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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Lichter.«
    »Was passiert, wenn wir dort ankommen?«
    »Wir werden frittiert. Falls wir dann noch am Leben sind. Die Strahlungswerte sind jetzt schon sehr hoch.«
    Allzu gut nahm er das nicht auf. Er gab eine Reihe vulgärer Ausdrücke von sich, wie man sie nur selten von ihm zu hören bekam. Und dann erklärte er mir mit kühler, ruhiger Stimme, dass wir etwas tun müssten.
    Ich war selbst nicht weit von einem Schock entfernt. »Ich glaube das einfach nicht«, sagte ich erneut. »Da sieht man, was passiert, wenn man sein Schiff in der Aufsicht von Schwachköpfen zurücklässt.« Jemand hatte Belle neu programmiert oder komplett ausgetauscht. Vermutlich Letzteres.
    Alex’ Augen waren geweitet, und da lag etwas Vorwurfsvolles in seinem Blick. Wie konntest du das nur zulassen?
    Weitere Warnleuchten flackerten auf. Die Strahlungswerte im Umfeld des Schiffs stiegen weiter an. Ich kontrollierte die Flugzeit, den Abstand zwischen Sacracour und Ramses, den Status, den die Quantentriebwerke erreicht haben mussten, bevor der Transit stattgefunden hatte. Das war Ramses. Kein Zweifel. Ein kollabierter Stern. Oder vielleicht auch die ausgebrannten Überreste einer Supernova. So ganz auf der Höhe meiner astrophysikalischen Ausbildung war ich sicher nicht mehr. Auf jeden Fall wusste ich, dass das eine Bestie war, von der wir uns so weit wie nur möglich fern halten sollten.
    Die Lichtbalken flackerten vorbei, rasten so schnell dahin, dass sie nur verschwommen erkennbar waren. Ich fror ein Bild von einem von ihnen ein. »Überwiegend eine Art Kegel aus Röntgenstrahlen und Photonen.«
    »Können wir von hier verschwinden?«
    Das war ein kosmischer Fleischwolf, und wir flogen direkt darauf zu und hatten keine Möglichkeit, den Kurs zu ändern. »Wir haben keine Maschinen«, sagte ich.
    »Wie lange?«
    »Sieben Stunden. Mehr oder weniger.«
    »Was ist mit den Sprungtriebwerken? Können wir nicht einfach wegspringen?«
    »Sie sind ohne die Haupttriebwerke nutzlos.« Ich schaltete den Hyperlichttransmitter ein. »Arapol, hier ist die Belle-Marie. Code White. Wir treiben in der Nähe von Ramses. Schwere Strahlung. Bitten um sofortige Unterstützung. Ich wiederhole: Code White.« Ich fügte unsere Koordinaten hinzu, stellte wiederholtes Senden ein und leitete die Übermittlung ein.
     
    Hilfe würde nicht rechtzeitig eintreffen; also machte ich mich unter der Annahme, dass wir uns selbst würden helfen müssen, an die Arbeit. Zu diesem Zweck rief ich alle Datensätze auf, die sich mit Pulsaren im Allgemeinen und Ramses im Besonderen befassten. Bisher hatte ich nie einen Grund gehabt, mich mit Pulsaren auseinander zu setzen. Das einzige bisschen Information, das ich für wichtig gehalten hatte, war schlicht grundlegend: Halte dich von den Dingern fern. »Er verfügt über ein extrem starkes Magnetfeld«, unterrichtete ich Alex. »Hier steht, dass er er sich sehr schnell bewegt und dabei elektromagnetische Wellen abstrahlt, die zusammen mit den Magnetfeldlinien diesen Effekt erzielen, den du da draußen siehst.«
    »Das Licht?«
    »Ja. Das sind Pulse.« Wir hatten immer noch das Standbild auf einem der Monitore. »Es sind zwei. Ramses ist ein Neutronenstern. Er rotiert sehr schnell, und die Lichtkegel rotieren mit ihm.«
    »Der muss verdammt schnell sein. Das ist vollkommen verschwommen.«
    »Er dreht sich einmal in einer Dreiviertelsekunde.«
    »Soll das heißen, der dreht sich so schnell um die eigene Achse?«
    »Ja.«
    »Wie zum Teufel ist das möglich?«
    »Er ist klein, Alex. Etwa so wie der, der Delta Kay getroffen hat. Er misst nur ein paar Kilometer im Durchmesser.«
    »Und er kreiselt wie eine Todesfee.«
    »Exakt. Dieser hier ist langsam. Manche von denen schaffen mehrere Hundert Umdrehungen pro Sekunde.« Die beiden Schäfte aus blauem Licht entsprangen dem Neutronenstern. Ihre schmalen Enden deuteten in Richtung Pulsar.
    Ich habe seither erkannt, dass ein Pulsar, wie jeder andere superdichte Stern, Probleme hat, sein eigenes Gewicht auszubalancieren. Er zieht sich immer wieder zusammen, bis er eine Art Stabilität aufgebaut hat. Aber je weiter er sich zusammenzieht, desto schneller rotiert er. Der Punkt ist, dass das Magnetfeld komprimiert wird, wenn der Pulsar kleiner wird. Es wird stärker. Es wird zu einem Dynamo.
    »Verdammter Dreck«, schimpfte Alex. »Ich hoffe, wir kriegen irgendwann die Leute in die Finger, die dafür verantwortlich sind.«
    »Sei lieber froh, dass der Quantenantrieb nicht präziser arbeitet.

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