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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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eine gewaltige Distanz zwischen ihr und mir. »Es tut mir Leid, Ma’am. Die Clermo ist nicht für Besucher eingerichtet.« Was auch immer das heißen sollte.
    »Wir arbeiten an diesem Projekt«, so erklärte ich, »unter Federführung von Alex Benedict.« Das war ein Risiko, aber es schien notwendig zu sein. Ich wartete auf ein Anzeichen dafür, dass sie den Namen wieder erkannte. »Ich nehme an, Ihre Arbeitgeber wüssten es zu schätzen, würden Sie der Besichtigung zustimmen.« Das war ein Sprung ins Ungewisse, aber schließlich war Alex ziemlich bekannt.
    »Es tut mir Leid. Wer, sagen Sie, ist das?«
    »Alex Benedict.« Ihre Miene drückte Verwirrung aus, und ich fügte hinzu: »Der Christopher-Sim-Spezialist.«
    »Oh. Dieser Alex Benedict.« Sie hatte immer noch keine Ahnung. »Können Sie bitte einen Moment warten, Mrs. Kimball? Ich muss mit meinem Vorgesetzten Rücksprache halten.«
    Der Vorgesetzte wusste auch nicht mehr als sie. Es erforderte noch einige weitere Anrufe, bis ich endlich eine Geschäftsführerin erwischte, die erklärte, ja, gewiss, sie wären höchst erfreut, einem Bevollmächtigen von Alex Benedict die Clermozu zeigen; sie wisse nur nicht, wann das Schiff zur Verfügung stehen könne.
    So ging es noch einige Tage hin und her, bis wir endlich eine Einladung erhielten, vorwiegend, wie ich vermutete, weil ich ihnen einfach lästig geworden war.
     
    Evergreens Skydeckbüro lag auf Ebene ›Z‹ am unteren Ende des Pulks und weitgehend außer Sichtweite.
    Die Foundation hatte die Polaris 1368 erworben, drei Jahre nach Delta Karpis. Sie hatten sie umbenannt und seither dazu benutzt, leitende Angestellte, Politiker, potentielle Kunden und diverse andere, besonders wohlgelittene Gäste zu transportieren.
    Wir erhaschten aus den Sichtluken der unteren Stockwerke einen ersten Blick auf sie. Sie war kleiner, als ich erwartet hatte, aber mir hätte klar sein müssen, dass sie nicht sonderlich groß sein konnte. Dies war ein Passagierschiff mit einer Kapazität von gerade einmal sieben Personen plus Captain. Nicht viel mehr als bei einer Jacht.
    Die Linien waren altmodisch: ein runder Bug, ausgeweitete Rohrendstücke und ein breiter Rumpf. Ginge es nicht um Geschichte, so wäre die Clermo vermutlich längst ausgemustert worden. Evergreen aber bot sie eine Menge Prestige. Es fiel nicht schwer, sich vorzustellen, wie die leitenden Angestellten der Stiftung ihren hoch geschätzten Passagieren den Arbeitstisch zeigten, den einst Tom Dunninger persönlich benutzt hatte, als die Geschichte das Schiff überwältigt hatte. Ja, wenn die Schotts nur reden könnten.
    Die altmodische Linienführung verlieh dem Schiff einen besonderen Reiz. Aber der Wald aus Scannern, Sensoren und Antennen, der in ihrer Zeit im Dienst der Vermessung den Rumpf bedeckt hatte, war verschwunden. Nur ein paar Schüsseln waren noch zu sehen, die langsam um die eigene Achse kreisten, und einige wenige Teleskope.
    Der Rumpf, einst grau, war nun meergrün. Die Rohrleitungen waren golden, und am Bug prangte eine weiße Sonne. Die Worte AMT FÜR PLANETARISCHE VERMESSUNG UND ASTRONOMISCHE FORSCHUNG waren nicht mehr in Form eines kreisförmigen Schriftzugs an der Luftschleuse zu sehen. Das Siegel der Polaris, Pfeilspitze und Stern, war vom vorderen Teil des Rumpfes entfernt und durch das Wort Evergreen ersetzt worden, dessen weiße Lettern von stilisierten belaubten Zweigen und Weinranken geziert wurden. Das Baumsymbol der Stiftung befand sich gleich hinter der Hauptluftschleuse. Von der ursprünglichen Bezeichnung war nur die Fabrikationsnummer geblieben, die kaum sichtbar am Heck verzeichnet war.
    Wir wurden von einem dürren, diensteifrigen Mann in mittleren Jahren empfangen, der ein Diensthemd mit eingesticktem Baumsymbol auf der Brusttasche trug. Er blickte von seinem Monitor auf, als wir in das Büro von Evergreen schlenderten. »Ah«, sagte er. »Mr. und Mrs. Kimball?« Sein Name war Emory Bonner. Er stellte sich als stellvertretender Bereichsleiter für Skydeck vor. Der Mann hatte seine Hausaufgaben gemacht, und er ließ es sich nicht nehmen, seine Bewunderung für Alex Benedicts Bemühungen in der, wie er sich ausdrückte, Christopher-Sim-Angelegenheit zu beteuern. »Großartig«, sagte er.
    Alex, ausgestattet mit einem falschen Bart und schamlos bis zum Äußersten, kommentierte, Benedict sei in der Tat ein herausragender Ermittler, und es sei ein Privileg, ihn bei diesem Projekt unterstützen zu dürfen.
    Bonner sagte Hallo zu mir,

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