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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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lauschte in die Stille und wusste, dass irgendetwas passiert war.
    Dann kamen mir die Maschinen zu Bewusstsein. Sie wurden hörbar. Und veränderten den Ton. So, wie sie es in den letzten Augenblicken vor der Durchführung des Sprungs immer taten.
    KIs führen die Sprünge nicht eigenständig durch. Ich verdrehte den Kopf, um auf die Uhr zu sehen. Wir arbeiteten wieder mit der Schiffszeit, die gleichzeitig die Zeit in Andiquar war. Es war Viertel vor vier am Nachmittag, aber für mich war es mitten in der Nacht. Und zwei Stunden vor dem planmäßigen Transit.
    »Belle«, sagte ich. »Was geht hier vor?«
    »Ich weiß es nicht, Chase.« Sie tauchte am Fuß meines Bettes auf. In ihrer Belle-Marie-Arbeitsuniform.
    »Brich den Sprung ab.«
    »Ich scheine keine Kontrolle über die Versetzungseinheit mehr zu haben.« Sie meinte den Quantenantrieb, der immer lauter jaulte. Wir hatten nicht genug Zeit gehabt, ausreichend Ladung für den Weg nach Rimway aufzubauen, aber das würde uns nicht davon abhalten, die derzeitige Umgebung zu verlassen und irgendwohin zu springen. Es schränkte nur die möglichen Zielgebiete ein wenig ein.
    »Versuch es noch einmal, Belle. Brich den Sprung ab.«
    »Es tut mir Leid, aber das kann ich nicht, Chase. «
    Inzwischen war ich schon aus dem Bett gesprungen und rannte auf den Korridor hinaus. Ich hämmerte an Alex’ Tür und stürzte in seine Kabine. Er brauchte einen Moment, um wach zu werden.
    »Wir springen!«, rief ich. »Pass auf!«
    »Was?« Er drehte sich um und versuchte, einen Blick auf die Uhr zu werfen. »Warum warnst du mich erst jetzt? Ist es nicht noch zu früh?«
    Man konnte den Druck spüren, der sich in den Schotts aufbaute. »Halt dich irgendwo fest!«, wies ich ihn an. Dann wurde das Licht dunkler. Quantensprünge wurden von einem Gefühl intensiver Beschleunigung begleitet, die nur ein paar Sekunden anhielt, aber ausreichte, um erheblichen Schaden anzurichten, wenn man nicht darauf vorbereitet war. Ich hörte Alex aufheulen, während ich rücklings gegen den Spind geschleudert wurde. Ich sah Sterne und spürte das gewohnte Kribbeln, eine übliche Begleiterscheinung der Passage zwischen weit entfernten Punkten.
    Das Licht kehrte zu voller Stärke zurück.
    Alex war aus dem Bett geschleudert worden. Unter einer Flut unbotmäßiger Kommentare quälte er sich auf die Beine und verlangte zu erfahren, was wir eigentlich taten.
    »Ich weiß es noch nicht«, antwortete ich. »Bist du in Ordnung?«
    »Mach dir um mich keine Sorgen«, sagte er. »Die Knochen werden in ein paar Tagen verheilen.«
    Ich hastete auf die Brücke. »Was ist passiert, Belle?«
    »Ich weiß es noch genau, Chase«, sagte sie. »Die Uhr schien zu schnell zu laufen.«
    »Und du hast es nicht bemerkt?«
    »Ich überwache die Zeitmesser nicht, Chase. Dazu schien nie eine Notwendigkeit zu bestehen. «
    Alex tauchte in der Luke auf.
    »Okay, Belle«, sagte ich. »Ich möchte genau wissen, was hier vorgeht. Und während du versuchst, das herauszufinden, mach die Luken auf, damit wir sehen können, wo wir sind.«
    Ich hörte die Schubdüsen feuern. Das Schiff bewegte sich. Fing an zu rotieren. Ich griff nach der Armlehne meines Stuhls. Alex geriet aus dem Gleichgewicht und stolperte quer über die Brücke, ehe er schließlich zu Boden ging. »Belle«, schimpfte ich. »Was machst du da?«
    Mehr Feuerstöße. Der Bug hob sich, und wir schwenkten Richtung Steuerbord.
    »Belle?«
    »Ich weiß es nicht«, verkündete die KI. »Das ist wirklich recht ungewöhnlich.«
    »Okay, wie sieht es mit den Monitoren aus?« Ich kämpfte darum, meine Stimme ruhig zu halten. Nur nicht die Passagiere in Panik versetzen. Niemals klingen, als hätte man nicht mehr die vollständige Kontrolle über das Geschehen. »Zeig mir, was die Teleskope reinkriegen.«
    Die Bildschirme blieben schwarz.
    »Belle, gib uns die Bilder vom Radar.« Ich ließ mich auf meinen Stuhl fallen und schnallte mich an.
    »Die Verbindung ist gestört, Chase.« Ihre Stimme klang flach, irgendwie losgelöst. »Ich bekomme kein Bild.«
    »Wo?«
    »Hauptrelais.«
    »Verdammt, Belle«, sagte ich. »Wie lautet Walt Chambers richtiger Name?« Walt Chambers war ein Kunde, den wir vor einigen Jahren geflogen hatten, während er die Ruinen von Baklava untersucht hatte. Er hatte mit einer Gruppe von Akademikern zusammengearbeitet, und sein echter Name lautete Harbach Edward Chambers. Aber er mochte Harbach nicht. Und er sah Walter Strong, dem Tubaspieler, sehr ähnlich. Den

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