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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Doch Alex war in Gedanken noch immer bei dem Einbruch. »Wir sollten davon ausgehen«, sagte er, »dass sie unsere Datenbestände kennen.«
    »Hast du Jacob gefragt, ob er eine Analyse durchführen kann, um zu bestimmen, ob etwas Derartiges passiert ist?«
    »Er sagt, er kann das nicht feststellen. Wir müssen also vom Schlimmsten ausgehen.«
    »Okay.«
    »Chase, wir müssen jeden informieren, der in letzter Zeit, sagen wir in den letzten zwei Jahren, Geschäfte mit Rainbow gemacht hat, und all diesen Kunden sagen, dass die Details der Transaktionen möglicherweise in die Hand von Dieben geraten sein könnten.«
    Während ich mich darum kümmerte, ging Alex mit jemandem zum Essen, und ich erhielt einen Anruf von Fenn Redfield. Fenn war Polizeiinspektor und ein guter Freund dazu. Er hatte auch schon den ersten Einbruch vor einigen Jahren bearbeitet. »Falls Sie die Möglichkeit haben, Chase«, sagte er, »wäre es vielleicht angebracht, wenn Sie und Alex im Revier vorbeischauen würden.«
    »Alex ist nicht hier«, erwiderte ich. »Er ist mit einem Kunden unterwegs.«
    »Dann wird es sicher auch reichen, wenn Sie allein kommen.«
    Fenn blickte auf eine außergewöhnliche Geschichte zurück. In einem anderen Leben, buchstäblich anders, war er selbst ein kleiner Dieb gewesen und offensichtlich kein sonderlich kompetenter. Bei dem Ereignis, das diese Karriere beendet hatte, war der Eigentümer des Hauses, in das er eingebrochen war, auf der Bildfläche erschienen. Es hatte einen Kampf gegeben, und der Eigentümer wurde durch ein Fenster im ersten Obergeschoss gestoßen und war seinen Verletzungen erlegen. Fenn, der damals einen anderen Namen getragen hatte, war erwischt worden, als er das Anwesen hatte verlassen wollen. Das Gericht befand ihn für schuldig, die vierte Verurteilung, und der Richter stufte ihn als unbelehrbar und als Gefahr für die Gesellschaft ein. Sein Gedächtnis wurde gelöscht, und er wurde einer Persönlichkeitsrekonstruktion unterzogen. Niemand in Fenns neuem Leben hätte das wissen sollen. Er wusste es nicht. Er erhielt eine neue Identität und einen neuen Wohnsitz, weit entfernt von dem Ort, an dem sich das Verbrechen ereignet hatte, einen neuen Satz Erinnerungen und eine neue Psyche. Nun hatte er Frau und Kinder und einen verantwortungsvollen Posten. Er arbeitete hart, machte einen kompetenten Eindruck und wirkte in jeder Hinsicht wie jemand, der sein Leben genießen konnte.
    Ich wusste all das, weil die Schwester des Opfers eine Kundin von Rainbow war. Sie hatte den Mörder tot sehen wollen, und sie hatte mir Bilder von der Verhandlung gezeigt, und auf diesen Bildern war Fenn zu sehen. Unfassbar. Ich erklärte ihr, der Mörder sei auf jeden Fall tot, so sicher, als hätte man ihn im Ozean versenkt.
    Aber ich habe nie irgendjemandem davon erzählt, nicht einmal Alex. Und ich bezweifle, dass dieser Teil meiner Memoiren je veröffentlicht werden wird. Auf jeden Fall werde ich das nicht zulassen, solange ich nicht sicher sein kann, dass dadurch niemandem ein Leid zugefügt wird.
    Ich dachte, er hätte sich gemeldet, weil er den Einbrecher geschnappt hatte. Vermutlich, als der versucht hatte, in ein anderes Haus einzusteigen.
     
    Das Polizeirevier befindet sich am Rand einer Hügelkette, etwa einen Kilometer von dem Landhaus entfernt. Der Tag war außergewöhnlich warm; also beschloss ich, zu Fuß hinzugehen.
    Das Gebäude, ein ehemaliges Gerichtsgebäude, war alt und heruntergekommen und verfügte über viel Platz im hinteren Bereich und im Obergeschoss, doch beides war versiegelt, weil die Polizei keine Verwendung für die Räumlichkeiten hatte und sich die Kosten für eine unnötige Klimatisierung der Räume sparen wollte.
    Die Vorderfront erinnerte an einen vernachlässigten Portikus aus dem dreizehnten Jahrhundert. Ein Haufen gerillter Säulen und schwungvoll gekrümmter Stufen, und ein Springbrunnen, der nicht mehr arbeitete. Ein bisschen prätentiös für ein Polizeirevier. Ich stieg die Stufen empor und ging hinein. Der diensthabende Officer brachte mich direkt in Fenns Büro.
    Fenn war kleinwüchsig und stämmig, und seine Stimme kam irgendwo aus dem Keller. War er außer Dienst, hatte er Spaß an einer netten Party, einem guten Witz oder einer guten VR-Produktion. Aber wenn er die Marke in die Tasche steckte, veränderte sich seine ganze Persönlichkeit. Nicht, dass er übertrieben formell geworden wäre, aber alles, was nichts mit der aktuellen Aufgabe zu tun hatte, empfand er

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