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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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ihr ging. Zu diesem Zeitpunkt befand sie sich bereits auf dem Weg der Besserung. Am Tag nach meiner Unterhaltung mit Taliaferros Avatar verkündete Alex, er hielte es für seine Pflicht, ihr einen Besuch abzustatten.
    »Warum?«
    »Weil«, antwortete er, »ich mich vergewissern will, dass es ihr gut geht.«
    »Es geht ihr prima.«
    »Ich sollte ihr zeigen, dass ich mich um sie sorge.«
    »Wir haben Blumen geschickt. Ich war bei ihr. Ich verstehe nicht, was das noch bringen soll. Aber wenn du unbedingt willst…«
    »Bürgerpflicht«, konterte er. »Es ist das Mindeste, was ich tun kann.«
    Also gingen wir hin. Sie war inzwischen wieder an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt, und die einzige Spur, die von der Verwundung zurückgeblieben war, war ein blauer Gehstock, der in einer Ecke ihres Büros stand. Von ihrem Fenster aus hätte sie, hätte ihr der Sinn danach gestanden, die Bauroboter beobachten können, die dabei waren, die letzten Trümmer dessen wegzuräumen, was einmal das Proctor Union gewesen war.
    Wir hatten Pralinen mitgebracht, die Alex nun mit großer Geste überreichte. Er konnte schon charmant sein, wenn er wollte. Windy war empfänglich dafür, und man hätte glauben können, die beiden wären die besten Freunde. Von der Verärgerung, die sie mir angesichts unserer Weigerung, die Artefakte zurückzugeben, gezeigt hatte, war nichts mehr zu sehen.
    Ein paar Minuten tauschten wir Trivialitäten aus. Windy hatte das Plänkelspiel wieder aufgenommen, und das erforderte gesunde Beine. Doch allmählich steuerten wir den wahren Grund unseres Besuchs an. Alex schaffte den Übergang, indem er erwähnte, dass er gerade Edward Hunts Ebbe zuEnde gelesen hätte, einen geschichtlichen Abriss diverser sozialer Bewegungen des vergangenen Jahrhunderts. Ein ganzes Kapitel des Buches war Taliaferro gewidmet. »Wussten Sie«, fragte er unschuldig, »dass er ebenfalls auf der Polaris hätte sein sollen?«
    »Oh, ja«, antwortete sie. »Das ist richtig. Wenn Sie sich die ursprüngliche Passagierliste ansehen, werden Sie dort seinen Namen finden.«
    »Was ist passiert?«
    »Irgend so eine Sache in letzter Minute. Ich weiß es nicht.«
    »In letzter Minute…«
    »Sie waren beim Verladen und haben sich für den Abflug bereit gemacht.«
    »Und Sie haben keine Ahnung, warum er dann doch nicht mitgeflogen ist?«
    »Nein. Es heißt, er wäre wegen irgendeines Problems im Büro angerufen worden. Aber ich weiß nicht, wer ihn angerufen hat, und Aufzeichnungen werden Sie davon nicht finden.«
    »Hat es denn bei der Vermessung damals irgendwelche Probleme gegeben? Irgendetwas, das so wichtig war, dass er seinen Flug absagen musste?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Für diesen Tag wurde nichts Derartiges protokolliert. Er ist während der Vorbereitung zum Abflug auf Skydeck angerufen worden, doch das war nichts Offizielles. Es ging immer nur darum, allen viel Glück für ihre Reise zu wünschen.«
    »Vielleicht war es ja eine persönliche Sache«, warf ich ein.
    »Er hat Mendoza erzählt, er hätte einen Anruf aus dem Büro erhalten.« Das Thema langweilte sie. »Natürlich kann es dabei um etwas Persönliches gegangen sein. Vielleicht haben sie einen Anruf von außen weitergeleitet. Ändert das irgendwas?«
    »Wissen wir«, hakte Alex nach, »ob er an diesem Tag in das Verwaltungsgebäude der Vermessung zurückgekehrt ist?«
    »An dem Tag, an dem die Polaris abgeflogen ist? Ich habe wirklich keine Ahnung, Alex.« Sie bemühte sich um eine Miene, die zum Ausdruck bringen sollte, dass sie allmählich Kopfschmerzen bekam. »Wir haben«, führ sie fort, »keinerlei Aufzeichnung von diesem Anruf. Und das ist schon sehr lange her.«
     
    Ich fragte Jacob, was wir über Chek Boland wussten.
    Bolands Spezialgebiet war das Geist-Körper-Problem, und sein Ansatzpunkt war gewesen, dass wir uns schon immer von der Vorstellung der Dualität von Körper und Seele haben hinters Licht führen lassen, dass wir den Geist als körperloses Gebilde sehen, das losgelöst vom Hirn existierte. Und obgleich Tausende von Jahren schon den Beweis des Gegenteils geführt hatten, klebten die Menschen noch immer an dieser überkommenen Vorstellung.
    Boland hatte einen Durchbruch erzielt, hatte das Gehirn kartografiert und aufgezeigt, warum seine eher abstrakten Funktionen holografischer Natur waren und nicht eingebettet in eine bestimmte Region. Warum sie wesentlich für die Art waren, wie ein Gehirn funktionieren sollte.
    Boland war unter Maddys Passagieren der

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