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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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herausgerissen worden war, vermutlich aus einem Schrank.
    Vor mir lag eine weitere Luke, und diese war geschlossen und reagierte nicht auf meine Versuche, sie zu öffnen. Wenn das passiert, liegt das üblicherweise daran, dass auf der anderen Seite Druck vorhanden ist. In diesem Fall hatte ich jedoch das Gefühl, es wäre schlicht eine Sache des Alters. Ich kämpfte etwa eine Minute mit ihr, ehe ich mir den Weg mit dem Laser freischnitt.
    Auf der anderen Seite ging der Korridor weiter. Ich passierte eine Reihe von Lagerräumen, die mit Schränken, Fächern und Kisten ausgestattet waren. Diese enthielten Ersatzteile, Bettzeug, Kabel, Hardware, elektronische Gerätschaften. Als sie abgezogen waren, hatten die Kang sich offenbar nicht die Mühe gemacht, die Station auszuräumen. Ich fragte mich, ob die Letzten, die hier stationiert gewesen waren, gewusst hatten, dass nach ihnen niemand mehr kommen würde.
    Ein Teil des Zeugs schwebte durch den Raum. Bänke, Stühle, Bolzen, steinharte Gewebe, begleitet von einem feinen Dunst aus Partikeln und Schmiere, der alles Mögliche gewesen sein konnte, Überreste von Handtüchern, Kleidung, Filtern oder Nahrung. Alles trieb gegen eine Wand, die wohl auf der Außenseite des Orbits der Station lag.
    Ich war bereits etwa eine Dreiviertelstunde in dem Korridor unterwegs, als ich eine letzte Luke passierte, hinter der die Steinwand endete. Sie wurde durch etwas abgelöst, das einst wohl eine Täfelung dargestellt hatte. Nun war sie rau, trocken und hart, und jegliche Farbe war verblasst. Der Boden war mit Teppich ausgelegt, und meine Haftschuhe rissen immer wieder kleine Stücke heraus. Ich näherte mich einer doppelflügeligen Tür. Einer der Türflügel stand offen. Ich ging hindurch und stellte erleichtert fest, dass ich endlich die eigentliche Station erreicht hatte. Anstelle von Luken tauchten nun mehr und mehr Türen auf. Sie befanden sich zu beiden Seiten des Korridors. Keine von ihnen ließ sich leicht öffnen, doch ich erzwang mir den Weg über so manche Schwelle. Ein Raum hatte einmal als Fitnessstudio gedient. Ich sah ein Laufband, einige Barren und ein paar andere Sportgeräte. In einem anderen Raum befand sich ein trockenes Schwimmbecken samt Sprungbrett.
    Zwei weitere Räume waren mit Bänken und Spinden ausgefüllt. In jedem von ihnen gab es überdies Duschen.
    Ich erreichte eine Treppe und trieb in die nächsthöhere Ebene hinauf, die mich mit einer Lobby begrüßte. Es gab einen langen, gebogenen Tresen auf einer Seite und eine Reihe Geschäfte auf der anderen. Die Regale und Tische in den Geschäften waren leer. Ein Schraubenschlüssel und ein Holzhammer kletterten an einer Wand empor. Sie hatten die Werkzeuge vergessen, ihren persönlichen Kram aber mitgenommen. So etwas hatte ich schon früher erlebt, und manchmal schien es mir, als wollten die Leute absichtlich Rache an allen nachfolgenden Besuchern üben. Jeder dieser Ladenbesitzer hätte Unsterblichkeit erlangen können, hätte er nur seinen Namen und seine Ware zurückgelassen.
    Etliche Korridore zweigten aus diesem Bereich ab. Dort gab es noch mehr Geschäfte und mehr Türen. Ich betrat ein Appartement. Ein Arbeitstisch war fest im Boden verankert. Zwei Stühle schwebten vor einer Wand. Und ein Kissen. Alles war steif und trocken.
    Auch Glasscherben trieben durch den Raum – und ein elektronisches Gerät, eine Art Musikabspielgerät, nahm ich an.
    Ich ging zur nächsten Tür, wo ich ein anderes Bild vorfand. Die Möbel waren im Boden verankert. Die Stoffe waren alt, aber nicht antik. Der Raum war nicht gerade das Golambere, aber durchaus bewohnbar. Und er war in der Tat in der jüngeren Vergangenheit bewohnt worden. In einer Ecke stand ein (relativ) moderner Schubladenschrank. Die einzigen Gegenstände, die frei herumschwebten, waren eine Kaffeetasse, ein Stift und an Spitzendeckchen.
    Ich ging zu dem Schubladenschrank und inspizierte ihn. Vier Schubladen, alle leer. Ich löste ihn aus der Verankerung und sah mir die Rückseite an. Auf einem Schild stand zu lesen: Hergestellt von Crosby Welthandelsgesellschaft. In Standardschrift.
    Ich öffnete einen Kanal zu Chase. »Ich nehme nicht an, dass du mich hören kannst, Schatz«, sagte ich, »aber ich glaube, wir haben es gefunden. Hier haben sie sich versteckt.«
    Ich fühlte mich im Augenblick ziemlich gut. Endlich war ich am Ende des Weges angekommen.
    Chase antwortete natürlich nicht.
    Kommen wir nun zum Sahnehäubchen. Alles, was noch blieb, war, den

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