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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Anderenfalls hätten sie uns direkt in das Ding reinspringen lassen. Wie die Dinge liegen, bleibt uns wenigstens noch eine Atempause.«
    Wir waren noch sechzig Millionen Klicks von dem Pulsar entfernt. Die Kegel brachten es aus dieser Entfernung auf einen Durchmesser von sechs Millionen Kilometern. Und sie waren direkt vor uns, tanzten über den ganzen Himmel.
    Die Hüllentemperatur war stark gestiegen, bewegte sich aber noch innerhalb der Toleranzgrenzen. Die interne Energieversorgung funktionierte. Die Fluglagenkontrolltriebwerke hatten noch etwas Treibstoff. Die KI war tot. Uns stand unabhängig von der KI ein wenig Computerkapazität zur Verfügung.
    Also, wie wechselt man den Kurs eines Sternenschiffs, wenn man die Maschinen nicht einsetzen kann?
    »Vielleicht«, schlug Alex vor, »können wir ein paar Einrichtungsgegenstände durch die Luftschleuse rauswerfen.«

 
ZWANZIG
     
     
Wir stellen uns stets vor, dass wir die Kontrolle über die Ereignisse innehätten. Aber Tatsache ist, dass wir alle in den Strömen und Strudeln treiben, die uns herumwirbeln, uns stromabwärts tragen. Die einen landen auf sonnengefluteten Ufern, die anderen auf schroffen Felsen.
    Tulisofalla,
Bergpässe (Übersetzt von Leisha Tanner)
     
    Nach jeder vernünftigen Definition eines Sterns war Ramses tot. Kollabiert. Zerschmettert vom eigenen Gewicht. Sein nukleares Feuer war längst ausgebrannt; aber sein Magnetfeld war stärker geworden. Es war eine Billion Mal so stark wie das von Rimway. Oder der Erde. Es schleuderte breite Ströme geladener Partikel durch den Raum.
    Die meisten Partikel entwichen entlang der magnetischen Feldlinien. Von der Oberfläche aus strömten sie entgegen den magnetischen Polen. An der Quelle bildeten sie notwendigerweise einen schmalen Strom, der jedoch immer breiter wurde, je weiter er ins All hinausstieß. Es waren jene Ströme, die den wild rotierenden Himmelskörper mehr oder weniger stabilisierten und den Leuchtturmeffekt hervorriefen. Aber Ramses war ein Leuchtturm, der so wild und schnell herumwirbelte, dass sogar die Lichtkegel durcheinander gerieten.
    »Das ist der Grund, warum die Kegel gelegentlich ineinander verdreht zu sein scheinen«, erklärte ich Alex. »Ramses wirbelt wie verrückt um die eigene Achse, und die Lichtkegel sind Millionen Kilometer lang. Aber die Partikel können sich nur mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, und darum bilden sie Spiralen aus.« Ich hatte Daten in die Prozessoreinheit eingegeben und bekam gerade die ersten Ergebnisse. »Okay«, sagte ich. »Wir sind nicht im Orbit. Aber wir werden direkt durch den Zirkus fliegen.«
    Der Link bimmelte. Transmission von Arapol. Es war ein bisschen so, als würde man auf sein Urteil warten.
    Ich aktivierte die Botschaft. Ein kleiner, plumper Mann tauchte vor uns auf. »Belle-Marie, hier spricht Arapol. Notfalleinheit Toronto ist unterwegs zu Ihnen. Geben Sie uns einen Lagebericht und Ihre Position, damit wir sie zu dem Rettungsschiff weiterleiten können. Funktransmissionen sind in dem Gebiet nicht möglich. Zu viele Interferenzen durch Ramses. Voraussichtliche Ankunftszeit der Toronto: neun Stunden nach Übertragung dieser Nachricht. Halten Sie sich von dem Pulsar fern. Ich wiederhole: Halten Sie sich von dem Pulsar fern.«
    »Neun Stunden«, wiederholte Alex. »Ruf ihn zurück. Sag ihm, das reicht nicht.«
    »Alex«, sagte ich, »sie könnten innerhalb der nächsten zehn Minuten hier eintreffen, und sie wären trotzdem nicht imstande, uns rechtzeitig zu finden.« Wenn der Pulsar den Funkkontakt verhinderte, konnte die Suche Wochen dauern.
     
    Ich fühlte mich nicht sehr gut. »Mir ist schlecht«, sagte Alex. »Denkst du etwa, das liegt an der Strahlung?«
    Ich hatte die Zahlen nicht aus den Augen gelassen. Die Strahlungswerte draußen stiegen weiter an und würden immer weiter steigen, solange wir uns dem Pulsar näherten. Aber sie waren weit davon entfernt, ein Problem für uns darzustellen. »Nein«, sagte ich. »Damit haben wir keine Probleme.« Aber mir wurde schwindelig, und mein Magen drohte, auf schnellen Rücklauf umzuschalten.
    »Gut.« Er sah furchtbar aus. »Bin in einer Minute zurück.« Er befreite sich von dem Rückhaltesystem und wuchtete sich von seinem Stuhl.
    Ich sah zu, wie er zur Luke stolperte. »Sei vorsichtig.«
    Er ging ohne ein Wort hinaus.
    Die Tür zum Waschraum fiel zu. Als er wenige Minuten später zurückkam, sah er immer noch blass aus. »Ich frage mich«, bemerkte er, »ob sie mit den

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