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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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verbeugte sich, lächelte und beteuerte, wie sehr er sich freue, zwei so schöne Frauen zur gleichen Zeit kennen lernen zu dürfen. Ich reagierte etwa so, wie er es wohl erwartet hatte. Und mir kam die Polaris-Tagung in den Sinn. Er war dort gewesen, aber ich konnte ihn immer noch nicht einordnen.
    Wir schüttelten einander die Hände und setzten uns. Ida servierte Tee, und Kiernan fragte mich, womit ich mir meinen Lebensunterhalt verdiene.
    »Ich fliege interstellare Schiffe«, antwortete ich, ausgehend von dem Gedanken, dass es wohl besser wäre, meine Verbindung zum Antiquitätengeschäft bliebe unerwähnt.
    »Tatsächlich?« Er wirkte beeindruckt. »Dann müssen Sie ja schon die ganze Konföderation bereist haben.«
    Er war mir überlegen. Ich erkannte es auf Anhieb, aber ich konnte nichts dagegen tun. Ich fing an, die Namen der jeweiligen Anflughäfen herunterzurasseln, darum bemüht, ihn zu beeindrucken. Und ich wusste, dass Alex, der hinter den Vorhängen lauschte, feixen musste. Aber ich konnte mich einfach nicht zurückhalten. Und als er nickte und sagte, ja, da war ich schon mal, wunderschöner Ort, haben Sie das Loci-Tal gesehen, die Great Falls, da fing ich an, eine gewisse Verbundenheit mit ihm zu fühlen.
    Ich möchte nicht, dass Sie denken, ich ließe mich von jedem gut aussehenden jungen Mann, der des Weges kam, sogleich hinreißen; aber Kiernan besaß eine Art natürlicher Anziehungskraft. Seine Augen waren warm; er hatte ein großartiges Lächeln, und wenn man mit ihm sprach, zeigte er sich überaus aufmerksam.
    »Erzählen Sie uns von dem Buch«, bat ihn Ida, die ebenfalls beeindruckt von ihm war und mir verstohlene Zeichen gab, mit denen sie zum Ausdruck bringen wollte, dass dieser Mann so süß war, er konnte einfach nichts Böses im Schilde führen.
    »Der Titel wird Polaris lauten«, begann er. »Ich habe über hundert Personen befragt, die auf die ein oder andere Weise mit der Polaris zu tun hatten.«
    »Und haben Sie eine Theorie, was passiert ist?«, fragte sie.
    Er wirkte gleichermaßen verlegen wie verblüfft. »Jeder hat eine Theorie, Ida. Ist es Ihnen recht, wenn ich Sie Ida nenne?«
    »Oh, aber gewiss doch, Marcus.«
    »Aber was da draußen geschehen ist, war nicht der Grund, der mich veranlasst hat, das Buch zu schreiben.«
    »Nicht?«, fragte sie.
    »Nein. Tatsächlich untersuche ich vor allem die politischen und sozialen Auswirkungen des Ereignisses. Wussten Sie beispielsweise, dass die Rüstungsausgaben in den acht Jahren nach dem Vorfall um zwölf Prozent gestiegen sind? Dass die Anzahl der Teilnehmer an Gottesdiensten aller Art rund um den Globus während der nächsten sechs Monate um ein Viertel zugenommen hat? Fünfundzwanzig Prozent von drei Milliarden Leuten ist eine beachtliche Menge.«
    »Das ist zweifellos richtig.«
    »Die Statistiken in anderen Bereichen der Konföderation sehen genauso aus.«
    »Das bedeutet nicht«, wandte ich ein, »dass die Polaris etwas damit zu tun hat.«
    »Meiner Ansicht nach steht es außer Zweifel, dass das eine Reaktion auf die Polaris war,Chase. Die öffentliche Stimmung hat sich in dieser Zeit verändert. Das lässt sich auf diverse Arten belegen. Die Leute haben angefangen, Nahrungsmittel und Überlebensausrüstungen zu bunkern. Die Verkaufszahlen für Waffen aller Art sind in die Höhe geschnellt. Als könnte man mit einem Störgerät hoch entwickelte Alientechnologie ausschalten.« Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Aber diesem Lächeln haftete ein trauriger Zug an. »Selbst die Stummen waren davon betroffen, wenn auch in geringerem Ausmaß. Natürlich waren einige Aspekte der Reaktion auf das Ereignis nur temporärer Natur. Aber sogar heute führen die Schiffe, die die Grenzen des bekannten Raums überfliegen, ein kleines Waffenarsenal mit sich.«
    Wir plauschten noch etwa eine halbe Stunde. Schließlich entschuldigte sich Ida dafür, dass wir so viel von seiner Zeit in Anspruch genommen hätten, da er doch gewiss gern den Overall sehen würde.
    »Es ist mir ein Vergnügen, meine Damen«, sagte er. »Aber Sie haben Recht. Ich würde ihn mir wirklich gern ansehen, wenn ich darf.« Wir erhoben uns und gingen in den Salon hinüber. Alex würde den Rest der Vorstellung über einen Monitor verfolgen müssen. Sollte er gebraucht werden, war er nur einen Raum von uns entfernt, aber bisher schien alles unter Kontrolle zu sein.
    Wir gingen den langen Mittelgang des Hauses hinunter. Ida voran, Kiernan als Schlusslicht. Ölgemälde schmückten

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