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Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Titel: Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann! Lexikon
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zu katapultieren, um sie dort mit einem gezielten Biss schnell zu töten.
    Meist bilden sich über solchen Eislöchern Schneewehen. Dort hinein bauen die Robbenweibchen ihre von außen unsichtbaren Wurflager, in denen sie ab März ihre Jungen zur Welt bringen. Ebenso wie das Atemloch ortet ein Eisbär die leichte Beute des Robbennachwuchses im Frühjahr mittels seines feinen Geruchssinns. Manchmal taucht er auch an eine Eisscholle heran, auf der eine Robbe ruht. Mehr als eine Minute kann er unter Wasser bleiben. Wenn er nah genug herangekommen ist, schnellt der Bär explosionsartig aus dem Wasser und packt sein Opfer mit den großen Vorderpranken. Doch die Chancen zu entkommen, stehen für eine Robbe gar nicht schlecht. Nur etwa 2 % der Jagdversuche eines Eisbären sind von Erfolg gekrönt. Wenn ihn der Hunger treibt, versucht er auch einmal, einen im Wasser dümpelnden Seevogel durch Antauchen zu überrumpeln. Bei schnellen Beutetieren wie Schneegänsen oder Karibus kommen Eisbären kaum zu einem Jagderfolg, da ihnen meist vorzeitig wegen Überhitzung die Luft ausgeht. Es wurden aber schon Eisbären beobachtet, die stundenlang nach Braunalgen tauchen.
    Fettreserven statt Tiefschlaf
    Der stark auf Fleisch spezialisierte Eisbär ist sehr von seiner Hauptbeute, den Robben, abhängig. Wenn ab Spätsommer das Eis des arktischen Meeres schmilzt, ziehen die Eisbären zwar noch weiter in den Norden, treffen aber dennoch immer seltener auf Robben. So muss ein Eisbär besonders in den Sommermonaten häufig für Wochen oder sogar Monate ganz ohne Nahrung auskommen.
    In beutelosen Zeiten kann der Eisbär kurzfristig seinen Stoffwechsel herunterfahren. Sein Energieumsatz läuft dann nur noch auf Sparflamme. Dabei verfällt der Eisbär allerdings nicht wie seine Verwandten in einen tiefen Schlaf. Nicht selten muss er mehrere Monate lang von seinen Fettreserven zehren. Als genügend Nahrung vorhanden war, hat er sich eine dicke Fettschicht angefressen. Vor allem im Frühjahr ist das Meer manchmal angefüllt mit gerade entwöhnten, also noch sehr unerfahrenen Jungrobben. Bei einem solchen »Überangebot« an Beute frisst ein Eisbär nur den sog. Blubber der Robben, die Unterhautfettschicht. Doch je früher das Eis schmilzt und bricht, desto weniger Speicherfett können sie im Winter anfressen.
    Besonders wichtig ist die Energiereserve in Form von Körperfett für trächtige Eisbärenweibchen. Sie suchen für die Geburt und die ersten Lebenswochen ihrer Jungen Schutz in einer Eis- oder Schneehöhle. Da sie diese für etwa fünf Monate, an der Hudsonbai sogar für acht Monate nicht verlassen und zusätzlich noch ihre Jungen säugen, sind ausreichende Fettreserven sowohl für sie selbst als auch für ihre Nachkommen überlebenswichtig.
    Seltene Begegnung
    Nahezu das gesamte Jahr über wandern Eisbären allein durch ihre weite weiße Welt. Nur wenn bei seltenen Gelegenheiten Nahrung im Überfluss vorhanden ist, sind mehrere Bären auf engem Raum anzutreffen, ohne dass es zu Auseinandersetzungen kommt. Es mutet daher fast wie Zufall an, dass sich einmal ein Männchen und ein Weibchen begegnen. Damit dennoch die Jungen alle etwa zum gleichen Zeitpunkt im Schutz der Schneehöhle zur Welt kommen, hat die Natur eine ganz eigene Strategie entwickelt. Hormonell gesteuert, zögert sich die Einnistung der befruchteten Eizelle nach einer Paarung unter Umständen mehrere Monate bis zum Oktober hinaus. Und wenn es dem Weibchen nicht gelingt, sich genügend dicke Fettreserven anzufressen, wird das Ei einfach vom Körper resorbiert (aufgenommen).
    Allein erziehende Mütter
    Gewöhnlich suchen Eisbärenmütter in regelmäßigen Abständen dieselben Küstenbereiche auf, um in Schneehöhlen ihre Jungen zur Welt zu bringen. Die trächtigen Weibchen legen ihren witterungsisolierten Unterschlupf meist in einer größeren Schneewehe an, um ihre in der Regel zwei Jungen vor der Kälte zu schützen. Der Höhleneingang liegt stets etwas tiefer als die Wurfhöhle selbst, so sammelt sich wärmere Luft, die immer nach oben steigt, in der Höhe an.
    Die nur gut 500 g wiegenden Neugeborenen sind zunächst sehr unterentwickelt und völlig hilflos. Erst nach etwa 50 Tagen unternehmen die kleinen Bären ihre ersten Gehversuche. Ohne selbst Nahrung zu sich zu nehmen, säugt die Mutter den Nachwuchs mit ihrer extrem fettreichen Milch, bis er etwa 10 kg schwer geworden ist. Ihr Stoffwechsel ist zwar während dieser Zeit etwas heruntergefahren, aber sie hält keinen

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