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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Osten schwenkte. »Ich habe keine Ahnung. Warum?«
    »Weil das Glas im Bücherschrank stand. Und in einem Glas kann man nichts verstecken.«
    »Du meinst, jemand hat etwas in einem der Artefakte versteckt?«
    »Ich glaube nicht, dass es daran noch Zweifel geben kann.«
    Ich versuchte, den Gedanken zu verarbeiten. »Dann hat der Dieb die Münzen und Bücher nur genommen…«
    »… um von seinen wahren Absichten abzulenken.«
    »Aber warum hat er die Sachen nicht behalten? Es ist ja nicht so, dass sie keinen eigenen Wert besäßen.«
    »Vielleicht wusste er das nicht«, meinte Alex. »Vielleicht wusste er überhaupt nichts über Sammlerstücke.«
    »Das kann nicht sein«, widersprach ich. »Die ganze Geschichte dreht sich doch nur um Sammlerstücke.«
    »Das glaube ich nicht. Die ganze Sache dreht sich um irgendetwas ganz anderes, Chase.«
    Wir saßen da und stierten einander an. »Alex, falls irgendetwas in den Taschen von Maddys Jacke gewesen wäre, meinst du nicht, wir hätten es merken müssen?«
    »Oh, ja«, sagte er. »Ich kontrolliere die Ware immer sehr genau. Ich habe sogar nachgesehen, ob irgendetwas eingenäht wurde. Außerdem wissen wir inzwischen, dass sie im Haus nicht gefunden haben, wonach sie gesucht haben; sonst würden sie nicht immer noch auf der Jagd sein.«
     
    Das Haus, in dem sich mein Appartement befand, ist ein bescheidenes, dreistöckiges, zweckmäßiges Gebäude in Privatbesitz, das dort schon seit hundert Jahren steht. Es verfügt über vier Wohnungen pro Etage und einen überdachten Pool, der am späten Abend regelmäßig vollkommen verlassen ist. Wir kamen vom Fluss her und sanken langsam auf die Landeplattform herab. Ich hörte Musik von irgendwo und ein perlendes Gelächter. Irgendwie wirkten die Geräusche fehl am Platz. Wir saßen im sanften Lichtschein der Instrumentenbeleuchtung. »Hast du die Bibel durchgesehen?«, fragte Alex.
    »Ja. Da war nichts drin.«
    »Bist du sicher?«
    »Naja, ich habe mir nicht jede Seite angesehen.«
    »Ruf Soon Lee an und bitte sie, noch einmal nachzusehen. Wir sollten uns vergewissern.«
    »Okay.«
    »Und sprich mit Ida. Sie hat den Overall, richtig?«
    »Ja.«
    »Sag ihr, sie soll in den Taschen nachsehen. Und sie soll das Futter kontrollieren, und uns Bescheid sagen, falls sie irgendetwas findet. Egal was.«
    Ich öffnete die Tür und stieg aus. Etwas raschelte in den Bäumen. Alex gesellte sich zu mir. Er begleitete mich zur Tür und vergewisserte sich, dass ich sicher zu Hause ankam. Von Kopf bis Fuß ein Gentleman. »Und wer«, fragte ich ihn, »hatte Zugriff auf die Artefakte? Jemand von der Vermessung?«
    Er wickelte sich enger in seine Jacke. Es war kalt. »Ich habe einen oder zwei Tage nach dem Einbruch mit Windy gesprochen. Sie behauptet, die Artefakte hätten seit der Untersuchung durch die Trendelkommission sicher im Tresor gelegen, und der sei erst vor wenigen Wochen geöffnet worden, als sie ein Inventar für die Auktion anfertigen wollten. Das bedeutet, was auch immer sie suchen, muss in dem Zeitraum platziert worden sein, der zwischen der Öffnung des Tresors und dem Anschlag vergangen ist. Oder im ersten Monat der Untersuchung, damals, 1365.«
    »Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, gab ich zu bedenken.
    Er nickte langsam. »Ich wollte es nur nicht als Erster erwähnen.« Jemand an Bord der Polaris könnte etwas zurückgelassen haben.
     
    Soon Lee rief mich an, um mir zu berichten, dass in der Bibel nichts war. Sie sagte, sie hätte sie Seite um Seite durchgesehen. Nirgends lag etwas zwischen den Seiten, und sie hatte auch keine schriftlichen Vermerke gefunden, die dort nicht hinzugehören schienen. Ida versicherte mir, dass in dem Overall auch nichts versteckt war.
    Das Einzige, was sich in unserem Inventar befand und in direkter Verbindung zu einem der Opfer der Polaris stand, war eine Ausgabe von Pernico Hendricks Sternenwildnis. Das Buch hatte einst Nancy White gehört. Ich hatte ein wenig Zeit übrig; also grub ich es aus und fing an, es durchzublättern. Es war eine lange Geschichte, über siebenhundert Seiten, die sich mit den ökologischen Bemühungen befasste, die von diversen Organisationen in den ungefähr sechzig Jahren vor der Veröffentlichung unternommen worden waren, welche zum Beginn des vierzehnten Jahrhunderts stattgefunden hatte.
    Ich fand nicht viele Anmerkungen. White neigte mehr dazu, die Abschnitte zu unterstreichen, die ihr Interesse erregt hatten, und Frage- oder Ausrufezeichen an den Rand zu setzen.

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