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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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widmete aber im Grunde Alex seine gesamte Aufmerksamkeit. »Darf ich fragen, welches Interesse genau Sie an der Clermo haben, Mr. Kimball?«
    Alex erging sich in einem langen Vortrag über Antiquitäten und den Wert der Clermo als Artefakt. »Manchmal frage ich mich, ob dem Management von Evergreen überhaupt bewusst ist, dass es für dieses Schiff einen potentiellen Markt gibt«, schloss er.
    »O ja«, versicherte ihm Bonner. »Das ist uns durchaus bewusst. Wir haben die Clermo auch stets gut gepflegt.«
    »Ja«, sagte Alex, um noch ein bisschen auf dem Punkt herumzureiten. »Sie haben sie im Dienst gehalten. Das hatte auf lange Sicht keine positive Auswirkung auf ihren Wert.«
    »Nun, wir hielten es dennoch für sinnvoll, Mr. Kimball. Sie würden staunen, würden Sie sehen, welche Wirkung sie auf unsere geschätzten Gäste erzielt.«
    »Davon bin ich überzeugt. Auf jeden Fall werden wir über eine Reihe von Artefakten schreiben, die derzeit grob unterschätzt werden. Jedes von ihnen dürfte nach der Veröffentlichung deutliche Wertsteigerungen verzeichnen.« Er lächelte den kleinen Mann an. »Wenn Sie einen Reibach machen wollen, dann empfehle ich Ihnen zu versuchen, der Foundation das Schiff abzukaufen. Das wäre eine exzellente Investition.«
    »Ja, ich werde noch heute mit ihnen reden und morgen eine Anzahlung leisten.« Dann, wieder ernst: »Wann rechnen Sie mit der Veröffentlichung?«
    »In ein paar Monaten.«
    »Ich wünsche Ihnen viel Erfolg damit.« Er nahm sich einen Augenblick Zeit, auch von mir Kenntnis zu nehmen, und fragte, ob ich auch an dem Projekt arbeiten würde.
    »Ja«, antwortete ich.
    »Wie schön.« Damit war er seiner grundlegenden Verpflichtung zu Höflichkeit und Anstand offenbar ausreichend nachgekommen. »Nun, mir ist bewusst, dass Sie zu tun haben; also schlage ich vor, wir sehen sie uns einmal an.«
    Er führte uns hinaus. Wir gingen durch den Korridor zurück, durch den wir gekommen waren, und blieben vor einem geschlossenen Zugangskanal stehen. Er sagte der Tür, sie möge sich öffnen, und wir gingen hindurch und schlenderten zu den Docks. Er blieb kurz stehen, um mit einem Techniker zu reden, und erteilte ihm einige Anweisungen, die sich anhörten, als dienten sie vorwiegend dazu, uns zu beeindrucken. Einige Augenblicke später folgten wir ihm durch einen weiteren Kanal und kamen neben der Luftschleuse der Clermo wieder heraus.
    Neben der Polaris.
     
    Alles sah ganz gewöhnlich aus. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, ein Gefühl für Geschichte vielleicht. Oder das Schaudern, dass mich überkommen hatte, als wir auf der Engel der Nacht am Ort des Verbrechens gestanden hatten. Was auch immer an jenem Tag bei Delta Karpis geschehen war, es war genau hier geschehen, auf der anderen Seite dieser Luke, und doch empfand ich keinen Ansturm der Emotionen. Stattdessen musste ich ständig denken, dass ich vor mir nicht etwas Unerklärliches hatte, sondern nur einen Gegenstand, der bei einer sorgsam ausgeklügelten Illusion zum Einsatz gekommen war.
    Die Luke stand offen. Bonner und Alex hielten sich zurück und ließen mir die Ehre des Vortritts.
    Die Lichter waren angeschaltet. Ich ging hinein, in den Gemeinschaftsraum, der zweimal so groß war wie der auf der Belle. Es gab drei kleine Tische und acht Stühle, die an den Schotts aufgereiht waren. Bonner fing sofort an, irgendwas daherzuquasseln. Über effiziente Energieausnutzung oder so was in der Art. Die Polaris war luxuriös ausgestattet gewesen, jedenfalls wenn man bedachte, was die Vermessung unter dem Begriff verstand. Aber ihr derzeitiger Zustand ging weit über das hinaus. Die relativ zweckdienlichen Einrichtungsgegenstände, die man in den Simulationen sehen konnte, waren ersetzt worden. Die Stühle waren mit Selbic bezogen, was aussah und sich anfühlte wie weiches schwarzes Leder. Die Schotts, ursprünglich weiß, waren nun dunkel gebeizt. Dicke grüne Teppiche bedeckten die Böden. Gedenktafeln, welche die leitenden Angestellten von Evergreen in Gesellschaft von Präsidenten, Ratsangehörigen und Senatoren zeigten, schmückten die Schotts. (Ich nahm an, dass die Tafeln regelmäßig abgenommen und ausgetauscht wurden, kundenspezifisch auf jede einzelne Reise zugeschnitten, abhängig davon, wer sich an Bord befand.)
    Der viereckige Arbeitstisch und die Displays waren fort, und der Gemeinschaftsraum erinnerte nun mehr an einen Club der gehobenen Klasse. Die Luken im Korridor standen auf der ganzen Länge des Schiffes

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