ihre Nahrung ist energiearm. Im Sommer fressen Berglemminge im feuchten Tiefland vor allem die Gräser und Seggen, während die Halsbandlemminge der Gattung
Dicrostonyx
in höheren, trockeneren Lagen Kräuter vertilgen.
    Die meisten Lemminge haben ständig nachwachsende Mahlzähne, mit denen sie harte, kieselsäurehaltige Kost wie Gräser kauen können. Außerdem schließen Mikroorganismen in ihrem Blinddarm Zellulose auf; diese Fermentation liefert den Tieren bis zu 30 % ihrer Energie sowie Vitamin B. Manchmal fressen Lemminge wie Hasen ihren eigenen Kot, um die magere Kost durch zweifache Verdauung besser zu nutzen. Wenn Berglemminge im Sommer Gänge in die obere Erdschicht graben, belüften sie den Boden und verbessern so die Wachstumsbedingungen für Gräser und Seggen. Außerdem beschleunigen sie durch die Zerkleinerung toter Pflanzenteile die Kompostierung und düngen den Boden mit ihrem Kot. Ohne sie würden die Mineralien nicht so schnell in den Stoffkreislauf zurückkehren – und das noch aus einem zweiten Grund: Wenn sie die toten Vegetationsanteile nicht kappen würden, wäre der Boden im Sommer durch die Pflanzendecke stärker isoliert und würde nicht so tief auftauen, so dass die Mineralstoffe aus den tieferen Schichten für die Pflanzen unerreichbar blieben.
    Echte Lemminge
Lemmus
    Klasse Säugetiere
    Ordnung Nagetiere
    Familie Wühler
    Verbreitung höhere Breiten der nördlichen Halbkugel
    Maße Kopf-Rumpf-Länge: 15–17 cm
    Gewicht 40–130 g
    Nahrung Moose, Seggen, Binsen, Gräser
    Geschlechtsreife mit 3 Wochen
    Tragzeit 21–25 Tage
    Zahl der Jungen 1–13, meist 6–8
    Höchstalter 2 Jahre
    Jahreszeitliche Wanderungen
    Sobald im Frühjahr Tauwetter einsetzt, drohen die Gänge im Schnee einzubrechen; das Moos trocknet und wird dadurch für die Berglemminge ungenießbar. Von ihren Winterquartieren an den Berghängen ziehen sie nun rasch tiefer auf die offenen Moorflächen der Tundra, in Birken- und Weidenwälder oder auf die feuchten Wiesen der Täler. Die Weibchen, vor allem die trächtigen, lassen sich als Erste an geeigneten Fressund Nistplätzen nieder, die Männchen ziehen weiter. Da sie während der Wanderung leichte Beute sind und viele von ihnen in Gegenden mit ungeeigneten Lebensbedingungen landen, gibt es deutlich weniger erwachsene Männchen als Weibchen.
    Im Sommer legen die Berglemminge ihre kleinen Nester dicht unter der Erdoberfläche oder auch oberirdisch an – unter Moos, Flechten, Grasbüscheln oder Baumstümpfen versteckt. Sobald im Frühherbst die Seggen welken und der Boden wieder gefriert, wandern sie auf die geschützten Schneeböden und Hänge der Berge zurück, wobei sie oft zum Fressen Halt machen. Normalerweise ziehen sie nur nachts. Dabei legen sie regelrechte Trampelpfade an.
    Populationsschwankungen
    Berglemminge sind ausgeprägte Einzelgänger; unmittelbar nach der Paarung gehen sie wieder getrennte Wege. Je nach Klima kann ein Weibchen zwei- bis drei-, ja bis zu fünfmal im Jahr Junge werfen. Meist sind es, passend zu den acht Zitzen, sechs bis acht, es wurden aber auch schon zwölf gezählt.
    Trächtige Weibchen gehen auseinander wie Pfannkuchen und werden ziemlich unbeweglich, weshalb sie untereinander stark um gute Reviere konkurrieren, in denen sie zur Futtersuche nicht weit laufen müssen.
    Die hohe Reproduktionsrate ist eine Anpassung an das kurzfristig reichliche Nahrungsangebot in der Tundra: Weibchen, die darauf besonders schnell mit viel Nachwuchs reagieren konnten, trugen stärker zum Genpool bei als andere. Mit drei Wochen erreichen die Jungen die Geschlechtsreife, mit sechs Wochen können sie selbst schon werfen, so dass viele Weibchen aus dem Frühjahrswurf im Herbst bereits Mütter sind. Außer während des ersten Schneefalls und der Schneeschmelze kann die Reproduktion im Winter weiterlaufen: Da es dann weniger Verluste durch Raubtiere gibt, finden die meisten Bevölkerungsexplosionen der Lemminge unter der Schneedecke statt.
    Nicht nur bei den Berglemmingen, sondern bei mindestens zehn Lemming- und Wühlmausarten schwanken die Bestände zyklisch. Manchmal wächst die Population innerhalb von zehn Monaten um einen Faktor von 250 an. Die Frage nach der Ursache bzw. dem Motor dieser Zyklen ist – wie die nach Henne oder Ei – schwer

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