Polaris
groß waren wie der Mond daheim. Die Planeten hatten sich erst gebildet, waren noch dabei, Gase und Schutt aller Art aus ihrer direkten Umgebung zu verbannen. Roman Hopkin hatte nicht übertrieben, als er von einer staubigen Umarmung gesprochen hatte. Natürlich kümmerte sich Belle um die Untersuchungen, während wir aus dem Fenster starrten. Sie war viel effizienter, als wir es hätten sein können, und konnte die Dinge simultan im Paket überprüfen. Hätten Alex und ich das tun müssen, wir wären immer noch dort.
Es dauerte mehr als eine Woche.
Mitten in der Nacht weckte mich Belle, um mir zu sagen, dass sie einen Treffer gelandet hätte. »Neunundneunzigprozentige Wahrscheinlichkeit«, fügte sie hinzu. Es war ein großer, missgestalteter Asteroid, zerklüftet, durchbrochen, die Oberfläche bedeckt mit Gebirgskämmen und tiefen Kratern. Kommunikationsanlagen, Sensoren und Kollektoren sammelten sich in den höheren Lagen. Er hatte mindestens sechzig Fluglagenkontrolldüsen. Wir konnten sogar eine Sektion sehen, die ausgeschachtet worden war, um den Eintritt in die Andockstationen zu erleichtern.
»Irgendeine Spur von einem anderen Schiff?«, fragte ich sie.
»Negativ, Chase.« Sie erwähnte nicht, wie leicht man sich in dieser Umgebung verstecken konnte, und das war auch nicht nötig.
»Okay, Belle, ich möchte, dass du das Schiff einen Kilometer von der Außenstation entfernt positionierst. Gleiche Kurs und Geschwindigkeit an die Station an.«
»Wird ausgeführt. «
Außenstationen sind so gebaut, dass eintreffende Schiffe die Tore zu den Docks weit offen vorfinden sollten. Man glitt einfach hinein, dockte an, verließ das Schiff durch eine Einstiegsröhre, und schon war man drin. Mehr ist da nicht dran. Es ist genauso, wie wir es in Meriwether getan hatten.
Aber hier hatten wir einen Asteroiden vor uns, der einfach so in der Finsternis hing. Keine Tore hatten sich bei unserer Annäherung geöffnet, keine Transmission uns über die hohe Kochkunst des Wong-Ti Restaurants informiert, und nirgends war ein Licht aufgeflammt.
Die Station schien sich im Tidal Lock zu befinden, sodass sie dem großen Planeten immer dieselbe Seite zuwandte. Die Oberfläche bestand aus einem Gewirr aus zerklüfteten Felsen und Kratern. Ich konnte hier und dort Luken erkennen. Die meisten waren dazu gedacht, den Zugang zu den Sensoren, Antennen, Teleskopen und/oder Kollektoren zu ermöglichen. Aber damit sollte man rechnen. Es waren Serviceluken. In der Nähe der Andockstationen fand ich jedoch etwas, das aussah wie eine Art Haupteingang. Der würde uns direkt in die Wartehalle der Station führen.
Wir brauchten zusätzliche Lufttanks. Und einen Laser. Für den Fall, dass die Luftschleusen nicht funktionierten.
Sollte Barber dort sein, wusste sie womöglich bereits, dass wir eingetroffen waren. Also bestand keine vernünftige Chance für uns, uns um 04:00 Uhr morgens heimlich anzuschleichen. Ich beschloss, Alex schlafen zu lassen, aber ich ging nicht in meine Kabine zurück. Sollte irgendetwas passieren, dann wollte ich auf der Brücke sein.
Als Alex einige Stunden später auftauchte, war seine erste Frage, ob ich eine Spur von Barber entdeckt hätte. Nein, antwortete ich, alles ruhig.
»Gut«, sagte er. »Vielleicht passiert uns hier doch nichts.«
Ich zeigte ihm die Luke, die wir meiner Ansicht nach nehmen sollten.
Er runzelte die Stirn. »Nein.«
»Warum nicht? Sie ist ideal.«
Er deutete auf eine Serviceluke, die sich zwischen den Felskämmen auf einem abgelegenen Antennenfeld befand. »Die da«, sagte er.
»Alex, das ist weit von den Docks entfernt. Wenn wir da reingehen, haben wir bis zu den Betriebsanlagen eine ziemliche Wanderung vor uns.«
»Das ist richtig.«
»Und warum sollen wir das dann tun?«
»Weil Barber, falls sie hier ist, genauso denken würde wie du. Sie wird damit rechnen, dass wir die Luke neben den Andockstationen benutzen.«
Punkt für ihn. »Okay«, sagte ich. »Aber das ist raues Gelände. Ich bin nicht gerade begeistert von der Vorstellung, das Schiff zwischen diese Felsgrate zu fliegen.«
»Wir müssten springen, richtig?«
»Richtig.« Vielleicht zwanzig Meter oder so.
Unerklärlicherweise schien er das für gut zu halten. »Wir werden die Landefähre benutzen. Oder zumindest ich werde.«
»Was soll das heißen? Wir gehen da doch beide rüber, oder?«
Er bedachte mich mit dem üblichen schelmischen Grinsen.
VIERUNDZWANZIG
Die Macht der Illusion ergibt sich
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