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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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offensichtlich als inkonsequent.
    Er besaß kräftige Kieferknochen, fesselnde grüne Augen, und er hatte eine Gabe dafür, anderen Leuten das Gefühl zu vermitteln, dass alles gut werden würde. Zu seinen Füßen stand ein Plastikbeutel. »Ich weiß nicht, wohin das noch führen soll, Chase«, bemerkte er, als er von einem Dokument aufblickte und mir winkte, Platz zu nehmen. »Wenn schon die Häuser der Leute nicht mehr sicher sind…«
    Er stemmte sich von seinem Stuhl hoch, trat um seinen Schreibtisch herum und benutzte ihn, um sich abzustützen. Das Büro war klein und hatte nur ein Fenster, das zum Nebenhaus hinausführte. Die Wände waren mit Auszeichnungen, Belobigungen und Bildern dekoriert: Fenn neben einem Polizeikreuzer, Fenn, der einer wichtig aussehenden Person die Hand schüttelt, Fenn, breit lächelnd, als jemand einen Satz Streifen an seiner Schulter befestigt. Und ein rußgeschwärzter Fenn, der ein Kind aus einem Katastrophengebiet trägt.
    »Haben Sie sie erwischt?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich fürchte nein, Chase. Ich wünschte, wir hätten. Aber ich habe trotzdem gute Neuigkeiten für Sie.« Er streckte die Hand neben der Couch aus, ergriff den Beutel und hielt ihn mir hin.
    Darin befanden sich die Münzen.
    »Das ging ja schnell«, sagte ich. »Wo haben Sie sie gefunden?«
    »Sie lagen im Fluss.«
    »Im Fluss?«
    »Ja. Etwa zwei Kilometer flussabwärts.«
    Die mit Satin ausgeschlagene Schatulle, die die Münzsammlung beherbergt hatte, war ruiniert, aber die Münzen selbst waren unversehrt.
    »Ein paar Teenager haben auf einem Anleger herumgemacht; da ist ein Gleiter vorbeigekommen, hat in niedriger Höhe über dem Fluss eingeschwenkt und das und die Bücher abgeworfen. Das hat alles in einem mit Gewichten beschwerten Sack gelegen.« Er zog eines der Bücher hervor. Es war patschnass und unrettbar beschädigt; ich konnte nicht einmal den Titel lesen.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte ich. »Warum klauen die das Zeug, wenn sie es dann doch nur in den Fluss werfen? Hatten sie Angst, erwischt zu werden?«
    »Ich habe keine Ahnung. Das passierte in der Nacht, in der sie eingebrochen sind. Am nächsten Tag ist der Junge mit einem Sensor zu der Stelle zurückgekehrt.« Er untersuchte eines der Bücher unter einer Lampe und hielt es mit spitzen Fingern, als wäre es irgendwie unrein. »Das Ganze kam ihm komisch vor; also hat er uns angerufen. Das hier…« Er zog seine Notizen zurate, »… das ist Gott und die Republik.«
    »Ja. Das ist eines von unseren.«
    »Ledereinband.« Seine Kiefermuskulatur arbeitete. »Ich schätze, jetzt ist es nicht mehr besonders wertvoll. « Wir stierten einander an.
    »Klingt, als hätte da jemand einen Groll gehegt.«
    »Falls ja, Chase, dann hätte Alex jetzt kein Haus mehr.« Fenn strich sich mit den Fingern durchs Haar und lieferte eine ganze Serie gepeinigter Mienen. »Das alles ergibt nicht gerade viel Sinn. Sind Sie sicher, dass sonst nichts fehlt?«
    »Was meinen Sie?«
    »Manchmal sind die Diebe eigentlich nur auf eine ID scharf, aber sie klauen noch irgendwas anderes, damit der Eigentümer nicht gleich merkt, was sie vorhatten. Und mit der ID gehen sie dann auf Tour.«
    Ich blickte auf die Kette mit meiner Datendisk herab und dachte darüber nach. »Nein«, sagte ich. »Diese Möglichkeit haben wir gestern Abend überprüft. Haben die Kids den Gleiter erkennen können?«
    »Er war grau.«
    »Das ist alles?«
    »Das ist alles. Die Nummer haben sie nicht gesehen.« Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Fenn eine der Münzen. »Woher stammt das?«
    »Meridianisches Zeitalter. Vor zweitausend Jahren.«
    »Rimway?«
    »Blavis.«
    »Oh.« Er legte die Münze zurück. »Der zuständige Beamte hat mir erzählt, die Diebe hätten einige andere Wertgegenstände zurückgelassen.«
    »Das ist korrekt.«
    »Und dass einige davon frei zugänglich waren.«
    »Auch das stimmt. Sie waren doch selbst schon dort, Fenn. Sie wissen, wie es da aussieht.«
    Die grünen Augen wurden schmal. »Sie und Ihr Arbeitgeber, Sie sollten sich mal Gedanken über die Sicherheit machen.«
    »Haben wir schon.«
    »Gut. Ist höchste Zeit.«
    Ich dachte, die Zeit wäre reif für einen Themenwechsel. »Übrigens«, sagte ich, »haben Sie bei der Suche nach den Leuten, die die Bombe im Proctor Union gelegt haben, schon Fortschritte gemacht?«
    Er grunzte. »Das ist nicht mein Fall, aber wir werden sie kriegen. Wir überprüfen zurzeit jeden Kondi in der Umgebung.« Kondi war eine

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