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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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andrehen.
     
    Der elektrische Kraftfluss um das Schiff herum jagte geladene Partikel in das Shuttle und das Kabel, das an seinem Heck hing. Das Shuttle strebte in Richtung Pulsar, und das Kabel spannte sich. Die Ladung kam über das Kabel auf das Schiff zu und passierte die offene Luftschleuse. Sie umkreiste die Metallhalterung des Schranks und durchdrang die Luke des Unterdecks. Der Draht auf unserer Seite der Luke nahm sie auf und leitete sie zu der Hypercomm-Energiezelle weiter, von der sie in das kurze Kabel gelangte, durch die Luke des Hauptdecks und zur Hauptluftschleuse hinausströmte. Ein bläulicher Lichtbogen zog sich vom Shuttle zur Spitze des kurzen Kabels und schuf eine Verbindung zwischen beiden Punkten. »Was meinst du?«, fragte Alex.
    »Der Kreislauf ist vollständig«, antwortete ich, darum bemüht, die überbrodelnde Freude aus meiner Stimme herauszuhalten. »Ich denke, wir haben ein Magnetfeld aufgebaut.«
    Wieder wurden wir herumgeschleudert, aber bei weitem nicht so schlimm wie beim ersten Mal.
    Binnen weniger Augenblicke spürte ich einen sanften Drall, der uns aufwärts und nach steuerbord trug. »Wir bekommen eine Kursänderung, Alex.«
    »Ja!«, sagte er. »Du hast Recht. Ganz sicher.« Ein breites Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. »Du bist ein Genie.«
    »Magnetfelder mögen sich untereinander nicht«, sagte ich. »Das große versucht, das kleine loszuwerden. Es konnte gar nicht anders kommen.«
    »Natürlich.«
    »Ich habe nie daran gezweifelt, dass es funktionieren würde.«
    Der Schub war konstant, aufwärts und weg von dem Pulsar. Und wir wurden schneller. Wir ritten die Welle, Baby. Bewegten uns in einem lächerlichen Winkel durch das All, aber wen interessierte das schon, solange wir uns nur von den Säbeln entfernten?
     
    Die Toronto brauchte nur fünf Tage, um uns zu finden. Uns war das egal. Uns war lediglich wichtig zu wissen, dass sie irgendwann kommen würden.
    Der Rest war eine Vergnügungsreise. Das Schiff war voll gestopft mit den Schauspielern und dem Regisseur des Musicals Kobaltblau, das überall auf Grand Salinas und westlich davon ein Riesenerfolg gewesen war und sich nun auf dem Weg nach Rimway befand. Leider hatte die Toronto nicht genug Treibstoff übrig, um uns auszuhelfen; also mussten wir mit ihnen fliegen.
    Die Passagiere waren stets auf der Suche nach einem Grund zu feiern, und wir standen auf der Liste ihrer Gründe bald ganz oben. Sie lieferten Essen und Alkohol, und wir durften zuhören, wie Jenna Carthage, der Star der Show, Hearts At Sea zum Besten gab. Es ist schon einige Jahre alt, aber Hearts At Sea, das Schlussstück des zweiten Akts, ist immer noch ein Klassiker. Und Alex bezeichnet es bisweilen als »unser Lied«.
    Ich sollte erwähnen, dass ich die Aufmerksamkeit von Renaldo Cabrieri auf mich zog. Alex hatte nichts für ihn übrig, aber ich mochte den Mann, und es schadete meinem Selbstbewusstsein gewiss nicht, wenn einer der größten Stars romantischer Stücke in der ganzen Konföderation hinter mir her war. Er neigte dazu, etwas übertrieben aufzutreten, aber er war dennoch charmant. Er sorgte dafür, dass ich stets einen Drink in der Hand hatte. Er verfolgte mich mit heißen Blicken, säuselte mir dieses und jenes zu, lächelte auf die reizvollste Art und Weise und fiel einfach in jeder Hinsicht aus dem Rahmen. Irgendwann erzählte mir Alex, mein Verhalten sei peinlich. Ich hingegen dachte, ich hätte es mir ganz einfach verdient.
    Erst ein Diktator, jetzt ein Herzensbrecher. Ich fragte mich allmählich, was als Nächstes kommen würde.

 
EINUNDZWANZIG
     
     
Die meisten von uns bestreiten die Existenz von Geistern. Kein Gespenst, so sagen wir, treibt des Nachts sein Unwesen. Kein Phantom, keine Präsenz, die über dem ersterbenden Feuer verweilt, keine Todesfee, die durch mondbeschienene Bäume streicht. Keine geisterhaften Augen verfolgen uns aus den dunklen Fenstern verlassener Häuser. Aber wir irren. All das ist wahr. Und selbst wenn wir verstanden haben, dass sie alle nur Schöpfungen unseres Geistes sind, sind sie doch nicht weniger real.
    Ferris Grammery,
Die berühmten Geister von Dellaconda
     
    Wir fanden Belle nie wieder. Vermutlich war sie einfach weggeworfen worden, nachdem sie von unserem Schiff geraubt worden war.
    Die KI, die an ihrer Stelle eingebaut worden war, war, wie sich herausstellte, ein Standardmodell, nur ein bisschen moderner als Belle. Aber jemand hatte ein paar Veränderungen vorgenommen, hatte sie

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