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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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haben.«
    »Das kann nicht sein. Jacob sagt, er sei über zwei Stunden außer Gefecht gewesen.«
    »Dann müssen sie genau gewusst haben, was sie wollten.«
    Er runzelte die Stirn. »Die Münzsammlung und Fritz Hoyers gesammelte Werke?«
    »Ja. Ich verstehe das auch nicht.«
    Die Küche »vorher« und »nachher« flimmerte über den Wandbildschirm. Der Essbereich. Das Wohnzimmer.
    Im Wohnzimmer gab es vier Sessel, ein Sofa, ein Bücherregal, Beistell- und Kaffeetische. Ein Buch lag aufgeschlagen auf einem der Sessel. Die Vorhänge waren zugezogen. Vina, die heidnische Göttin von Altieri, stand verlockend auf einem Globus ihrer Welt, die langen Arme weit ausgestreckt. Das Buch trug den Titel Mein Leben in der Antike und war auf beiden Bildern auf derselben Seite aufgeschlagen. Bilder schmückten die Wände. Sie zeigten Alex’ Vater (den er nie gekannt hatte) und Gabe, Alex und einige seiner Kunden, und dann waren da noch ein paar von Alex und mir.
    Endlich befahl Alex Jacob mit einem Seufzen, sich auszuschalten, und wir fingen an, durch die Räume zu wandern, Vorhänge und Fenster, Tische und Bücherregale zu studieren. »Sie haben sich eine Menge Mühe gegeben«, bemerkte er. »Dafür muss es einen Grund geben.«
    Hier gab es so viel Zeug, das geradezu darum gebettelt haben musste, gestohlen zu werden: religiöse Statuetten aus Onyx von Carpalla; eine Trommel aus dem neunten Jahrhundert, die von einer düsteren Musiktruppe namens Rausch stammte; ein Satz achtseitiger Würfel aus Dellaconda. »Ich weiß nicht«, sagte Alex. »Das ergibt alles keinen Sinn.« Endlich gaben wir auf, kehrten ins Büro zurück und setzten uns.
    Ein paar Minuten lang saßen wir verwirrt schweigend beisammen. Es war spät, und ich wäre gern nach Hause gegangen. Alex stierte Maddys Jacke an.
    »Ich muss heim, Boss«, sagte ich, stand auf und schlüpfte in meinen Mantel. »Bald ist wieder Morgen.«
    Auch er erhob sich und nickte, achtete aber gar nicht auf mich. Stattdessen ging er zu der Vitrine mit der Jacke, starrte sie eine Minute lang an und prüfte die Tür. Sie war nach wie vor verschlossen.
    »Du siehst so überrascht aus«, bemerkte ich.
    Das Schloss arbeitete elektronisch und war dazu gedacht, Kinder und gelangweilte Erwachsene vom Inhalt der Vitrine fern zu halten. Es war nicht die Art Schloss, die einen Einbrecher hätte abschrecken können. Alex öffnete die Vitrine und schürzte die Lippen. »Sie waren hier drin«, sagte er.
    Wie Sie bereits wissen, liegt das Jackett nicht im Aufnahmewinkel des Imagers, weshalb wir kein Bild davon hatten, wie sie vorher ausgesehen hatte. Aber sie war noch immer sorgsam gefaltet. Für mich sah sie aus wie eh und je. »Alex«, sagte ich geduldig, »wenn sie da drin waren, dann hätten sie die Jacke wohl kaum dort gelassen und sich auch noch die Mühe gemacht, das Schloss wieder zu verriegeln.«
    »Ich bin ganz deiner Meinung, Liebes«, entgegnete er und verzog das Gesicht. »Aber das ist anders als vorher. Sieh dir Maddys Namenszug an.«
    Der Schriftzug war vorher klar und deutlich sichtbar gewesen. Sichtbar war er noch, aber er folgte stellenweise dem Verlauf einer Falte. »So war das vorher nicht«, sagte ich.
    »Nein. Sie haben sie rausgenommen, wieder zusammengefaltet und zurückgelegt.«
    »Das kann doch nicht sein. Warum sollte ein Dieb so etwas tun?«
    »Warum sollte ein Dieb die Juwelen zurücklassen? Oder die Sujannais?« Er trat an den Bücherschrank, schaltete die Beleuchtung ein und betrachtete das langstielige Glas. Das Schloss des Schranks war von der altmodischen Sorte, die einen Schlüssel aus Metall erforderte. Man hätte es ohne Schlüssel aufbekommen können, aber, im Gegensatz zu der Vitrine, nicht ohne es aufzubrechen. »Das ist nicht angerührt worden«, verkündete er.
     
    Am nächsten Tag kamen die Leute von Advanced Electronics, schüttelten ausufernd die Köpfe und verstanden nicht, dass wir so viel dem Zufall überlassen hatten. »Aber nun nicht mehr«, verkündeten sie. »Von jetzt an haben Sie ein ernstzunehmendes Notfallsystem, sollte noch einmal jemand versuchen, ihre Schüssel auszuknipsen. Und falls es doch jemand schafft einzubrechen, wird Jacob die Polizei rufen, und der Eindringling wird schon am Boden liegen, wenn sie eintrifft.« Sie schnappten sich den Generator der Polizei und erklärten, sie würden ihn zurückbringen.
    Dies war der Tag, an dem wir auf dem Papier damit anfingen, die mögliche Umsetzung der Idee bezüglich Radioarchäologie auszuarbeiten.

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