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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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waren voll gestopft mit ortsüblichen Spezialitäten und mehr Desserts, als ich je hätte essen sollen. Noch immer schneite und windete es, und die hiesigen Behörden hatten eine Verkehrswarnung herausgegeben und geraten, an Ort und Stelle zu bleiben; aber wir wollten die Fahrt zum Orbiter nicht verpassen, weil wir sonst weitere dreißig Stunden hier festgesessen hätten. Also verließen wir planmäßig unser Hotel. Der Flug verlief ereignislos, und wir erreichten das Shuttle rechtzeitig und hatten sogar noch etwas Zeit übrig.
    Der Aufstieg zum Orbitaldock dauerte fünfzig Minuten. Dort erhielten wir unsere Abflugzeit (die in vier Stunden sein sollte), gingen an Bord der Belle-Marie, luden unsere Taschen aus, duschten und gingen wieder in die Wartehalle, um dort zu Abend zu essen.
    Wir aßen zu viel und beendeten das Mahl mit einigen Drinks. Inzwischen war es beinahe Zeit für den Abflug. Wir kehrten zum Schiff zurück, und ich ging auf die Brücke, um die Startvorbereitungen zu treffen. Ich kann nicht behaupten, dass ich tatsächlich ein Problem erkannt hätte, aber die Belle schien mir ein wenig langsam zu sein, als kämen die Systemstatusmeldungen alle nur mit Verzögerung herein. Ich wusste nicht recht, ob ich mir das nur einbildete, aber ich fragte sie, ob irgendetwas nicht stimmte.
    »Nein, Chase«, sagte sie. »Es ist alles in Ordnung.«
    Also schön. Alle Zahlen waren in Ordnung, und ich informierte die Operationszentrale, dass wir abflugbereit seien. »Nach Ihrem Ermessen«, wie es so schön hieß.
    Sie forderten mich auf zu warten. Bei der Beladung eines Frachters war es offenbar zu Verzögerungen gekommen. »Sie werden ein paar Minuten Geduld haben müssen«, sagte man mir.
    Ich ging nach hinten und sprach mit Alex. Ich weiß nicht mehr, worüber. Er war in Gedanken woanders, und ich wusste dass er über Shawn Walker und die Peronovski nachdachte. Wir warteten eine halbe Stunde. Dann gab die Flugleitung den Start für uns frei.
    »Anschnallen, Alex«, sagte ich zu ihm. Augenblicke später leuchtete ein grünes Lämpchen auf, das mir verriet, dass er ordnungsgemäß gesichert war. »Okay, Belle«, sagte ich. »Dann mal los.«
     
    Ich habe es von jeher genossen, die Nabelschnur zu kappen und mich auf die Reise zu begeben. Fragen Sie mich nicht warum. Es ist nicht so, dass ich scharf drauf wäre, zum nächsten Hafen vorzustoßen, aber ich mag das Gefühl, Dinge hinter mir zu lassen. Zuerst ist es nur die Station, dann der blaue Globus der Welt selbst, der kleiner und kleiner wird, und schließlich verschwindet sogar die dazugehörige Sonne im Hintergrund. Ich schaltete die Maschinen auf den Quantengenerator um, sodass der Ladevorgang beginnen konnte. Wir würden neun Stunden brauchen, um genug Energie aufzubauen und den Sprung nach Rimway durchzuführen.
    Die Quantentechnologie hatte die Langeweile aus den Flügen über weite Distanzen vertrieben, aber sie hatte auch beinahe jegliche Romantik dieser Flüge abgetötet. Alles ging jetzt sehr viel einfacher. Man wollte von Rimway nach East Boston, dann aß man ein paar Mahlzeiten, sah sich eine VR an, schlummerte vielleicht ein Weilchen, und wenn die Lampen aufleuchteten und verkündeten, dass das System ausreichend geladen war, drückte man einfach auf den Knopf, und schon war man da. Nach der Ankunft im Zielsystem brauchte man ein paar Tage, um sich dem eigentlichen Ziel zu nähern. Aber im Grunde genommen war jedes Ziel nun binnen eines Lidschlags erreichbar, und die Reichweite wurde ausschließlich durch die Ladekapazität des jeweiligen Schiffssystems begrenzt.
    Früher hatten sich die Leute beklagt, dass die Armstrong-Maschinen mit ihrer Fähigkeit, einen Tunnel durch den linearen Raum zu formen, dazu geführt hatten, dass wir aus den Augen verloren hätten, wie groß der Orionarm war. Und wie weit die Verschleierte Dame wirklich von zu Hause entfernt lag. Jetzt war man im Nu vor Ort. Regelrecht teleportiert ohne das geringste Gefühl dafür, irgendwohin gegangen zu sein. Entfernung, Weite, der leere Raum, die Lichtjahre, all das war ohne Bedeutung. Und wie es sich mit jedem Fortschritt zu verhalten schien, forderte auch dieser seinen Preis. Der Preis mochte in einem Mangel an Sicherheit bestehen oder in einer Art sozialer Dislokation oder, und so verhielt es sich im Falle des Quantenantriebs, in einem Realitätsverlust.
    Ich überließ Belle die Konsole und ging in den Gemeinschaftsraum zu Alex zurück. Eigentlich ist das so oder so ein Witz. Belle

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